OBJEKT DES MONATS

Wöchentliche Historische Münz-Belustigung

Wer hätte gedacht, dass sich ausgerechnet in einer numismatischen Zeitschrift aus dem Jahre 1737 ein Porträt und eine Kurzbiografie von dem polnischen Reformatoren und Humanisten Johannes a Lasco (1499-1560) findet? Und doch ist es so. In „Der Wöchentlichen Historischen Münz-Belustigung“ vom 21. August 1737 findet sich ein Artikel über eine Medaille, auf der das Konterfei jenen Mannes zu sehen ist, der zwischen 1542 und 1549 das Kirchenwesen in Ostfriesland im Sinne der zwinglianischen Reformation neu ordnete. Die als „einseitiges Schau-Stuck“ bezeichnete Medaille trägt die Umschrift: „JOHANNES A LASCO. AET. [atis] LVI. A. [nno] DO. [mini] 1557“ Womit gesagt wird, dass a Lasco im Alter von 56 Jahren gemalt wurde, und zwar im Jahre 1557. Demnach wäre er erst 1501, und nicht 1499, wie heute allgemein angenommen wird, geboren worden. Der Verfasser der Beschreibung, der namentlich zwar nicht in Erscheinung tritt, bei dem es sich aber um den Herausgeber Johann David Köhler handeln dürfte, führt an, dass der Auricher Hofprediger Johann Friedrich Bertram in seinem 1732 verfassten „Gründlichen Berichts von Johannis a Lasco, eines vornehmen Polnischen Barons und berühmten Theologi im 16den Seculo, wie auch ersten Evangelischen Superintendenten in Ost-Friesland, merckwürdigen Leben,“ 1499 als Geburtsjahr anführt, und das aufgrund gründlicher Recherchen. Er räumt aber auch ein, dass der Künstler die Jahreszahlen sicherlich nicht willkürlich hinzugefügt habe. Das Bildnis auf der Medaille gleicht dem, das der Kupferstecher Jacob Verheiden nach dem Gemälde a Lascos in der Emder Coetus-Kammer gefertigt hat. Im vorliegenden Falle blickt der Reformator allerdings nach rechts. Das Gemälde in der Coetus-Kammer ist nicht identisch mit dem heute in der Bibliothek hängendem Gemälde, das ursprünglich – und wohl auch zu dem damaligen Zeitpunkt noch – im alten Emder Rathaus hing. Es scheint sich bei dem zweiten Gemälde um ein Porträt gehandelt zu haben, auf dem a Lasco im Profil dargestellt worden war. In älteren Inventarlisten findet es noch Erwähnung, gilt aber als verschollen.

War der Verfasser auch kein Freund der lutherischen Orthodoxie, so hat er aber auch Johannes a Lasco kein gutes Zeugnis ausstellen wollen: Er charakterisiert den sonst als friedliebenden und vermittelnden Humanisten anerkannten Mann als „eigensinnigen, zanck- und herrschsüchtigen, zu lauter Unruhen geneigten/ und sehr hefftigen Mann“, der der Gräfin Anna „den Stroh-Sack vor die Thüre“ warf, wenn sie nicht gleich tat, was er wollte.

Die „Wöchentliche Historische Münz-Belustigung“ erschien von 1729 bis 1750 und wurde dann eingestellt. Herausgeber dieses Periodikums war der bereits erwähnte Johann David Köhler (* 18.1. 1684 in Colditz, + 10.3.1755 in Göttingen), der als Historiker, Numismatiker und Heraldiker sich einen Namen machte. Er bekleidete von 1735 bis zu seinem Tode die Professur für Geschichte an der Göttinger Universität und arbeitete von 1734 mit an der Neuedition des bekannten Wappenbuches von Johann Siebmacher, bei dem es sich auch gegenwärtig noch um die wichtigste Quelle der Heraldik im deutschsprachigen Raum handelt.
Die vorliegende Ausgabe „Der Wöchentlichen Historischen Münz-Belustigung“ wurde vor Kurzem von der Johannes a Lasco Bibliothek erworben.