''Kirche in Vielfalt''

EKvW: Interkulturelle Entwicklung wird konkret

Initiatorin und Koordinatorin des Prozesses "Kirche in Vielfalt": Beate Heßler. © EKvW

Die Arbeitsgruppe des Prozesses „Kirche in Vielfalt – Interkulturelle Entwicklung“ hat die Evangelische Kirche von Westfalen mit Arbeitsaufträgen auf den Weg hin zu einer diverseren und offeneren Zukunft geschickt.

Seit knapp zweieinhalb Jahren arbeitet die Projektgruppe an möglichen Wegen, die Evangelische Kirche von Westfalen und ihre Arbeit an interkulturellen Beziehungen weiterzuentwickeln – vor Ort in Gemeinden und Kirchenkreisen, unterstützt durch die Landeskirche. Erste Ergebnisse und Empfehlungen hatte die verantwortliche Steuerungsgruppe in die Frühjahrssynode 2024 eingebracht.

Nun werden die Pläne konkret. Die Vorschläge umfassen unter anderem

  • die Unterstützung von Gemeinden und Organisationen bei der interkulturellen Entwicklung durch eine der Fachstellen im Oikos-Institut für Mission und Ökumene,
  • die Förderung von Kooperationen und Projekten zur interkulturellen Entwicklung mit Mitteln aus der Sonderkasse für Mission und Ökumene (SMÖ),
  • die stärkere Einbindung von Menschen mit internationaler Biografie, den Austausch mit internationalen Gemeinden und die Anerkennung internationaler Bildungsabschlüsse bei der Anstellung von Menschen in kirchlichen Arbeitsfeldern,
  • die Erarbeitung von interkulturellen und rassismuskritischen Bildungsinhalten und Qualifizierungsmaßnahmen,
  • die Erarbeitung eines Konzepts für interkulturelle Seelsorge,
  • die Einrichtung einer Antirassismus- und Antidiskriminierungsbeauftragung auf landeskirchlicher Ebene und die Entwicklung von Leitlinien diskriminierungssensibler Kommunikation für alle Ebenen.

Bereits im Vorfeld der Synode ging es bei der Ökumenischen Konsultation mit rund 60 internationalen Gästen aus Indonesien, aus Palästina und aus den USA um die Frage, was eine vielfältige Kirche ausmacht. Impulse und Workshops dazu gab es von Ephorus Dr. Robin Butarbutar und Pfarrerin Mika Purba aus Indonesien, von der ersten palästinensischen Pfarrerin Sally Azar, von US-Pfarrerin Dr. Velda Love sowie Alena Höfer (EKvW). Angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen machten sie alle deutlich, dass es mehr Verständigung und mehr Verständnis füreinander braucht. Menschen anderer Herkunft wollten in ihrem jeweiligen Land oft genauso leben wie die meisten anderen dort auch. Die Kirche sollte sie als Geschwister willkommen heißen.

Die bisherigen Erfahrungen, Rückmeldungen und Erkenntnisse haben die Fachgruppen innerhalb des Projektes "Kirche in Vielfalt" in einem rund 60-seitigen Reader zusammengestellt, der die Basis für die erarbeiteten Vorschläge darstellt. Die Synode wird nun in den kommenden Tagen über die Vorschläge beraten. Das Ergebnis wird am Mittwoch vorgestellt.

Einen der wichtigsten Punkte stellte Ökumene-Dezernent und Landeskirchenrat Dr. Albrecht Philipps in seiner Einbringung heraus: Die Erfahrungen aller Beteiligten bei der interkulturellen Entwicklung hätten gemeinsam, dass sie „als bereichernd und herausfordernd zugleich erlebt“ werden – „und sie enthalten eine Menge Veränderungspotential.“

Das bekräftigte auch Isolde Karle, Professorin für praktische Theologie an der Ruhr-Universität Bochum, in ihrem Impulsvortrag. „Diversität ist nicht nur bunt und schön, sondern auch anstrengend und mühsam und manchmal sogar schmerzlich. Als Prorektorin für Diversität weiß ich, wovon ich spreche. Aber es ist unumgänglich, wenn wir gemeinsam weiterkommen wollen, wenn wir bereit sind zu lernen und uns infrage stellen zu lassen.“

Das Thema Diversität habe es gerade zwar nicht leicht, weil es etablierte Machtstrukturen und Privilegien herausfordere. Das könne Verlustängste erzeugen und zu Ablehnung führen. Die Kirchen sieht Karle deshalb im Besonderen „herausgefordert, mehr Diversitätskompetenz zu entwickeln – und dies auf allen Ebenen. Wer sitzt bei uns am Tisch? Wer wird eingeladen? Wer bestimmt die Spielregeln? Wir sollten uns das selbstkritisch fragen.“

Diversität mache Kirche reicher und schöner. „Der Tisch, an dem wir sitzen, wird interessanter und lebendiger.“ Diversität sei Christ*innen als Ziel aufgegeben. Denn: „Der Geist Jesu Christi ist dort gegenwärtig, wo soziale und natürliche Unterschiede zwischen Menschen keine Rolle mehr spielen oder doch mindestens relativiert werden.“


Quelle: EKvW