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Die Zumutung, dennoch zu hoffen
Predigt zu Jeremia 29,1.4-11 (21. Sonntag nach Trinitatis)
Dies sind die Worte des Briefs, den Jeremia, der Prophet, aus Jerusalem gesandt hat an den Rest der Ältesten der Verbannten und an die Priester und an die Propheten und an alles Volk, das Nebukadnezzar in die Verbannung geführt hatte von Jerusalem nach Babel. Er lautete:
So spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, zu allen Verbannten, die ich in die Verbannung geführt habe, von Jerusalem nach Babel: Baut Häuser und wohnt darin, pflanzt Gärten und esst ihre Frucht, nehmt Frauen und zeugt Söhne und Töchter, und nehmt Frauen für eure Söhne und gebt eure Töchter Männern, damit sie Söhne und Töchter gebären, damit ihr dort zahlreicher werdet und nicht weniger. Und sucht das Wohl der Stadt, in die ich euch in die Verbannung geführt habe, und betet für sie zum HERRN, denn in ihrem Wohl wird euer Wohl liegen. So spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: Eure Propheten, die in eurer Mitte sind, und eure Wahrsager sollen euch nicht täuschen; und hört nicht auf ihre Träume, die ihr euch von ihnen träumen lasst. Denn verlogen weissagen sie euch in meinem Namen. Ich habe sie nicht gesandt! Spruch des HERRN. Denn so spricht der HERR: Erst wenn siebzig Jahre erfüllt sind für Babel, werde ich mich um euch kümmern. Dann werde ich mein gutes Wort an euch einlösen und euch zurückbringen an diese Stätte. Denn ich, ich kenne die Gedanken, die ich über euch denke, Spruch des HERRN, Gedanken des Friedens und nicht zum Unheil, um euch eine Zukunft zu geben und Hoffnung.
Wer sind wir? Wo kommen wir her? Wohin gehen wir? Was erwarten wir? Was erwartet uns? Diese Fragen bedrängen uns. Sie werden auch eine Gemeinde bewegen, die ihr 350jähriges Bestehen feiert. Und sie treiben die Kirche als Ganze um. „Kirche mit Zukunft“ lautet das Motto, unter dem die westfälische Landeskirche ihren Reformprozeß vor einiger Zeit begonnen hat. Bisweilen gewinnt man freilich den Eindruck, in all den kirchlichen Strategiepapieren werde die Hoffnung des Glaubens eher beschworen als fröhlich bezeugt. Warum nur bleibt die Zukunft Gottes, von der in kirchenamtlichen Texten gesprochen wird, so merkwürdig blaß und blutleer?
Die Hoffnung, so heißt es, stirbt immer zuletzt. Wer ohne Hoffnung lebt, ist schon so gut wie tot. Allerdings gibt es trügerische Hoffnungen, Illusionen, die uns um das Leben betrügen, weil wir darüber, daß wir ihnen nachrennen, die Gegenwart verlieren. Ein hoffnungsloser Realist wird jedoch zum Zyniker, der nach der Maxime lebt: „Nach mir die Sintflut.“ Solcher Zynismus zerstört die Menschlichkeit des Menschen, die sich nach biblischem Zeugnis im Dreiklang von Glaube, Liebe und Hoffnung erfüllt.
Hoffnung und Realismus schließen sich nicht aus. Nur eine realistische Hoffnung, welche die Gegebenheiten der Wirklichkeit nicht ausblendet, erweist sich als tragfähig. Nur sie bewahrt den langen Atem und die erforderliche Geduld auf dem steinigen Weg zum Ziel. Vor allem aber muß die Hoffnung begründet sein, soll sie sich nicht wie eine Fata Morgana verflüchtigen. Worin also finden die Hoffnungen ihren Halt, die wir, sei es in unserem persönlichen, sei es im gesellschaftlichen Leben, hegen? Woraus schöpfen wir die Kraft zum Hoffen? Trägt uns eine begründete Zuversicht, oder treibt uns die nackte Verzweiflung, die sich in Traum- und Gegenwelten flüchtet? Selbst fromme Wünsche können schließlich aus der Verzweiflung geboren sein.
Die Hoffnung des Glaubens gründet in Gottes Zusagen. Diese aber sind nicht mit unseren menschlichen Wünschen und Vorstellungen zu verwechseln. „Gott“, so hat der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer geschrieben, „erfüllt nicht alle unsere Wünsche, wohl aber alle seine Verheißungen.“ Dieser Ausspruch könnte auch als Motto über dem Brief stehen, den der Prophet Jeremia vor beinahe 2.500 Jahren an die jüdische Gemeinde im Babylonischen Exil schrieb. Dorthin war die Bevölkerung Jerusalems nach der Zerstörung der Stadt im Jahre 587 v. Chr. unter dem König Nebukadnezar verschleppt worden. Für die Deportierten war, wen wundert es, eine Welt zusammengebrochen. Ihre Heimat schien für immer verloren, ihr Staat war untergegangen, ihr Heiligtum, der Tempel in Jerusalem, zerstört. Das Leben und Weiterleben erschien den verzweifelten Juden sinnlos.
Es traten selbsternannte Propheten auf, Heilsprediger, welche die baldige Rückkehr nach Jerusalem versprachen und den Menschen das predigten, was sie in ihrer Trauer und Verzweiflung gern hören wollten. Wer ihnen Glauben schenkte, blieb auf seinen gepackten Koffern sitzen und dachte nicht im Traum daran, sie auszupacken. Zwar führten die Deportierten nur wenige Habseligkeiten bei sich, trösteten sich aber damit, gewissermaßen noch einen Koffer in Jerusalem zu haben. Nächstes Jahr in Jerusalem, das war die Hoffnung, an die sie sich wie an einen rettenden Strohhalm klammerten.
Wie mögen diese Menschen auf Jeremias Brief reagiert haben? Wie konnte dieser es wagen, sie ihrer letzten Illusionen zu berauben und damit allen Mut zu nehmen? War es Empörung und Zorn oder schiere Verzweiflung, wozu seine Zeilen die Leute trieben? Wie sehr wurden sie von Jeremia vor dem Kopf gestoßen! Von wegen nächstes Jahr in Jerusalem! Siebzig Jahre sollte es dauern, bis die Nachgeborenen wieder in das Land der Väter zurückkehren dürften. Siebzig Jahre! Ein ganzes Menschenleben! Keiner der jetzt Erwachsenen würde die Rückkehr noch erleben, vielleicht nicht einmal die schon vorhandenen Kinder, bestenfalls die noch Ungeborenen, die noch gar nicht Gezeugten oder vielleicht erst die Kindeskinder. Siebzig Jahre! Ein ganzes Leben lang im Land des Feindes, in der Fremde! Wer hält das aus? Ohne Hoffnung, ohne irgendeinen Trost?
Jeremias Brief war eine Zumutung. Was er zumutete, war einerseits die schmerzvolle Anpassung der eigenen Lebensperspektive an die tatsächlichen Gegebenheiten. Was er zumutete, war andererseits, dennoch die Hoffnung lebendig zu halten. Das jüdische Volk hat damals wie auch in seiner späteren Geschichte, erstaunlich genug, dem Propheten Jeremia und nicht den Heilspredigern Glauben geschenkt. Es hat sich damals im Exil eingerichtet, Bäume gepflanzt, Häuser gebaut, Nachkommen gezeugt und seine Identität dadurch gewahrt, daß es an seinem Gottesglauben, den Lebensweisungen seines Gottes und an der Hoffnung auf seine Verheißungen festhielt.
Israel machte die Erfahrung, daß Gott seinem Volk nicht nur im gelobten Land, sondern auch in der Fremde, in der Diaspora zur Seite stand und die Treue hielt. Mit der göttlichen Verheißung, gewissermaßen mit der Zukunft im Rücken, lernt das jüdische Volk das Heute anzunehmen, hier und jetzt zu leben und zu glauben. Falsche Heilspropheten und Unheilspropheten gibt es auch heute. Die einen wollen uns dazu verführen, das Heil in der neuen Innerlichkeit einer privaten Patchwork-Religion zu suchen. Positives Denken ist ihre individualistische Antwort auf die drängenden Zukunftsfragen und Lebensnöte. Die Unheilspropheten dagegen beschwören die drohende Apokalypse, heiße ihr Name nun Atomkrieg oder Klimakatastrophe.
Jeremia beschwor seine Adressaten, Häuser zu bauen und Gärten anzulegen. Mancher fühlt sich dabei vielleicht an jenen Ausspruch erinnert, der fälschlicherweise Martin Luther zugeschrieben wird: „Und wenn ich wüßte, daß morgen die Welt untergeht, so wollte ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ So laßt uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen – oder vielleicht doch nicht? Wer nicht recht glauben mag, daß schon morgen die Welt untergehen könnte, möchte das Bäumepflanzen lieber auf das nächste Frühjahr verschieben. Andere dagegen werden es für zynisch halten, auf die globalen Gefahren keine bessere Antwort zu haben, als ein Apfelbäumchen zu pflanzen oder sich um seinen kleinen Schrebergarten zu kümmern.
In der Tat kann man ja fragen, welchen Sinn es haben sollte, einen Obstbaum zu pflanzen, dessen Früchte niemand mehr ernten wird. Wäre eine solche bestenfalls symbolisch zu nennende Aktion nicht genauso unsinnig, wie wenn sich ein Krebskranker im Endstadium beim Zahnarzt noch Jacketkronen anfertigen ließe? Nun mag, wer gerne Äpfel ißt, meinetwegen noch ein Bäumchen pflanzen. Aber soll man die verbleibende Zeit auch noch damit verbringen, ein Haus zu bauen und Kinder in die Welt zu setzen? Sollte man ihnen das Leben in einer kinderfeindlichen und verseuchten Umwelt nicht besser ersparen? Soll man Anlegen von Gärten, das Häuserbauen und das Kinderkriegen nicht wenigstens auf bessere Zeiten verschieben und stattdessen das Leben im Hier und Jetzt in vollen Zügen genießen? So oder ähnlich denken doch heute nicht wenige Zeitgenossen.
Ich möchte an Dietrich Bonhoeffer erinnern, der in einer wahrhaft dunklen Zeit gerade aus dem Brief des Propheten Jeremia an Menschen im Babylonischen Exil Kraft zum Hoffen, Leben und Handeln schöpfte. Sowohl der apokalyptischen Weltflucht als auch dem genußsüchtigen Zynismus galt es seiner Absicht nach zu widerstehen. Sowohl dem Pessimismus der Besserwisser, die immer schon alles Unheil haben kommen sehen, als auch dem dümmliche Optimismus des „Immer weiter so!“ erteilte Bonhoeffer eine klare Absage.
„Den Optimismus als Willen zur Zukunft soll niemand verächtlich machen“, schrieb er in der Haft, „auch wenn er hundertmal irrt; er ist die Gesundheit des Lebens, die der Kranke nicht anstecken soll. Es gibt Menschen, die es für unernst, Christen, die es für unfromm halten, auf eine bessere irdische Zukunft zu hoffen und sich auf sie vorzubereiten. Sie glauben an das Chaos, die Unordnung, die Katastrophe als den Sinn des gegenwärtigen Geschehens und entziehen sich in Resignation oder frommer Weltflucht der Verantwortung für das Weiterleben, für den neuen Aufbau, für die kommenden Geschlechter. Mag sein, daß der Jüngste Tag morgen anbricht, dann wollen wir die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand legen, vorher aber nicht.“
So gesehen hat auch alles Planen und Hoffen, das sich auf die Zukunft der Kirche und der Gemeinden richtet, seine Berechtigung. Es gibt ein technokratisches Verständnis von planbarer Zukunft, das gar nicht mehr mit der Zukunft Gottes, mit seinem Kommen und seiner Verheißung rechnet, die sich menschlicher Verfügung entziehen. Es gibt aber auch eine Sorglosigkeit, die nichts mit dem Aufforderung Jesu: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, so wird euch alles andere zufallen“, zu tun hat, sondern ein Ausdruck von fehlendem Verantwortungsbewußtsein ist, wie es uns doch das Jesu Gleichnis von den Talenten einschärft.
In den siebziger Jahren ließen sich noch unbekümmert Kirchenlieder wie das bekannte „Komm, Herr, segne uns“ dichten, in dem es heißt: „Weil du reichlich gibst, müssen wir nicht sparen“. Wer heute für die Finanzen der Kirche oder einer einzelnen Gemeinde Verantwortung trägt, wird diese Zeilen jedenfalls nicht allzu wörtlich nehmen dürfen, will er nicht grob fahrlässig handeln. Es ist heute eben nicht nur vor der Herrschaft der Technokraten, sondern auch vor manchen Träumern zu warnen, welche die uns aufgetragene Verantwortung für die Zukunft der Kirche nicht ernst genug nehmen. Jeremias’ Warnung vor den falschen Propheten, die nur beschwichtigen, gilt auch heute.
Gewiß, Die Zukunft der Kirche, die Zukunft dieser Gemeinde wie auch das Schicksal jedes Einzelnen von uns liegt in Gottes Hand, nicht in unseren Händen. Nicht wir leiten die Kirche, kein Presbyterium, keine Synode, kein Präses und keine Oberkirchenräte, sondern Christus. Er lehrt uns zu beten: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie ihm im Himmel so auf Erden.“ Nicht von uns, sondern von Gott allein ist alles zu erbitten und zu erhoffen.
Gott selbst aber ist es, der uns zu verstehen gibt, daß wir für den Weg seiner Kirche durch die Zeit Mitverantwortung trägt. Häuser zu bauen, umzubauen und gegebenenfalls auch abzureißen, Gemeindearbeit zu gestalten, die nachkommende Generation im christlichen Glauben zu erziehen, die dafür erforderlichen Organisationsformen zu schaffen und nötigenfalls zu reformieren, das Wohl der Stadt zu suchen, in der die Gemeinde ansässig ist, und für sie zu beten, all das ist unsere Aufgabe, die wir zu erfüllen haben, bis der Jüngste Tag kommt. Dafür tragen nicht nur kirchenleitende Personen Verantwortung, sondern wir alle, wenn wir das Priestertum aller Gläubigen ernstnehmen.
Unsere Zuversicht sollen und dürfen wir dabei aber ganz auf Gott richten, der seine Kirche nicht verläßt, der sie vielleicht sogar gegen den derzeitigen Trend wieder wachsen läßt. Warum also sollen wir nicht hoffen, ganz wie es seinerzeit Jeremia der Exilsgemeinde anriet, daß unsere Gemeinden irgendwann einmal wieder zahlreicher werden und nicht weniger? Gibt es dem noch etwas hinzuzufügen? Ich meine: ja. Es gibt nämlich heute nicht wenige Menschen, die es für unernst, Christen, die es für unfromm halten, auf eine bessere Zukunft jenseits aller irdischen Möglichkeiten zu hoffen. Sie haben dafür gute Gründe. Mit Recht kritisieren sie ein Christentum, das uns in billiger Weise auf ein imaginäres Jenseits vertrösten will. Und hat nicht gerade Bonhoeffer die Christen dazu aufgefordert, „in der vollen Diesseitigkeit des Lebens“ auf neue Weise glauben zu lernen?
Gewiß, es gab und gibt eine unredliche Art und Weise, das irdische Leben in einem übertragenen Sinne als Leben in der Fremde, im Exil, zu deuten. Schon das Judentum wußte und weiß bis heute um die Schizophrenie eines Lebens im Aufschub, unter dem Vorzeichen des „als ob“. Nächstes Jahr in Jerusalem: Das konnte für das Diasporajudentum auch zur Lebenslüge werden. Wird nicht die Fremde irgendwann zur Heimat? Wie redlich ist es, wenn sich Christen auf die Mahnung des Apostels Paulus berufen, zu haben als hätte man nicht, wenn doch niemand von uns im Ernst glaubt, die Zeit bis zur Wiederkunft Christi sei so kurz, wie Paulus überzeugt war? Ist dieser eschatologische Vorbehalt, wie er in der theologischen Fachsprache genannt wird, nicht längst zu einem Vorbehalt gegenüber der Eschatologie geworden? Gewiß, die Hoffnung auf das Reich Gottes und die Auferstehung der Toten gehört weiter zum überlieferten Bestand unseres Glaubens. Aber muß es nicht frei nach Paulus heute heißen: Hoffen, als hoffte man nicht?
Daß wir im Vorletzten leben, verkommt zur bedeutungslosen oder die Weltförmigkeit des modernen Christentums verschleiernden Phrase. Wer will es einem gutsituierten, bürgerlichen Christentum noch abnehmen, wenn es nach nunmehr fast zweitausend Jahren in seinen Kirchenliedern noch immer davon singt, welch ein Jammertal dies Erdenleben sei und wie sehr man sich nach der himmlischen Heimat sehne? Daß wir einen soliden Beruf erlernen, einen Bausparvertrag abschließen und an die Zukunft unserer Kinder denken sollen, dafür braucht Gott uns Mittelstandschristen wahrlich keinen Propheten wie Jeremia zu schicken. Das alles tun wir ohnehin und haben uns halbwegs bequem eingerichtet in diesem angeblichen Jammertal.
Aber steckt in der Deutung unseres Daseins als Leben in der Fremde nicht doch eine tiefe Wahrheit, die das Christentum nicht nur mit dem Judentum, sondern auch mit anderen Religionen teilt? Wird heute nicht unter dem Eindruck der neuzeitlichen Religionskritik und von dem heißen Wunsch geleitet, die Kritiker in ihrer Kritiksucht noch überbieten und so gewissermaßen auf der rechten Fahrspur überholen zu wollen, in der Kirche zuviel vom Diesseits geredet, so daß der Transzendenzbezug des Glaubens verloren geht?
Auf Bonhoeffer, den ich heute schon zitiert habe, dürfen wir uns dabei ebenso wenig berufen wie auf Jeremia. In der vollen Diesseitigkeit des Lebens glauben heißt für Bonhoeffer nämlich etwas ganz anderes als an die volle Diesseitigkeit des Lebens zu glauben. Gewiß, „nur wenn man das Leben und die Erde so liebt, daß mit ihr alles verloren und zu Ende scheint, darf man an die Auferstehung der Toten und eine neue Welt glauben.“ Auch dieser Satz stammt von Bonhoeffer. Doch eben der zweite Halbsatz, der vom Glauben an die Auferstehung der Toten und eine neue Welt spricht, wird so leicht unterschlagen, und zwar sowohl von einem verbürgerlichten wie von einem ökoapokalyptisch überspannten Christentum.
Ist nicht gerade dies die offene Frage, vor der wir heute stehen: was es heißen kann, in der vollen Diesseitigkeit an die Auferstehung der Toten und eine neue Welt zu glauben? Zurückgeworfen auf die Anfänge des Verstehens sollten wir den Brief des Propheten Jeremia nicht vorschnell zum Altpapier geben, sondern noch einmal gründlich lesen.
Dr. Ulrich H. J. Körtner, Professor für Systematische Theologie in Wien