„Herr, du hast mich herausgeholt aus dem Totenreich, zum Leben mich zurückgerufen von denen, die hinab zur Grube fuhren.“ (Ps 30,4)
Liebe Gemeinde,
Vom Tod zum Leben, von der Grube hinauf zur Höhe, vom Abstieg zum Aufstieg! Was für ein Kontrast!1 Vertikaler und gegensätzlicher geht es nicht. Extremer als in diesem Psalmvers, unserem Predigttext, kann man wohl kaum eine Wende zur Sprache bringen.2 Eine regelrechte „Kehre“ wird umschrieben, die nun in die Gegenrichtung führt. Der Psalmist, der hier voller Dankbarkeit schildert,3 was er erlebt hat, lässt uns an seiner Extremerfahrung teilhaben.
Wir kennen vielleicht einige Extremsportarten, in denen man an äußerste sportliche Grenzen herangeführt wird. Sie sind mit hohen Risiken verbunden. Sie stehen für eine außergewöhnliche physische und psychische Herausforderung. Doch in unserem Predigttext geht es nicht um ein Spiel, nicht um Nervenkitzel, sondern der Psalmist, der hier spricht, war schon in der Hölle, auf der anderen Seite der Grenze. Er hat Schreckliches durchgemacht. Man kann hier von einer Grenzerfahrung sprechen.4
Dafür steht der Begriff des Totenreiches, der Scheol.5 Das ist der Ort, der uns im Hiobbuch als ein Ort „ohne alle Ordnung“ (Hi 10,22), als ein „Land der Finsternis und des Dunkels“ (Hi 10,21) beschrieben wird. Und auch die Psalmen kennen das Totenreich als „Land des Vergessens“ (Ps 88,13) und als „Ort des Schweigens“ (Ps 94,17). Hier schweigt auch Gott. Hier gibt es keine Erinnerung an seine Wunder. Das Totenreich ist der Ort „der tausend Wüsten stumm und kalt.“6 Er ist der Ort der größten Gottesferne und damit der bittersten Not. Hier möchte niemand sein, denn – so wussten bereits die Bremer Stadtmusikanten –„etwas Besseres als den Tod finden wir überall“. Genau dort, genau an diesem Nicht-Ort, im Vergleich zu dem es überall besser ist, war der Psalmist. Beschreibend können wir uns ihm wohl nur in Dystopien annähern.
Was der Psalmist in unserem Predigttext schildert, ist eine denkbar kühne Rettungsaktion.7 Es „ist nicht eine Errettung vor, sondern wirklich aus dem Tode; was in den Tiefen der Angst erlitten wird, ist für die Psalmen bereits Sterben und Tod.“8 Es gibt Menschen, die in ihrer Not, in ihrem Elend lebendig begraben sind, gefangen – nicht selten – in einem Grab aus Angst und Sorgen. Der Befreiung aus diesem Grab gilt die Rettung aus dem Tod.
Gibt es einen Namen für diese kühne Rettungsaktion Gottes? Ja, es gibt ihn und wir begehen die nach ihm benannte Zeit in diesen Tagen. Es geht um den Advent. Der Advent ist die kühne Rettungsaktion Gottes. Advent meint: Gott kommt und reißt den Menschen heraus aus der Totenwelt, heraus aus der Finsternis, heraus aus der Gottesferne. Advent bezeichnet ein Geschehen, eine Handlung: das Kommen Gottes.9 Und zugleich bezeichnet „Advent“ den Abschluss und das Ergebnis dieses Geschehens,10 dieser Handlung nämlich, dass Gott gekommen ist und der Mensch nun aus der Totenwelt herausgerissen, ja befreit ist. Wir erwarten also nicht nur, dass Gott in Christus kommen, ja wiederkommen wird. Wir feiern auch, dass er bereits gekommen ist.11 Ja, Jesus ist gekommen. Seine Krippe, sein Kreuz und sein leeres Grab zeugen davon: „Christus, der Retter ist da.“12
Einer, der wie unser Psalmist diese Grenzerfahrung des Advents gemacht hat, ist der Liederdichter Paul Gerhardt, ein Psalmist unserer Tage. In seinem Adventslied „Wie soll ich dich empfangen“ (EG 11) wird gewissermaßen unser Predigttext vertont, wenn es in Strophe 3 heißt: „Was hast Du unterlassen / zu meinem Trost und Freud, / als Leib und Seele saßen / in ihrem größten Leid? / Als mir das Reich genommen, / da Fried und Freude lacht, / da bist du, mein Heil, kommen / und hast mich froh gemacht.“ Das heißt doch wohl in den Worten von Ps 30: Als ich im Totenreich war, als ich mich in der tiefsten Tiefe, mitten in der Scheol befand, als „Leib und Seele saßen in ihrem größten Leid, da bist du, mein Heil, kommen und hast mich froh gemacht.“
Dieses denkbar kurze Wort „da“ zeigt die Rettung an. Es geht um eine Orts- und Zeitangabe, um beides zugleich. Also nicht nur um eine temporale Konjunktion, die Gleichzeitigkeit zur Sprache bringt, also die Vergleichzeitigung von „größtem Leid“ und Gottes Rettungstat anzeigt. Darüber hinaus wird mit dem „größten Leid“ der Ort angegeben, wo Gott eingreift. Gottes Rettungstat, seine Gnade, sie ist in doppelter Hinsicht pünktlich: Sie trifft den Zeitpunkt und sie trifft den „Raumpunkt“ unserer Not. Sie hat einen Zeit-Raum. Sie ist zur rechten Zeit am rechten Ort. Es geht beim Advent um dieses pünktliche „Da“-Sein Gottes,13 das wir erwarten und feiern dürfen. Dieses „Da“ ist das „Da“ des Advents. Es verweist auf das Elend – „da“ ist es – und bringt zugleich die Errettung zur Sprache: die Errettung durch das Kommen Gottes mitten in dieses Elend hinein.
Dieses „Da“, diese einzigartige Orts- wie Zeitangabe des Advents, kann nicht vom Elend des Menschen sprechen, ohne zugleich Gottes Erlösung und unseren Dank dafür zur Sprache zu bringen.14 Dieses „Da“ zeigt uns: Gottes Kommen ist punkt- und zielgenau: Es kommt „da-hin“, ja, er kommt „da-hin“, denn er, Gott, kennt den Ort unseres größten Leides. Er weiß um unser Herz; er weiß, wo der tiefste Schmerz sitzt. Und er geht nicht achtlos über ihn hinweg, ihn ignorierend. Nein, er stößt genau dorthin, da-hin vor. Er kommt, er packt uns und er nimmt uns mit. Er führt uns heraus aus dem Elend, hinauf in die helle Freude des Lebens: „Da bist du, mein Heil kommen, und hast mich froh gemacht.“ Paul Gerhardt bringt diese Trostbotschaft auf den Punkt, wenn er dichtet: „Denn das ist Gottes Ehrentitel: / helfen, wenn die Not am größten.“15
Aber ist das denn wahr, liebe Gemeinde? Hilft Gott wirklich, wo die Not am größten ist? Hat Gott tatsächlich nichts unterlassen zu „meinem Trost und Freud“? Holt er uns wirklich heraus aus dem Totenreich – nicht nur im Jenseits, sondern bereits im Diesseits? Auch aus demjenigen Diesseits, in dem so viele Mensch auch heute bitterste Todeserfahrungen machen – psychisch wie physisch? Wir denken an die Kriege, die in des Menschen Inneren wie in des Menschen Äußeren, also in unserer Welt, toben. Diese kritische Rückfrage hat es ohne Zweifel in sich.
Zu ihrer Beantwortung möchte ich noch etwas genauer auf Paul Gerhardt und sein Leben zu sprechen kommen. Ich bin kürzlich bei der Lektüre von Theodor Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ über Fontanes Porträt von Paul Gerhardt gestolpert.16 Gerhardt war in Mittelwalde im Spreeland, einem kleinen Vorort von Berlin, kurz nach dem 30-jährigen Krieg Pastor. Fontane schildert, wie Gerhardts Frau Maria, eine ohnehin – wie Fontane schreibt – „zart geartete[] Frau“17, „klein und ängstlich [wurde], um sich missgestimmt und bitter fast von einer Glaubenskraft abzuwenden, die weit über die Kraft ihres eigenen schwachen Herzens hinausging.“18 Fontane beschreibt einfühlsam, wie Gerhardt „an der schwermütigen Stimmung seiner Frau“19 seine Lieder erprobte. Immer wieder musste Gerhardt gegen ihre wiederkehrende Schwermut andichten und doch wurde seiner Frau wieder und wieder auch jene Adventszeit geschenkt, von der es bei Fontane heißt: „Alles Leid floß in Tränen, alle Trübsal wurde Licht“20.
Gerhardt war weit davon entfernt zu glauben, dass gläubige Menschen keine Not und kein Leid kennen. Seine Frau und auch sein eigenes Leben bewiesen ihm das Gegenteil. Wir alle brauchen Trost! Und es ist diese Glaubenserfahrung, die Gerhardt in seinem Adventslied beschreibt, die Erfahrung, dass Gott mitten in der Anfechtung, mitten in der Not, ja mitten in dem größten Leid seinen Advent schenkt und sein Kommen wahr werden lässt, sodass das Totenreich seine Pforten wieder öffnen muss und der befreite Mensch diese tiefen Vertrauenssätze aussprechen darf, von denen der Psalter voll ist.21
Ungezählt viele Menschen sind etwa mit dem Ton des 23. Psalms auf ihren Lippen gestorben: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Diese Vertrauenssätze haben ihnen in ihrem Sterben Trost gegeben. Und sie trösten noch heute. Und so dürfen nun auch die ganz Traurigen unter uns heute Morgen wie die Menschen aller Zeiten wissen, dass sie es sind, die der Psalmist vor Augen hat, wenn er vom Wanderer im finsteren Tal22 spricht, den Gott erfahren lässt: „Du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“
Nicht wahr, liebe Gemeinde, wie tröstlich ist doch jenes „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück. Denn du bist bei mir“ (Ps 23,4)?23 Und ich erinnere im Zusammenhang mit Psalm 23 auch gerne an eine Zeile aus dem Gesangbuchlied „So nimm denn meine Hände“, weil ich sie für mich selbst so überaus tröstlich finde: „Ob ich auch gleich nichts fühle / von deiner Macht, / du führst mich doch zum Ziele / auch durch die Nacht“.24 Hier wird die gegenläufige Gotteserfahrung in der Finsternis aus Psalm 23 aufgenommen.
Liebe Gemeinde, machen wir uns nichts vor: Wir alle fürchten die Nacht, das finstere Tal und das uns treffende Unglück. Und wir alle haben es nötig, uns von Paul Gerhardt gesagt sein zu lassen, wohin wir „im größten Leid“ blicken dürfen. Auf niemand anderen als auf Christus. Es ist seine Krippe, sein Kreuz und sein leeres Grab, auf das wir schauen dürfen.25 „Wie soll ich dich empfangen?“, so fragt Paul Gerhardt und meint damit ihn, Christus allein: „O Jesu, Jesu, setze / mir selbst die Fackel bei.“26
Es geht um Christi Advent! Die Blickrichtung der Ausgangsfrage Paul Gerhardts: „Wie soll ich dich empfangen?“ wird im Verlauf des Liedes gewissermaßen von uns Menschen auf Christus hin verschoben. Hier findet ein regelrechter Subjektwechsel statt. Es geht beim Advent nämlich nicht um das Herbeischaffen Gottes und das Herbeierwarten Jesu kraft unseres menschlichen Vermögens.27 Gerhardt weist ein solches „Ziehen“ ausdrücklich zurück: „Ihr dürft euch nicht bemühen / noch sorgen Tag und Nacht, /wie ihr ihn wollet ziehen / mit eures Armes Macht. / Er kommt, er kommt mit Willen, ist voller Lieb und Lust, / all Angst und Not zu stillen, / die ihm an euch bewusst.“28
Die kritische Frage nun, was Gott denn getan hat „zu meinem Trost und Freud“, lässt sich nur im Blick auf Jesus beantworten. Dessen ist Paul Gerhardt gewiss. Er steht damit in guter reformatorischer Tradition. Der Heidelberger Katechismus etwa verweist auf den so merkwürdigen und sich doch ganz eng an unseren Predigttext anlehnenden Passus aus dem Glaubensbekenntnis, in dem es heißt: „Hinabgestiegen in das Reich des Todes“ (descensus ad inferos): „Damit wird mir zugesagt“, so der Heidelberger in Frage 44, „dass ich selbst in meinen schwersten Anfechtungen gewiss sein darf, dass mein Herr Christus mich von der höllischen Angst und Pein erlöst hat, weil er auch an seiner Seele unaussprechliche Angst, Schmerzen und Schrecken am Kreuz und schon zuvor erlitten hat.“29
Der Heidelberger betont damit: es gibt keine Gottverlassenheit, die Christus nicht kennt.30 Er selbst hat sie durchlitten, als er schrie: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mk 15,34). Und auch Martin Luther blickt in seinem „Großen Katechismus“ hinsichtlich der Frage, ob Gott nichts unterlassen hat, zu „meinem Trost und Freud“, auf Christus: „Er hat uns arme, verlorene Menschen aus der Hölle Rachen gerissen, gewonnen, freigemacht und wieder in des Vaters Huld und Gnade gebracht und hat uns als sein Eigentum unter seinen Schirm und Schutz genommen, um uns durch seine Gerechtigkeit, Weisheit, Gewalt, Leben und Seligkeit zu regieren.“31 Im Ergebnis heißt das nach Luther: „So sind nun jene Tyrannen und Stockmeister (Gefängnisaufseher) [auch die in unserem Inneren, nicht nur die in unserem Äußeren; M.H.] alle vertrieben und an ihre Stelle ist Jesus Christus getreten als ein Herr des Lebens.“32
Die Reformatoren sind sich bei aller Unterschiedlichkeit in der Akzentuierung33 darin einig: „[E]s gibt keine Bedingung der Gottesferne, die endgültig ‚heillos‘ sein müsste: Christus ist in die ‚untersten Keller‘ auch unserer Gott- und Hoffnungslosigkeit hinabgestiegen. Wir sind an keinem Punkt des Himmels, der Erde und auch dessen, was man Hölle nennt, ‚Christus-los‘.“34 Denn er, „Christus, ist das Ziel und Zentrum aller Dinge“ (Christus finis omnium et centrum)35 – so Luther. Wie sollte er nicht auch genau da bei uns sein, wenn und wo „Leid und Seele sitzen, / in ihrem größten Leid?“
Ja, liebe Gemeinde, wir dürfen die Wende des Advents, diese große Kehre, nachvollziehen und auf ihn blicken. Auf ihn blickend, werden wir das erfahren, was unser Predigttext beschreibt: „Ich lag in tiefster Todesnacht, / du warest meine Sonne, / die Sonne, die mir zugebracht / Licht, Leben, Freud und Wonne. / O Sonne, die das werte Licht / des Glaubens in mir zugericht‘, / wie schön sind deine Strahlen!“36
Amen
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1 Vgl. Hans Walter Wolff, Anthropologie des Alten Testaments, KT 91, 5. Aufl., München 1990, 37.
2 Von der „Wende des Lebens“ spricht im Blick auf Ps 30 Bernd Janowski, Konfliktgespräche mit Gott. Eine Anthropologie der Psalmen, 4. Aufl., Neukirchen-Vluyn 2013, 279.
3 B. Janowski (a.a.O., 270) identifiziert Ps 30 formgeschichtlich als „Danklied des einzelnen“.
4 B. Janowski (a.a.O., 279) spricht von Grenzerfahrungen, die Ps 30 zugrunde liegen.
5 Vgl. Gottfried Rau, Art. Totenreich, in: Calwer Bibellexikon. Bd. 2: L–Z, hg. von Otto Betz u.a., Stuttgart 2003, (1367f.) 1367.
6 Friedrich Nietzsche, Der Freigeist (1884), in: ders., Nachlass 1884–1885, KSA 11, hg. von Giorgio Colli / Mazzino Montinari, München 1999 (Neuausgabe), 329.
7 Ellen T. Charry, Psalms 1–50. Sighs and Songs of Israel, Brazos Theological Commentary on the Bible, Grand Rapids 2015, 152, spricht von “rescue operation“. So auch B. Janowski, Konfliktgespräche, 275.
8 Ingo Baldermann, Ich werde nicht sterben, sondern leben. Psalmen als Gebrauchstexte, WdL 7, Neukirchen-Vluyn 31999, 58.
9 Hans G. Ulrich (Wie Geschöpfe leben. Konturen evangelischer Ethik, EThD 2, 3. Aufl., Münster 2023, 42) hebt hervor, dass es beim Advent nicht um irgendeine, sondern immer eine bestimmte Geschichte geht. Gott wird nämlich in seinem Kommen konkret.
10 Sprachwissenschaftlich ausgedrückt, ist Advent sowohl ein nomen actionis als auch ein nomen acti.
11 Walter Kreck hat von der „Zukunft des Gekommenen“ gesprochen und seiner „Eschatologie“ diesen sprechenden Titel gegeben. Walter Kreck, Die Zukunft des Gekommenen. Grundprobleme der Eschatologie, 2. Aufl., München 1966.
12 EG 46,2 („Stille Nacht“).
13 Vgl. Hans-Joachim Kraus, Systematische Theologie im Kontext biblischer Geschichte und Eschatologie, Neukirchen-Vluyn 1983, 143: „Gottes Sein teilt sich mit in der Geschichte seines Kommens.“ Dort kursiv.
14 Der Heidelberger Katechismus bildet dies gewissermaßen mit seinen drei Teilen „Von des Menschen Elend“ (Fragen 3–11), „Von des Menschen Erlösung“ (Fragen 12–85) und „Von der Dankbarkeit“ (Frage 86–129) ab. Alle drei „Dimensionen“ kommen in Ps 30,4 zur Sprache.
15 EG 371,9 („Gib dich zufrieden“).
16 Zu Fontane und Gerhardt vgl. Wilhelm Hüffmeier, „Alles Ist Gnade“: Beobachtungen zu Kirche und Theologie bei Theodor Fontane, in: ZThK 95 (2/1998), (250–276) 267.
17 Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Vierter Teil: Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow, hg. von Gotthard Erler / Rudolf Mingau, Berlin 2005, 274.
18 A.a.O., 275.
19 Ebd.
20 Ebd.
21 Zum Verhältnis der Psalmworte zur Theologie vgl. die Bemerkung von Brain Brock, Singing the Ethos of God: On the Place of Christian Ethics in Scripture, Grand Rapids / Cambridge 2007, 272: „The centrality of song and prayer in Israel’s experience of God is based on a deep connection between the source of praise and the reality of God’s presence. Song is a basic form of Israel’s theologizing, because it is concomitant to a theology of advent. Song precedes but is properly accompanied by the more analytical and critical work of doctrinal and canonical formation.”
22 Martin Buber (Die Schrift. Verdeutscht von Martin Buber gemeinsam mit Franz Rosenzweig, Bd. 4: Die Schriftwerke, 5. Aufl., Heidelberg 1980, 38) übersetzt mit „Todschattenschlucht“.
23 Vgl. I. Baldermann, ebd.
24 EG 376,3. Dazu: Peter Bukowski, Die Bibel ins Gespräch bringen. Erwägungen zu einer Grundfrage der Seelsorge, 2. Aufl., Neukirchen-Vluyn 1995, 82.
25 Treffend Gerhard Sauter, Schrittfolgen der Hoffnung. Theologie des Kirchenjahres, Gütersloh 2015, 53: „Gottes Menschwerdung bringt in eins mit dem Kreuzestod Jesu und seiner Auferstehung die Vollendung des Handelns Gottes zum Vorschein. Darauf will die Adventszeit uns vorbereiten, wie es beispielsweise im Lied von Paul Gerhardt „Wie soll ich dich empfangen / und wie begegn ich dir“ (1653; EG 11) anklingt.“ Dort z.T. kursiv. Siehe auch Martin Nicol, Weg im Geheimnis. Plädoyer für den Evangelischen Gottesdienst, 3., erweiterte Aufl., Göttingen 2011, 312: „Adventszeit ist Bußzeit, Zeit der Bereitung auf die Ankunft des Herrn. Dabei oszilliert der ‚Advent‘, die Ankunft: einerseits Ankunft des Herrn in der Welt (Weihnachten), andererseits Ankunft am Ende der Zeit (Wiederkunft). Zwischen Inkarnation und Eschatologie spannt sich der Bogen der Adventszeit.“
26 EG 11,1.
27 Das ist hoch bedeutsam, nicht zuletzt für die Ethik: „Die grundlegende Frage heißt nicht, wie wir Menschen das Gute erreichen, das im Gefälle unseres Strebens liegt, sondern wie das Erbarmen Gottes zu uns kommt, wie es uns begegnet, wie es uns ergreift. Es geht um eine adventliche Ethik. Werden wir die Aufmerksamkeit haben, Gottes Kommen zu bemerken?“ So treffend Hans G. Ulrich, Wie Geschöpfe leben, 118f. Der Ethik ist die Erscheinung Gottes in seiner uns Menschen zugewandten Güte vorausgesetzt: „Die Ethik richtet sich auf diesen Advent, sie verliert ohne diese messianische Logik ihre Richtung.“ A.a.O., 158. So auch a.a.O., 215.
28 EG 11,7.
29 Der Heidelberger Katechismus. Für den Jugendunterricht in evangelischen Gemeinden vereinfachte Ausgabe, 6. Aufl., Neukirchen-Vluyn 1975, 34. Ähnlich Johannes Calvin, Genfer Katechismus (1545), in: Calvin Studienausgabe Bd. 2: Gestalt und Ordnung der Kirche, hg. von Eberhard Busch u.a., Neukirchen-Vluyn 1997, 35–37 (Fr. 65–70).
30 Vgl. Eberhard Busch, Credo. Das Apostolische Glaubensbekenntnis, Göttingen 2003, 207.
31 Martin Luther, Der Große Katechismus, KT 142, 2. Aufl., Gütersloh 1998, 91.
32 Ebd. Vgl. Christofer Frey, „Also sind nun alle Tyrannen und Stockmeister vertrieben…“ Ein evangelisches Verständnis der Freiheit und die Frage der Autonomie, in: ders., Konfliktfelder des Lebens. Theologische Studien zur Bioethik, hg. von Peter Dabrock / Wolfgang Maaser, Göttingen 1998, 49–61.
33 Jan M. Lochman (Das Glaubensbekenntnis. Grundriss der Dogmatik im Anschluss an das Credo, 2. Aufl., Gütersloh 1985, 122) weist darauf hin: „Für spätere Dogmatiker war es konfessionsgeschichtlich von Interesse, dass die Deutung Luthers unsere Aussage [scil. „niedergefahren zur Hölle“; M.H.] bereits der Erhöhung Christi zuordnete […], während Calvin in ihr den tiefsten Punkt der Erniedrigung des Gottessohnes sah. Die geistigen Söhne der beiden Reformatoren fochten dann an entsprechenden Fronten ihre dogmatischen Scharmützel aus.“ Zur Deutung der Höllenfahrt Christi bei den Reformatoren vgl. auch Jürgen Moltmann, Das Kommen Gottes. Christliche Eschatologie, Gütersloh 1995, 278–284. Zur Deutung in der Orthodoxie vgl. die Bildmeditation zur Osterikone der Ostkirche von Karin Ulrich-Eschemann, Leben, auch wenn wir sterben. Christliche Hoffnung lernen und lehren, Göttingen 2008, 34–37.
34 J.M. Lochman, Das Glaubensbekenntnis, 123.
35 Zit. nach Hermann Dembowski, Wahrer Gott und wahrer Friede. Aufsätze und Vorträge zwischen Ost und West, hg. von Heino Falcke / Henning Schröer, Leipzig 1995, 7.
36 EG 37,3 („Ich steh an deiner Krippen hier“).