Das Ringen um Integration und Selbstbehauptung – Der Briefwechsel der ostfriesischen Mennonitin Antje Brons, geb. Cremer ten Doornkaat (1810–1902)

Graphbasierte digitale Edition

Der umfangreiche Briefwechsel der Emder Mennonitin und kirchenhistorischen Schriftstellerin Antje Brons, geb. Cremer ten Doornkaat wird erstmals in Form einer graphbasierten und digitalen Open-Access-Edition allgemein zugänglich gemacht. Die erschlossenen handschriftlichen Zeugnisse werden dabei durch Porträt-, Gruppen- und Objektfotografien ergänzt, die mit den Inhalten der Dokumente verknüpft sind. Das zum Teil noch in Privatbesitz befindliche Textmaterial liegt sowohl in Form von Digitalisaten als auch in einer historisch-kritisch edierten Fassung vor.

Im 19. Jahrhundert gehörte Antje Brons aufgrund ihrer veröffentlichten Bücher und ihres Engagements in kirchen- und bildungspolitischen Fragen zu den wichtigen Stimmen des mennonitischen Täufertums. Die Mennoniten wurden damals nicht als religiöse Gemeinschaft anerkannt. Mit der Einsicht, nur gemeinsam Einfluss auf gesetzgebende Organe nehmen zu können, suchte Antje Brons schon Mitte der 70-er Jahre Kontakt zu anderen Glaubensgenossen, um eine Einigung bzw. einen Zusammenschluss zu erzielen. 1886 wurde in Berlin schließlich die Vereinigung der deutschen Mennonitengemeinden begründet.

Als Mutter von neun Kindern, die sie zeitweise selbst unterrichtete, beschäftigte sie sich mit pädagogischen und psychologischen Fragestellungen. Sie war Mitbegründerin der Comenius-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft und der Volksbildung und zugleich deren einziges weibliches Mitglied. Zum Teil unterstützt von der Maatschappij tot Nut van´t Algemeen realisierte sie zusammen mit anderen in Emden eine Höhere Töchterschule, einen Kindergarten nach den Grundsätzen von Friedrich Fröbel sowie ein Kindergärtnerinnenseminar.

Antje Brons korrespondierte in einem Zeitraum von 1827 bis 1902 über nationale und konfessionelle Grenzen hinweg mit Angehörigen, Freunden, wichtigen Vertretern der Täuferforschung, Predigern, Theologiestudierenden und Persönlichkeiten der ersten Frauenbewegung. Das Themenspektrum umfasst neben spezifisch mennonitischen Problemstellungen und familiärem Austausch auch die Beschäftigung mit dem damaligen Zeitgeschehen sowie Aspekten der Kultur- und Regionalgeschichte.

Die graphbasierte digitale Edition dieser Korrespondenzen ermöglicht es, die Bandbreite der behandelten Diskurse – politisch, familiär, religiös – und ihrer Überschneidungen in ihrer Intertextualität unmittelbarer und direkter abzubilden. Gleichzeitig wird es über die Verwendung von Normdaten möglich, dieses Material in größere Zusammenhänge einzubetten und so die Relevanz von Antje Brons über das eigene Kommunikationsnetzwerk hinaus sichtbar zu machen. Die digitale Erfassung, Auszeichnung und Publikation von Quellen und Begleittexten im Open Access geschieht unter Verwendung der TEI-Semantik und öffnet damit das Material für vielfältige Analyseperspektiven. Verschiedene Zugangsebenen wie einfache und erweiterte Suche, Register aller in den Volltexten identifizierten Entitäten, die Sammlung der mit Registern und Brieftexten verknüpften Fotografien ermöglichen es Forscherinnen und Forschern, die komplexen biographischen und thematischen Zusammenhänge der Briefwechsel und darüber hinaus zu erfassen und aktiv zu untersuchen.

Projektleitung

Stiftung Johannes a Lasco Bibliothek Große Kirche Emden:
Dr. Klaas-Dieter Voß

Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz:
Prof. Dr. Andreas Kuczera

Wissenschaftliche Mitarbeitende

Stiftung Johannes a Lasco Bibliothek Große Kirche Emden:
Dr. Isabel Schnieder

Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz:
Julian Jarosch, M. A.
Sebastian Enns, M. A.

 

Förderer

DFG