Am Wochenende versammelten sich Tausende Menschen deutschlandweit zu Demonstrationen gegen Rechtsextremismus. Auch Kirchenvertreter setzten ein Zeichen gegen Demokratie- und Menschenfeindlichkeit. "Als Kirchen werden und dürfen wir nicht schweigen, heute nicht und morgen auch nicht", sagte die amtierende EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs bei einer Kundgebung am Freitag unter dem Motto "Hamburg steht auf". Die Kundgebung wurde von einem breiten Bündnis aus der Mitte der Hamburger Stadtgesellschaft initiiert. Mitinitiatorin Fehrs: "Die Würde des Menschen ist unantastbar."
Auch in Städten in der Region der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) setzten Menschen ein Zeichen gegen Rassismus, Demokratie- und Menschenfeindlichkeit. In Kassel demonstrierten am Samstag nach Polizeiangaben rund 15.000 Bürgerinnen und Bürger gegen Rechts, in Frankfurt am Main waren es rund 35.000. Bischöfin Beate Hofmann rief dazu auf, die "Dämme zum Schutz der Demokratie stärken". Und weiter: "Gott hat jeder Person gleiche Rechte und Würde gegeben", so Hofmann. "Wer Menschen ausgegrenzt, Pläne zur 'Remigration' schmiedet und Demokratie schlecht macht, dem widersprechen wir entschieden. Der christliche Glaube eignet sich nicht für nationalistische Grenzziehungen."
Auch die leitenden Geistlichen der drei evangelischen Kirchen in Nordrhein-Westfalen hatten dazu aufgerufen, sich an den Protesten zu beteiligen. In einer gemeinsamen Mitteilung fordern der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel, der Theologische Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, Ulf Schlüter, und der Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche, Dietmar Arends, dazu auf, an den unterschiedlichen Orten, an den denen in diesen Tagen Protestkundgebungen stattfinden, Haltung gegen rechte Hetze und für die Demokratie zu zeigen.
Auch Mitglieder aus der EKHN nahmen an Kundgebungen für Demokratie teil. „Ich begrüße sehr, dass sich viele aus unseren Gemeinden und Dekanaten in den kommenden Tagen an Kundgebungen gegen rechtsextremes Gedankengut beteiligen“, so Dr. Volker Jung, Kirchenpräsident der EKHN. Der Kirchenpräsident unterstreicht, dass die menschenverachtenden Ideen, die mit dem Unwort des Jahres „Remigration“ verbunden seien, das genaue Gegenteil seines Verständnisses von Migration und Integration seien. Rechte Kreisen wollen mit dem Begriff „Remigration“ die Idee ausdrücken, dass viele Menschen ausländischer Herkunft Deutschland verlassen sollen – auch zwangsweise.