''Sie, Frau Bundeskanzlerin, tragen beim UN-Klimagipfel eine historische Verantwortung'', heißt es in der Überschrift.
Der Appell ermutigt die Bundeskanzlerin sich für ein rechtlich bindendes Abkommen unter den Staaten einzusetzen. Die Unterzeichner begrüßen den Einsatz der Kanzlerin und bezeichnen ein ambitioniertes und verbindliches Abkommen als eine moralische Verpflichtung für Deutschland, die sich aus den historischen Emissionen ableite. Handeln jetzt sei deutlich kostengünstiger als Nichthandeln und bedeute zudem für Deutschland Export- und Arbeitsplatzchancen.
Deutschland müsse daneben seinen fairen Anteil an der internationalen Finanzierung für Klimaschutz und Anpassung in den Entwicklungsländern tragen. Notwendig sei eine Summe von jährlich sieben bis zehn Milliarden Euro zusätzlich zu den 0,7 % Entwicklungshilfe, zu der sich Deutschland verpflichtet habe.
Neben Kirchenpräsident Schmidt gehören u.a. die Direktorin von Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel, der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, der IG-Bau-Vorsitzende Klaus Wiesehügel und die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, zu den Unterzeichnern. Insgesamt wenden sich 68 Persönlichkeiten in dem Appell an die Beteiligten des Klimagipfels. Der Kopenhagen-Appell ist am Montag, 14.12., als Anzeige in der Wirtschaftzeitung Handelsblatt erschienen.
Kompletter Text des Kopenhagen-Appells:
"Sie, Frau Bundeskanzlerin,
tragen beim UN-Klimagipfel eine historische Verantwortung.
Der Klimagipfel in Kopenhagen muss ein Erfolg werden. Ein Scheitern hätte katastrophale Folgen. Sie, Frau Bundeskanzlerin, tragen eine historische Verantwortung. Wir begrüßen Ihren Einsatz der letzten Wochen und unterstützen alle Bemühungen der Bundesregierung für ein faires, ambitioniertes und rechtlich bindendes Klimaabkommen.
Für Deutschland ist dies zum einen eine moralische Verpflichtung, die sich aus den historischen Emissionen ableitet. Zum anderen legt schon ökonomische Vernunft nahe, entschieden zu handeln. Ambitioniertes und faires Handeln ist deutlich kostengünstiger als Nichthandeln. Ein ehrgeiziges und rechtlich verbindliches Abkommen bedeutet gerade für Deutschland enorme Export- und Arbeitsplatzchancen.
Nachdem wichtige Industriestaaten ihre Klimaschutzziele erhöht haben und auch die Schwellenländer wachsende Bereitschaft zu mehr Klimaschutz zeigen, ist es jetzt an der EU deutlich zu machen, dass sie in Kopenhagen zum angekündigten 30-Prozent-Ziel für 2020 steht. Gestützt auf jüngste Berechnungen der Internationalen Energieagentur sehen wir zudem Spielraum, sich deutlich in Richtung 40-Prozent-Marke zu bewegen. Der Anteil der zuhause erbrachten Reduktionen muss gleichzeitig deutlich gesteigert werden.
Wir möchten die Bundeskanzlerin darin bestärken, dass Deutschland seinen fairen Anteil an der internationalen Finanzierung für Klimaschutz und Anpassung in den Entwicklungsländern trägt. Dies bedeutet, dass Deutschland bis 2020 zusätzlich zu den im Rahmen des 0,7-Prozent-Ziels bereits versprochenen Entwicklungstransfers öffentliche Gelder in Höhe von jährlich sieben bis zehn Milliarden Euro bereitstellt. Ohne solche Finanzzusagen wird es kein ambitioniertes und gerechtes Gesamtabkommen geben.
Wir ermutigen die Bundeskanzlerin, nicht locker zu lassen, bis sichergestellt ist, dass sich die Regierungen in Kopenhagen auf ein rechtlich bindendes und ratifizierbares Abkommen einigen, welches dann innerhalb weniger Monate finalisiert wird."