„Jazz für ein Vertrauen“ - unter dem Slogan präsentierte der Reformierte Bund e.V. zum Deutschen Evangelischen Kirchentag 2019 mit 24 Veranstaltungen und über 30 Auftrittsgästen ein reichhaltiges Programm aus Diskussionen, Vorträgen – und viel Musik. Besonders die Abendkonzerte mit Jazz-Musikern wie Yves Theiler und Simin Tander waren gut besucht mit bis zu 170 Gästen. Die Veranstaltungen in der Bartholomäuskirche in Lütgendortmund organisierte der Reformierte Bund gemeinsam mit der Reformierten Kirche in Zürich und dem Jazz-Netzwerk „Bluechurch“.
Anlässlich Zwingli-Jahr und Schweizer Reformationsjubiläum war unter anderem der Schweizer Reformationsbotschafter Christoph Sigrist zu Gast. In seiner Morgenandacht am Donnerstag rief er zum aktiven christlichen Handeln auf: „Das Gesetz Christi ist offen für Kreativität.“ Er zitierte dazu auch den Schweizer Reformator Huldrych Zwingli: „Ein Christ syn is nit schwätzen von Christo, sunder wandlen, wie er gewandelt hat.“ (Christ zu sein bedeutet nicht von Christus zu reden sondern so zu handeln, wie er gehandelt hat.)
Martin Engels, Moderator des Reformierten Bundes, hielt eine der Abendandachten am Samstag: „Ich feiere ausgesprochen gerne Gottesdienst mit Jazzmusik“, sagte Engels. „Das „ver-jazzen“ besonders von bekannten Liedern eröffnet für mich oft völlig andere und neue Zugänge zu den oft bekannten Texten.“ Jazz und Predigten verbinde vieles. „Beim Jazz geht es ums Improvisieren. Beim Predigen schöpfe ich aus dem, was ich gelernt habe, was sich mir erschlossen hat immer wieder neu.“ Beeindruckend finde er vor allem das Zusammenspiel der Jazzmusiker: „Das achtsame aufeinander Hören, der gemeinsame Geist und dann noch die große Freude beim Spielen. Davon lässt sich viel abgucken für andere Lebensbereiche!“
Unter den Zuhörern beim Konzert von Simin Tander war auch der ehemalige Innen- und Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU). In einem Gespräch mit reformiert-info äußerte er sich anlässlich der Jahreslosung („Suche den Frieden und jage ihm nach“) unter anderem zur Aufgabe der Kirchen im Friedensprozess; zugleich verteidigte er die deutsche Außenpolitik: „Die Botschaft der Bergpredigt ist eine Friedensbotschaft“, sagte er im Video-Interview mit reformiert-info. „Aber sie zu verkünden ist das eine. Frieden zu stiften ist etwas anders. Von der Kanzel dazu aufzufordern, dass andere Frieden stiften ist wichtig. Noch wichtiger ist es runter auf den Rasen zu kommen, und mitten im Leben Frieden zu stiften.“ Zwar leisteten Kirchen dort viel, er wünsche sich aber mehr Unterstützung für "notwendige Einsätze".
Der Reformierte Bund veröffentlichte bereits 2017 seine Friedensbotschaft („Die Welt, unsere Angst und der Gott des Friedens“) und nahm anlässlich zahlreicher weltweiter Konflikte eindeutig Stellung zu Friedensfragen (der komplette Text ist hier zu lesen). Einer der Leitsätze lautet dort: „Angesichts des weitgehenden Versagens internationaler bewaffneter Friedensmissionen gilt mehr denn je der Vorrang ziviler Konfliktlösungen.“ Zur Hauptversammlung des Reformierten Bundes im Herbst 2019 ist eine eigene Online-Plattform zur Friedenserklärung geplant, die zum Austausch und zur Diskussion einladen soll.