Wie Pfeile in der Hand eines Starken, so sind die Söhne der Jugendzeit.
Wenn ich mir dieses Szene vorstelle mit den Sängern vorweg, den Spielleuten, der Kapelle hinterher und den jungen Frauen in der Mitte, dann fällt mir etwas auf, was auch unseren Konfirmandenunterricht geprägt hat und was sich in vielen anderen Lebenszusammenhängen ebenfalls bewahrheitet: Ihr seid in der Mitte! Die Frauen, die jungen und die älteren, stehen im Mittelpunkt einer Gruppe, die manchmal großes Getöse um sich verbreitet, und geben den Takt vor! In biblischen Zeiten gab es keine Notenschrift. Die Menschen hatten wohl überlieferte Melodien, aber im Großen und Ganzen haben sie aus dem Gefühl heraus Musik gemacht. Und diese Prozession, die da in Eurem Bibelwort vorgestellt ist, wäre verloren, wenn die jungen Frauen nicht den Takt des gemeinsamen Musizieren angeben würden.
Und so ist das auch: Ihr schlagt die Pauke, manche von Euch das ein bisschen leisere Tamburin, in dem Takt und Rhythmus, in dem sich der Rest der Gruppe dann bewegt! Konfer und so vieles andere im Leben ohne die besonderen Gaben von Euch Mädchen wäre unvorstellbar. Und das hat auch mit einer Euch eigenen Musikalität zu tun, obwohl nicht jede von Euch ein Instrument spielt. Ihr habt Taktgefühl, könnt nicht nur gut tanzen – manche wie Shakira, manche atemberaubend Limbo -, sondern auch Stimmungen aufnehmen. Ihr reagiert empfindlich, wenn der Ton nicht stimmt, der zwischen Menschen herrscht. Ihr leidet darunter und findet im Gegensatz zu den meisten Jungen Worte dafür und könnt so manches wieder gut machen, was sonst verloren wäre. Ich erinnere mich an Gespräche mit Euch, besonders bei unseren Seminaren abends auf den Zimmern, wenn Ihr so etwas im Gruppenleben gespürt habt und auch ausdrücken konntet.
Taktgeberinnen übernehmen Verantwortung für andere! Und jetzt kann man sagen, dass ist Euch genauso anerzogen wie den Jungen das Energie-auf-ein-Ziel-hin-bündeln, aber egal: Beides tut zu seinen Zeiten einer Gruppe, einer Lebensgemeinschaft von Menschen sehr gut! Und es ist ja nicht so, dass aufmerksame Mädchen nicht auch zielstrebig sein könnten, oder dass es keine taktvollen Jungs gäbe.
Den Takt einer Gruppe vorgeben, ist etwas Starkes; und Ihr seid stark, Mädchen! Wer in der Mitte steht und sich traut, sein Hirn und sein Herz zu benutzen und das, was dabei raus kommt auch in Worte fassen kann und den Mund aufmacht und mutig sagt: „Hej, hier läuft was falsch, lasst uns das so machen! – Nun gib’ doch mal Ruhe, sonst kommen wir nicht weiter!“ hat Anführerinnenqualitäten!
Eure Pauken, Eure Tamburine haben in unserer Gruppe hörbar geschlagen, auch wenn Euch das sicher manchmal Kraft gekostet hat gegen das Krakeel der Sänger und dem Getöse der Spielleute.
Ganz wichtig ist, was den eigenen Takt bestimmt – ob das nur die Anforderungen von Schule und später Beruf und Familie sind, von denen man sich hetzen lässt, oder ob da noch Raum für einen anderen Klang ist, den man aufnimmt und weitergibt.
Ihr habt hier im Unterricht, in der Kirche auch etwas vom Takt Gottes gelernt, vom Rhythmus der gemeinsamen Gebete, vom Stillewerden und sich dann wieder Ausbreiten. Gott hat Euch mit den 60, 70 Schlägen in der Minute einen guten Takt ans Herz gelegt und wenn ihr Euren Paukenschlag danach richtet, Euch nicht aufreiben lasst von all den Ansprüchen, die andere an Euch richten, sondern zu dem steht, was so nur ihr könnt, dann werdet ihr Euren Ort in der Mitte finden als starke junge Frauen, die ihre Pauke, ihr Tamburin hörbar schlagen.
Gott hat ein Großes an uns getan.
Wenn ich nun zum Psalmwort für die Eltern, und damit auch die Paten und Verwandten komme, dann erinnere ich mich an eine Geburtsanzeige von vor ziemlich genau 14 Jahren. Ein junges Paar kündigte die Geburt ihrer Tochter an. Und da die beiden nicht nur bibelfest, sondern auch humorvoll waren und sind, hatten sie ein süßes winzigkleines Baby aufgezeichnet und dazu Psalm 126, Vers 3 geschrieben:
Der Herr hat ein Großes an uns getan, des sind wir fröhlich.
Dieses winzig kleine Baby, das seine Eltern damals als großes Gottesgeschenk empfunden haben, ist heute wirklich groß geworden - über 1,70 sind es bestimmt! Und wenn Sie alle, die Eltern, Paten und Verwandten, heute auf Ihre Kinder schauen, die vor dreizehn, vierzehn, fünfzehn Jahren auch süß und winzig klein waren, dann wird dieses Psalmwort aus der Geburtsanzeige auch für Sie sprechend:
Der Herr hat ein Großes an uns getan, des sind wir fröhlich.
Ihre kleinen Kinder sind groß geworden, aber sie bleiben das Gottesgeschenk, das sie immer waren! Und Sie bleiben die Eltern, die darüber fröhlich sind, dass Sie genau dieses Kind, kein anderes, begleiten dürfen auf seinem Lebensweg.
Es ist ein Geheimnis, das so offensichtlich ist, dass es uns meist spät auffällt: Wir sind und bleiben die Kinder unserer Eltern, die Eltern unserer Kinder - egal wir alt und groß wir werden! Das ist für diejenigen von Ihnen, die heute auch ein bisschen die Wehmut des Abschieds von der Kindheit empfinden, auch als Trost gesagt.
Natürlich verändert sich was: Teenager sind halt irgendwann nicht mehr besonders kuschelig, oder zumindest wollen sie nicht mit Mama oder Papa kuscheln, und auch der Elternthron, den man bisher inne hatte, kann gehörig wackeln. Aber eine grundlegende Bindung in Liebe kann das alles überdauern und Ihre Kinder werden Ihre Nähe immer wieder suchen und Ihre Worte, und Ihren Trost, und Ihren Apfelkuchen - oder was sonst dieses Gefühl von nach Hause kommen auslöst.
Nun aber ist es dran, Ihren - ein bisschen auch unseren - Kindern mit Gottvertrauen den Raum zum Pfeilflug ins Leben zu geben und sie ihren ganz eigenen Paukenschlag fürs Leben finden zu lassen – des sind wir fröhlich!
Amen.