Psalm
Psalmmelodien zum Mitsingen und -summen
Psalm 45 ist ein Lied zur Hochzeit des Königs. Zu einer Zeit, als das Königtum in Jerusalem längst Vergangenheit war, wird er in die Bibel aufgenommen. Schon im Judentum wird die Aussage des Psalms auf die Gottesgemeinde als „Braut“ gedeutet. Die kirchliche Auslegung hat diese Interpretation übernommen. „Der Glanz aber, der über Ps 45 liegt, geht aus von der prophetisch geschauten Schönheit des ewigen Königtums, das alle Spuren der Vergänglichkeit, Verborgenheit und Entstellung abgestreift hat und nur noch Freude und Feier, Saitenspiel und vollkommenes Glück mit sich bringt“ (H.J. Kraus).
Die neue Bereimung von Detlev Block nimmt den Lobcharakter des Psalms auf und verwebt seine Aussage mit der Gewissheit der Zukunftsmacht und Herrlichkeit Gottes, die am Tag „Christi Himmelfahrt“ gefeiert wird. Der Psalm kann insbesondere im Gottesdienst am Himmelfahrtstag oder am Sonntag danach an jeder Stelle des Gottesdienstes gesungen werden. Wer die lange Melodie nicht einüben möchte, kann als Alternative diesen Psalm in der Bereimung von Detlev Block als Lesung verwenden.
1. Dir, meinem König, will ich Ehre bringen / und dir von Herzen schöne Lieder singen. / Du bist der Herrlichste vor aller Welt, / im Wort ein Meister, in der Tat ein Held. / Glückselig ist, wer deinem Glanz begegnet, / denn Gott hat dich für alle Zeit gesegnet. / Du liebst die Wahrheit und Gerechtigkeit / und führst für sie in Vollmacht Kampf und Streit.
2. Regiere über uns und alle Mächte, / zeig deine Güte, lehre deine Rechte! / Dein Thron steht ewig fest als Gottes Thron, / du, Göttlicher, bist sein gesalbter Sohn. / Dein Zepter sei willkommen uns und allen, / bis einst die Völker dir zu Füßen fallen. / Du bist die Zukunft und der Menschheit Ziel. / Dich rühme Lobgesang und Saitenspiel!
3. Der König ruft und trägt nach dir Verlangen. / Er will auch dich in seinem Reich empfangen. / Zieh an das golddurchwirkte Ehrenkleid, / nimm Schmuck und Freudenöl und sei bereit! / Denn die er liebt, die Armen und die Sünder, / die nimmt er an als freie Königskinder / und macht sie überschwänglich groß und reich. / Er liebt und ruft an seinen Thron auch euch.
4. Mein König, du erwählst durch die Geschlechter / dir immer neue Söhne, neue Töchter, / die du in deinem Reich zu Fürsten machst / und deren Weg du leitest und bewachst. / Für alle, die noch kommen und die kamen, / lobsing ich dankbar deinem hohen Namen. / Erzählen will ich bis auf Kindeskind, / dass deine Werke lauter Wunder sind.
Melodie: 1543 / Genf 1551 / Text: Detlev Block 1990
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
„Im Kultus Israels wird dem im Heiligtum gegenwärtigen Gott mit Lob und Anbetung gehuldigt. Der jubelnde Hymnus gilt dem König der Welt (V. 3-6) und dem Hirten seines Volkes (V. 7a). Doch mitten in dem rauschenden Lobpreisen bricht die Stimme der prophetischen Mahnrede ein. Am Beispiel der Wüstengeneration wird demonstriert, dass Gott die Verstockten aus der Heilsfülle seiner Ruhe ausschließt (vgl. Hebr. 3,8ff; 4, 3ff).“ (H.J. Kraus).
Die bekannte Bereimung von Matthias Jorissen, von der noch vier Strophen im Gesangbuch verblieben sind, gibt dem Psalm eine angemessene Sprache. Am Sonntag Rogate („Betet!“) kann dieser Psalm an jeder Stelle im Gottesdienst gesungen werden. Seine Melodie ist weithin bekannt, weil sie dem Adventspsalm 24 entspricht.
1. Auf, singt dem HERRN, singt seinem Ruhm, / der seinem Volk und Eigentum / sich als ein Fels und Heiland zeiget! / Kommt vor sein Angesicht mit Dank / und einem jauchzenden Gesang, / da er sich huldreich zu uns neiget!
2. Der HERR ist hoch und groß an Kraft, / ein König, der die Kön’ge schafft / und in den Staub darnieder leget. / Seht seine Hand, sie hält und deckt / den Schatz, der tief im Abgrund steckt, / und was der Berge Gipfel träget.
3. Sein ist das Meer, sein ist das Land, / sie zeigen ihres Schöpfers Hand. / Seht, was wir sind, hat er gegeben. / Kommt, lasst zu unserm Gott uns ziehn, / vor ihm anbetend niederknien / und unsern Schöpfer hoch erheben!
4. Er, der uns schuf, ist unser Gott, / wir sind, weil er es so gebot, / sein Volk und Schafe seiner Weide. / Hört ihn, da er noch heute spricht: / »Verhärtet eure Herzen nicht!« / Ja, ihm gehorchen bringet Freude! /
Melodie: Straßburg-Genf 1542 / Lyon 1548 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
“Die Aussagen des Ps 63 kreisen um das Geheimnis und Wunder der Huld Gottes. Wie das dürre Land nach Regen lechzt, so verlangt der Beter nach der Begegnung mit der Macht und Majestät Gottes. Der Psalm ist erfüllt von Äußerungen des Dankes und des Vertrauens. Der Psalmsänger lebt von dem Sich - Halten, dem Kleben an Gott, und von dem Gehaltensein durch ihn (V. 9). Dieses Bekenntnis deutet an, dass es über allen vordergründigen Gütern und Gaben des Lebens eine einzige alles bestimmende und allein tragende Macht gibt: die Huld Gottes, durch die der Mensch erhoben wird, eine neue Wertbestimmung seiner Existenz zu erkennen. ‚Alles, was man im Leben haben und genießen kann, steht zurück hinter der Gnade’ (Bernhard Duhm). Diese tiefgründige Hochschätzung der Gottesgemeinschaft bildet die eigentliche Mitte des tiefen Psalms.” (H.J. Kraus)
Matthias Jorissen hat zu der schönen Melodie, die auch zu Psalm 108 Verwendung findet, einen bewegenden Text geschaffen. Durchgehend ist er in der Form der Anrede an Gott gehalten und erreicht in Strophe 5 eine große geistliche und menschliche Tiefe. Am Sonntag vor Rogate können wir von diesem Psalm lernen, was beten heißt.
1. O HERR, mein Gott, mein Heil bist du. / Dich such ich morgens in der Frühe, / mein Leben ist voll Angst und Mühe, / und außer dir ist nirgends Ruh. / Nach dir nur dürstet meine Seele / und sehnet sich mein Leib. Ich fand / an allen Orten dürres Land / und nirgends eine Lebensquelle.
2. Säh ich dich doch im Heiligtum / und fände bei dir satte Weide, / an deiner Macht und Ehre Freude / und wärst du doch mein Trost und Ruhm. / Denn köstlicher als dieses Leben, / o Gott, ist deine Güte mir, / drum sollen meine Lippen dir / auch noch im Tode Ehre geben.
3. Mein Leben ist dir ganz geweiht. / Ich heb empor bis an mein Ende / in deinem Namen meine Hände. / Dir geb ich Preis und Herrlichkeit. / Dein Lob mit meinen Lippen singen, / ist köstlicher als alles Gut, / erquickt mein Herz und macht mir Mut, / dir meinen Dank stets darzubringen.
4. Mit einem Herzen, voll von dir / leg ich mich nachts zur Ruhe nieder, / schlaf ein, und froh erwach ich wieder, / denn du bist immer noch bei mir. / Oft wollen meine Kräft ermatten, / doch du warst meine Kraft, mein Teil. / O HERR, mein Gott, du bist mein Heil, / ich ruh in deiner Flügel Schatten.
5. HERR, meine Seele hängt dir an, / denn außer dir find ich kein Leben. / Die ganze Welt kann mir nicht geben, / nur du gibst, was mir helfen kann. / Du wolltest meine Rechte fassen, / noch hält mich deine rechte Hand. / Ich habe mich zu dir gewandt, / ich kann und will von dir nicht lassen. Melodie: Genf 1551 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
Der Psalm besteht aus zwei Teilen: V. 1-12 und V. 13-20. Der erste Teil ist ein Lied der Gemeinde, der zweite das Danklied eines einzelnen. Beides ist hier zusammengefügt. „Die Heilstat, die der einzelne erlebte, ist dem Heilsgeschehen in Israel zwar unmittelbar zugeordnet, aber doch zugleich auch untergeordnet. Alle Hilfe und Rettung, die der einzelne erfährt, hat ihren Ursprung und ihre Quelle in dem machtvoll in Israel hervorgetretenen Heil... Und so klingt in Ps 66 auf wunderbare Weise zusammen: Der Hymnus der Gemeinde und die dankbare Erzählung des einzelnen. Allen Völkern aber wird das Heil des Gottes Israels bezeugt. Sie werden in das Lob hineingezogen.“ (H.-J. Kraus)
Die schöne Bereimung von Jorissen ist sehr bekannt und leicht singbar. Psalm 66 kann im Gottesdienst an verschiedenen Stellen verwendet werden. Str. 1-5 sind als Eingangspsalm der Gemeinde brauchbar, Str. 6-8 als Antwort eines einzelnen auf die Hilfe Gottes.
1. Jauchzt, alle Lande, Gott zu Ehren, / rühmt seines Namens Herrlichkeit, / und feierlich ihn zu verklären, / sei Stimm und Saite ihm geweiht. / Sprecht: Wunderbar sind deine Werke, / o Gott, die du hervorgebracht, / auch Feinde fühlen deine Stärke / und zittern, HERR, vor deiner Macht!
2. Dir beuge sich der Kreis der Erde, / dich bete jeder willig an, / dass laut dein Ruhm besungen werde / und alles dir bleib untertan. / Kommt alle her, schaut Gottes Werke, / die er an Menschenkindern tat! / Wie wunderbar ist seine Stärke, / die er an uns verherrlicht hat.
3. Ins Trockne wandelt er die Meere, / gebot dem Strom, vor uns zu fliehn. / Wir freuten uns der Macht und Ehre, / die uns hieß durch die Fluten ziehn. / Gott herrschet allgewaltig immer, / da er auf alle Völker schaut. / Vor ihm gelingt’s Empörern nimmer, / er stürzet, wer auf Menschen baut.
4. Rühmt, Völker, unsern Gott, lobsinget, / jauchzt ihm, der sich uns offenbart, / der uns vom Tod zum Leben bringet, / vor Straucheln unsern Fuß bewahrt. / Du läuterst uns durch heißes Leiden / wie Silber reiniget die Glut. / Durch Leiden führst du uns zu Freuden, / ja, alles, was du tust, ist gut.
5. Du hast uns oft verstrickt in Schlingen, / den Lenden Lasten angehängt. / Du ließest Menschen auf uns dringen, / hast ringsumher uns eingeengt. / Oft wollten wir den Mut verlieren / im Feuer und in Wassersnot, / doch kamst du, uns herauszuführen, / und speistest uns mit Himmelsbrot.
6. Ich will zu deinem Tempel wallen, / dort bring ich dir mein Opfer dar, / bezahl mit frohem Wohlgefallen / Gelübde, die ich schuldig war, / Gelübde, die in banger Stunde, / an allem, nicht an dir verzagt, / ich dir, o Gott, mit meinem Munde / so feierlich hab zugesagt.
7. Verehrer Gottes, ich erzähle, / kommt, hört und betet mit mir an! / Hört, was der HERR an meiner Seele / für große Dinge hat getan! / Rief ich ihn an mit meinem Munde, / wenn Not von allen Seiten drang, / so war oft zu derselben Stunde / auf meiner Zung ein Lobgesang!
8. Gelobt sei Gott und hochgepriesen, / denn mein Gebet verwirft er nicht. / Er hat noch nie mich abgewiesen / und ist in Finsternis mein Licht. / Zwar elend, dürftig bin ich immer / und schutzlos unter Feinden hier, / doch er, der HERR, verlässt mich nimmer, / wendt seine Güte nie von mir.
Melodie: 1543 / Genf 1551 / Text: nach Matthias Jorissen 1793 / Satz: nach Loys Bourgeois
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Chormusik zum Genfer Psalter, Domkantorei Berlin
"Der Psalm feiert die großen Taten Gottes. Die Heilsgeschichte lebt im Bericht, in der Verkündigung. Sie kommt, von Generation zu Generation überliefert, auf die Gegenwart im Worte zu. Aber diese Rühmung und Schilderung der Heilstaten und Wunder Gottes ist durchschossen von einer Mahn- und Warnpredigt, die in der in Israel aufgerichteten Bundes- und Gehorsamsordnung ihre Quelle hat." (H.J.Kraus) Der Psalm klingt aus mit der Erwähnung, dass Gott seinem Volk einen "guten Hirten" in der Person Davids gegeben hat.
Die Neubereimung bringt den sehr ausführlichen und mit vielen Wiederholungen beladenen biblischen Psalm in eine übersichtliche Gedankenfolge. Dabei werden die Aussagen des Psalms inhaltlich entfaltet. Die Melodie ist nicht leicht zu singen, lohnt aber das Erlernen.
Der zweite Sonntag nach Ostern ist der "Hirten-Sonntag". Man muss nicht immer auf Psalm 23 zurückgreifen, auch Psalm 78 und andere bieten zu dieser Thematik geeignete Aussagen.
1. Merk auf, mein Volk, und lass von mir dich lehren, / denn Weisheitsworte sollst du von mir hören. / Was wir von unsern Vätern einst vernommen, / das soll durch uns auf unsre Kinder kommen, / das Wort von Gottes Macht und Wundertat, / und wie er herrlich uns geholfen hat.
2. Er hat sein Zeugnis Jakobs Haus gegeben / und seine Weisung Israel zum Leben. / Noch Kindeskinder sollen es erfahren / und seinen Bund, sein heilig Recht bewahren, / dass sie ihm folgen, ihrem HERRN und Gott, / und nicht vergessen, was sein Mund gebot.
3. Gedenk, mein Volk, des Weges deiner Väter! / Aus harter Knechtschaft führte sie ihr Retter, / vor seinem Volk hat er geteilt die Wogen, / sie sind erlöst und frei hindurchgezogen. / Aus blankem Felsen schlug er einen Quell, / vom Himmel gab er Brot für Israel.
4. Doch sie sind seinem Wort nicht treu geblieben, / von ganzem Herzen ihn allein zu lieben. / Sie waren stets bereit, sich zu empören / und wollten nicht auf seine Weisung hören. / Sie dachten nicht an seinen heilgen Bund, / sie fielen ab von ihm mit Herz und Mund.
5. Da ließ in Nichts vergehn er ihre Tage, / und ihre Freude wandte sich in Klage. / Mit großem Zorn bedrohte er ihr Leben, / – wie mussten sie vor seinem Grimm erbeben! / Aus tiefer Not schrien sie nach seiner Huld, / und er vergab barmherzig ihre Schuld.
6. Er sah, der Mensch ist Fleisch und muss vergehen / und wie ein Windhauch ohne Halt verwehen, / es schwankt sein Sinn, sein Herz kennt keine Treue. / Er sucht sich selbst und sündigt stets aufs neue. / Zum Himmel schreit er auf in seiner Not, / und in der Zeit des Glücks vergisst er Gott.
7. Gott hat sein Volk mit Wundermacht getragen, / als seine Hand Ägypten schlug mit Plagen / und er, ihr Gott, sie in die Freiheit führte, / sie seine Schafe, er ihr guter Hirte. / Er leitete sein Volk mit eigner Hand / durch große Wüsten in sein heilges Land.
8. Er trieb die Völker fort, ließ sie entfliehen, / hat seinem Volk ein Erbteil dort verliehen, / nahm Israel nur sich allein zu eigen: / Nie soll mein Volk sich fremden Göttern neigen! / Doch sein Gebot und Recht verließen sie / und beugten vor den Bildern ihre Knie.
9. Da gab der HIERR sie in der Feinde Hände, / verwarf sein Volk und machte ihm ein Ende. / Er ließ sein Haus und Erbteil selbst verderben, / das Volk sank hin, und alle mussten sterben. / Die jungen Männer fraß des Feindes Schwert, / kein Brautlied wurde mehr im Land gehört.
10. Da ging der HERR hervor aus seiner Kammer / und sah sein Volk im Elend und in Jammer, / erbarmte sich und schlug zurück die Feinde, / nahm Judas Stamm auf ewig sich zum Freunde, / hat ihn allein für immer sich erwählt / und ihn zu seinem Eigentum gezählt.
11. Er hat sein Heiligtum in ihm gegründet / und sich mit Zion ewiglich verbündet, / hat David sich zu seinem Knecht erkoren / und allezeit ihm treu zu sein geschworen. / Der hat dich, Israel, als guter Hirt / mit kluger Hand geweidet und geführt. / Melodie: Genf 1551 / Text: Alfred Rauhaus 1991
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
„Im Mittelpunkt des Psalms steht die Zusage Gottes an seine Gemeinde: auch wenn ihr in der Zerstreuung oder fremden Weltmächten als Bürger lebt - eure eigentliche Heimat ist am Ort der Gottesgegenwart. Zion, das Zentrum der Gemeinde Gottes auf Erden, ist die Mutter aller Glieder des Gottesvolkes.“ (H.J. Kraus) Die christliche Gemeinde hat ihr Zentrum nicht in Rom, sondern in Jerusalem, in der Kirche Jesu Christi, die mit Israel in der unlösbaren Verbundenheit der göttlichen Erwählung steht.
Psalm 87 ist in zwei Bereimungen im Psalter vertreten, von Matthias Jorissen und einer Neubereimung. Beide Bereimungen sind etwas unterschiedlich, weil die Textüberlieferung des Psalms an vielen Stellen nicht klar ist. Die Melodie ist schön und leicht lernbar.
Besonders am Sonntag nach Ostern, der nach altkirchlicher Tradition der Tag der Taufe neuer Gemeindeglieder ist, kann dieser Psalm gut gesungen werden. Er spricht vom Hinzukommen vieler Menschen aus allen Völkern zum Ort der Gegenwart Gottes.
87b
1. Wie hat der HERR, von dem dein Name kündet, / dich, Zion, lieb! Wie hat er dich erhöht! / Der Höchste selbst, der über allen steht, / hat dich auf heilgen Bergen fest gegründet.
2. Von dir erzählt der Sänger Lied auf Erden, / von deinem Glanz, von deiner hohen Pracht, / denn er, dein Gott, hat herrlich dich gemacht, / und ewig wird dein Ruhm besungen werden.
3. Wenn Gott aus allen Völkern ruft die Seinen / und sie ins Buch des Lebens schreiben lässt, / dann wird von Nord, von Süd, von Ost und West, / aus aller Welt sein Volk in dir erscheinen.
4. Von vielen Söhnen und von vielen Töchtern, / Jerusalem, wirst Mutter du genannt. / In dir wird Gottes Herrlichkeit erkannt / und leuchtet hell den kommenden Geschlechtern. / Melodie: Genf 1562 / Text: Alfred Rauhaus 1991
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
„Der einzelne Sänger ist umgeben von Menschen, die seinen Gang begleiten, in seinen Lobpreis einstimmen und sogar staunend das wunderbare Geschehen im Leben des Erretteten bezeugen und bekräftigen... Die ganze Dankfestliturgie erhebt das Einzelschicksal zu einer überragenden, exemplarischen Heilsbedeutung... So gesehen ist es durchaus verständlich, dass Ps 118 im Neuen Testament eine besondere Bedeutung gewinnen konnte. Die zahlreichen Zitierungen und Anklänge einzelner Aussagen an den 118. Psalm bestätigen, dass die Urgemeinde die überindividuelle und urbildliche Verkündigungskraft des alttestamentlichen Psalms aufgenommen und in ihrem wesentlichen Aussagegehalt rezipiert hat. Einzelne Verse wurden auf Jesus Christus, sein Leiden und Auferstehen, gedeutet“ (H.J. Kraus).
Die Bereimung von Matthias Jorissen ist sowohl im Psalter wie im Liedteil zu finden (EG 630). Die Fassung im Liedteil hat zwei Strophen weniger als im Psalter, ist jedoch in der ersten Strophe mit der niederländischen Bereimung verknüpft. Für gemeinsame Gottesdienste ist dies eine gute Einrichtung. / / Eine Auswahl von Strophen aus dem Psalm kann am Ostertag gesungen werden, z.B. Str. 5-7 oder Str. 9-12.
Strophen 5 - 7 und 9 - 12
5. Der HERR ist meine Hilf und Stärke, / mein Psalm singt seine Treu und Macht. / Mein Heiland hat durch große Werke / Sieg und Erlösung uns gebracht. / Nun jauchzen meines Gottes Knechte, / dass ihre Hütt davon ertönt: / Gelobt sei unsers Gottes Rechte, / die uns mit Sieg und Frieden krönt.
6. Die Rechte Gottes ist erhöhet, / die Rechte unsers Gottes siegt. / Der Fromme, der nun sicher stehet, / frohlocket, dass der Feind erliegt. / Ich sterbe nicht, ich werde leben / durch den, der mich erlöset hat. / Ich will die Werke froh erheben, / die der Erbarmer für mich tat.
7. Gott züchtigt mich nicht zum Verderben, / er überlässt mich nicht dem Tod. / Er will, ich solle noch nicht sterben, / drum rettet er aus aller Not, / eröffnet mir, ich will ihn loben, / die Tore der Gerechtigkeit. / Da, wo mein Heiland wird erhoben, / anbet ich ihn, der mich befreit.
9. Der Stein, der einst beim Tempelbauen / verschmäht, zum Eckstein ist erhöht. / Wir können dieses Wunder schauen / und beten an die Majestät. / Von unserm Gott ist das geschehen, / wie herrlich ist, was er getan! / Wir können dieses Wunder sehen / und beten seine Allmacht an.
10. Dies ist der schönste aller Tage, / den Gott uns schenkt, weil er uns liebt, / dass jeder nun der Furcht entsage, / sich freue, weil Gott Freude gibt. / Schenk heut, Erbarmer, Heil und Segen, / es ist dein Tag der Herrlichkeit. / Gib, dass wir all erfahren mögen, / wie hoch, HERR, deine Gnad erfreut!
11. Gesegnet sei des HERRN Gemeine, / die hier in seinem Namen kniet. / Sie sei geweiht dem HERRN alleine, / der huldreich auf sie niedersieht. / Der HERR ist Gott, zu dem wir wallen, / bald macht er uns sich offenbar. / Ein jeder such ihm zu gefallen / und bring sich selbst zum Opfer dar.
12. Du bist mein Gott, dich will ich loben, / erheben deine Majestät. / Dein Ruhm, mein Gott, werd hoch erhoben, / der über alle Himmel geht! / Rühmt, rühmt den HERRN! Schaut, sein Erbarmen / bestrahlet uns in trüber Zeit, / und seine Gnade trägt uns Arme / von Ewigkeit zu Ewigkeit. /
Melodie: 1543 / Genf 1551 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
Der Psalm ist das Lied eines Menschen, der um seines Gottes willen leidet und Schmach für seinen Eifer um den Tempel trägt, obwohl er unschuldig ist. „Eben dieser leidende, verlassene und verschmähte Gottesknecht steht exemplarisch und zeugnishaft für alle, die als „Arme“ nach Gottes Hilfe ausschauen... Seine Rettung wird zum Erweis der Heilswirklichkeit Gottes und wirkt Vertrauen und Erquickung. Beachtet man diese eigenartigen Aussagen des Psalm, die alle individuelle Bezogenheit weit übersteigen, so wird sogleich verständlich, dass die Urgemeinde das Wirken und Leiden Jesu Christi in dem alttestamentlichen Psalm vorangekündigt sah. Nach der Tempelreinigung erinnern sich die Jünger an Ps 69, 10 (Joh. 2.17). In seinem unschuldigen Leiden ‚erfüllt sich’ die Aussage in Ps 69, 5 (Joh. 15, 25). Dem Gekreuzigten wird die ‚giftige Trostnahrung’ (Ps 69, 22) gereicht (Mt. 27, 34.48 u.ö). Und noch im Schicksal des Judas sieht Apg. 1, 20 eine Erfüllung von Ps 69, 26. Durch das Leiden des Gottesknechtes Jesus ist das Geheimnis der Botschaft des 69. Psalms erst aufgeschlossen worden. Dieser Psalm wird fortan auf keinem anderen Wege in seinem wesentlichen Aussagegehalt zugänglich sein. Die Erfüllung ... tritt ein in die unerschöpfliche Tiefe der Leidensaussagen eines Liedes, das in seiner gewaltigen Verkündigung neben Jes. 53, Ps 22 und Ps 118 steht.“ (H.J. Kraus)
Die neue Bereimung nimmt die Kernaussagen des Liedes auf und lässt die neutestamentlichen Bezugnahmen hervortreten. Sie läuft auf den hymnischen Ruhm Gottes zu, der auch aus dem Tod erwecken kann, und ruft Himmel, Erde und Meere auf, Gott zu preisen. / Der Psalm kann in jedem Passionsgottesdienst gesungen werden.
1. HERR, rette mich, das Wasser steigt und steigt, / und immer höher türmen sich die Wogen. / Da ist kein Halt, ich werd hinabgezogen, / dem Abgrund zu, wo jede Stimme schweigt. / Ich schrie zu dir die ganze, lange Nacht. / Nach dir, mein Gott, nach dir rief meine Seele. / Vergeblich habe ich geweint, gewacht. / Mein Gott ist fern, sieht nicht, wie ich mich quäle.
2. Unzählbar ist, wie Haar auf meinem Haupt, / der Feinde Schar, die hasserfüllt mich jagen, / mich ohne Grund bedrängen und verklagen. / Ich soll erstatten, was ich nicht geraubt. / Du kennst mein Herz, HERR, du erforschest mich, / und meine Schuld – liegt sie nicht vor dir offen? / Lass nicht um meinetwillen schämen sich, / die, HERR, auf dich von ganzem Herzen hoffen.
3. Um deinetwillen trag ich Schmach und Spott. / Selbst meine Brüder haben mich vergessen. / Der Eifer um dein Haus hat mich gefressen. / Nun schmähen mich, die dich verschmähen, Gott. / Ich aber ruf zu dir aus meinem Leid, / wenn über mich die dunklen Fluten gehen, / aus meiner Angst, HERR der Barmherzigkeit. / Errette mich und lass mir Heil geschehen.
4. Wie schrecklich ist der Menschen Hass und Wut, / kein Mitgefühl, kein Trost in ihren Mienen. / Sie sind mir feind. Die meine Freunde schienen, / verhöhnen mich in ihrem Übermut. / Mit Galle speist mich ihre harte Hand, / gibt bittren Essig meinem Mund zu trinken. / Sie haben sich von dir, HERR, abgewandt. / Lass sie in Schmach und Todesnot versinken.
5. Mein Lied erhebt dich, Helfer in der Not. / Nimm meinen Dank, dein Name ist mein Leben. / Du warst mein Schutz, du hast mir Kraft gegeben, / ja, deine Macht erweckte mich vom Tod. / Nun kommt, ihr Menschen, die sein Geist bewegt! / Ihr Himmel, kommt! Ich rufe euch, ihr Meere! / Du Erde, komm, und was auf dir sich regt: / Der HERR ist Gott! Gebt unserm HERRN die Ehre! /
Melodie: Straßburg 1539 / Genf 1551 / Text: Alfred Rauhaus 1993
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
Psalm 43 gehört mit Psalm 42 in der Bibel zu einer Einheit zusammen. „Die Erwählung des Zions zum Ort der Gottesgegenwart ist im Neuen Testament auf Jesus Christus und seine Gemeinde übergegangen. Im Lichte der Erfüllung wird neu erkannt, dass nur an der Stätte der Gottesgegenwart und der versammelten Gemeinde Leben und Heil zu finden sind. Ferne von dieser Wirklichkeit waltet eine verzehrende Traurigkeit. Und nur der Zuspruch an das eigene Ich vermag die Heilserfahrungen der Vergangenheit in eine Ermahnung zu geduldigem und hoffnungsfrohem Warten umzusetzen. Gott selbst muss eingreifen und durch seine Sendboten (‚Licht’ und ‚Treue’) eine dunkle Kluft überbrücken“ (H.J. Kraus).
Während Psalm 42 sehr bekannt ist, ist Psalm 43 in unseren Gottesdiensten kaum zu hören. Er ist in einer doppelten Bereimung im Gesangbuch zu finden: einer neue Bereimung und einer überkommenen von Matthias Jorissen. / Der Psalm kann an jeder Stelle im Gottesdienst gesungen werden.
Psalm 43b
1. HERR, du bist Gott, komm doch und schlichte / den Streit nach der Gerechtigkeit! / Die Welt ist lieblos, darum richte / du meine Sache, mach zunichte / des Bösewichts Verschlagenheit, / der mich zu fällen dräut.
2. Bist du, mein Gott, nicht meine Stärke? / Warum verstößest du mich dann? / Ach, du vereitelst meine Werke, / ich wandle trauervoll und merke / die Freude meines Feinds daran, / dass er mich drängen kann.
3. Bestrahle mich mit deinem Lichte, / damit ich deine Wahrheit seh, / dass sie vor deinem Angesichte / bald alle meine Tritte richte, / bis ich zu deiner Wohnung geh / und deinen Ruhm erhöh.
4. Könnt ich zum Altar Gottes wallen, / ich jauchzt in meinem Gott vor Freud! / Wann werde dort ich niederfallen, / wann wird, mein Gott, vor dir erschallen / von meiner Harfe, dir geweiht, / dein Lob der Herrlichkeit?
5. O Seele, wie so tief betrübet? / Warum ist dir in mir so bang? / Harr nur auf Gott, der jetzt dich übet / und einst für Leiden Freude gibet! / Bald bringt mein froher Lobgesang / Gott, meinem Retter Dank.
Melodie: 1543 / Genf 1551 / Text: Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Chormusik zum Genfer Psalter, Domkantorei Berlin
„Der Psalm bezeugt die Sehnsucht eines alttestamentlichen Sängers nach dem Ort der Gegenwart Gottes“ (H.J. Kraus). Gott ist die Quelle des Lebens, bei ihm ist Geborgenheit und Glück. „Unvergleichlich ist das Glück der Gottesnähe.... Die Gemeinde Jesu Christi, in der der erhöhte Herr gegenwärtig ist, tritt an die Stelle des alttestamentlichen Heiligtums. Zugleich aber weist der alttestamentliche Psalm hin auf das ‚neue Jerusalem’ einer endgültigen und unaufhebbaren Gottesgemeinschaft“ (H.J.Kraus). Die Redewendung vom „Tal der Tränen“ schließt an V. 7 an.
Psalm 84 ist einer der bekanntesten Psalmen überhaupt und auch im Liedteil unter Nr. 282 zu finden. Man beachte die unterschiedliche Fassung von V. 3 im Reimpsalter und im Liedteil. / Psalm 84 ist ein klassischer „Eingangspsalm“ für den Gottesdienst.
1. Wie lieblich schön, HERR Zebaoth, / ist deine Wohnung, o mein Gott. / Wie sehnet sich mein Herz, zu gehen, / wo du dich hast geoffenbart, / und bald in deiner Gegenwart / im Vorhof nah am Thron zu stehen. / Dort jauchzet Fleisch und Geist in mir, / o Gott des Lebens, auf zu dir.
2. Die Schwalb, der Sperling findt ein Haus, / sie brüten ihre Jungen aus: / Du gibst Befriedigung und Leben. / HERR Zebaoth, du wirst auch mir, / mein HERR, mein Gott, ich traue dir, / bei deinem Altar Freude geben. / O selig, wer dort allezeit / in deinem Lobe sich erfreut.
3. Wohl, wohl dem Mann, der in der Welt / dich, HERR, für seine Stärke hält, / von Herzen deinen Weg erwählet! / Geht hier sein Pfad durchs Tränental, / er findet auch in Not und Qual, / dass Trost und Kraft ihm nimmer fehlet. / Von dir herab fließt mild und hell / auf ihn der reiche Segensquell.
4. Wir wallen in der Pilgerschaft / und gehen fort von Kraft zu Kraft, / vor Gott in Zion zu erscheinen. / Hör mein Gebet, HERR Zebaoth, / vernimms, vernimms, o Jakobs Gott! / Erquicke mich auch mit den Deinen, / bis wir vor deinem Throne stehn / und dort anbetend dich erhöhn!
5. Du unser Schild, Gott, schau uns an, / schau uns in dem Gesalbten an! / Ein Tag in deinem Haus ist besser / denn tausend, ohn dich nah zu sehn, / ja auf der Schwelle nur zu stehn / an meines Gottes Haus ist größer, / als lang in stolzer Ruh der Welt / zu wohnen in der Bösen Zelt.
6. Denn Gott der HERR ist Sonn und Schild, / er deckt uns, er ist gut und mild, / er wird uns Gnad und Ehre geben. / Nichts mangelt dem, der in der Not / auf Gott vertraut, er hilft im Tod, / er selber ist der Frommen Leben. / Heil dem, der stets in dieser Welt, / HERR Zebaoth, an dich sich hält! / Melodie: Genf 1562 / Text: Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman