Von November 1618 bis Mai 1619 kamen im niederländischen Dordrecht bei Rotterdam Kirchenvertreter aus den Niederlanden und aus allen reformiert geprägten Regionen Europas zusammen. „Die Synode war ein kirchliches und politisches Ereignis mit Wirkung bis in die Gegenwart und hatte Bedeutung für die weltweite Kirchengeschichte“, so Hermann Selderhuis, Projektleiter und Herausgeber der Edition und Professor für Kirchengeschichte an der Universität Apeldoorn. Wenn das Projekt abgeschlossen sei, liege mit der Edition erstmals eine komplette Zusammenstellung aller Akten und Unterlagen dieses kirchengeschichtlich so bedeutsamen Ereignisses vor.
Die erste Ausgabe der neunbändigen Reihe befasst sich mit den Akten und Protokollen der Synode an sich. Die folgenden Bände umfassen dann die zahlreichen Protokolle, Berichte, Tagebücher und Briefe, die im Zuge der Synode entstanden. Sie liegen zum Teil in Archiven in vielen Ländern verstreut und sind derzeit auch noch nicht alle bekannt, so Donald Sinnema, ehemaliger Professor der Universität Chicago und Mitherausgeber. Insgesamt so Sinnema, rechne er mit 15.000 Manuskriptseiten, die bearbeitet werden müssten. Aufgabe der Reihe „Acta et Documenta Synodi Nationalis Dordrechtanae“, so der Orginaltitel, sei es, diese Unterlagen in ihren Originalsprachen zusammenzutragen und in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen, sagte Selderhuis. Die meisten Originaltexte sind in Latein, es gibt aber auch Dokumente in niederländischer, englischer, französischer und deutscher Sprache.
Herman Selderhuis stellte die Bedeutung der Synode für die Kirchengeschichte heraus. Die in Dordrecht verfassten Lehrregeln gelten noch heute als Glaubensbekenntnis vieler reformierter Kirchen. Die Beschlüsse der Synode hätten Auswirkungen auf den Katechismusunterricht, Bibelübersetzungen und das Verhältnis von Kirche und Staat gehabt. Politisch hätte die Synode für eine Einigung unter den protestantischen Gebieten der Niederlande gesorgt.
Der wissenschaftliche Leiter der Johannes a Lasco Bibliothek, Marius Lange van Ravenswaay, sprach von einem Jahrhundertereignis. „Die theologisch akademische Welt blickt heute nach Emden.“ Er verspricht sich von dem wissenschaftlichen Projekt viel. „Wir leisten hier Grundlagenarbeit für zukünftige Magisterarbeiten und Dissertationen.“ An dem Editionsprojekt arbeiten Wissenschaftler aus fünf Nationen mit. Zurzeit sind insgesamt 35 Forscher eingebunden. Allein am ersten Band waren sechs Forscher aus den Niederlanden, der Schweiz, England und aus den USA beteiligt. Angestoßen wurde die Herausgabe der Dordrechter Akten von der Johannes a Lasco Bibliothek, die damit seit der Wiedereröffnung vor vier Jahren ihr größtes wissenschaftliches Projekt öffentlich macht.
Der erste Band umfasst 540 Seiten und ist auch als E-Book erhältlich. Die neunbändige Reihe erscheint im Göttinger Verlag Vandenhoeck und Ruprecht. Ursprünglich war es geplant die Reihe zum 400. Jahrestag der Synode im Jahr 2018 abzuschließen. Dies wird nach Angeben von Herman Selderhuis aber nicht mehr zu schaffen sein.
Acta oft he Synod of Dordt, Band 1; Herausgeber Donald Sinnema, Christian Moser, Herman J. Selderhuis, Verlag Vandenhoeck & Rurecht, Göttingen 2015; 540 Seiten, 175,-- Euro, ISBN 978-3-525-55078-6
E-Book: 140 Euro; ISBN 978-3-647-55078-7
Pressemeldung der Evangelisch-reformierten Kirche, verantwortlich: Ulf Preuß, Pressesprecher, 29. Oktober 2014