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Nahung
pixel.theologie – Wort VIII
Das Substantiv des Verbs hat in der Theologie eine ganz eigene Bedeutung. „Nahung“ ist eine Übersetzung für das „Opfer“ im Tempel. Buber und Rosenzweig übertrugen das hebräische qorban, wie das in ihm geborgene qarav (nähern) nahelegt, ins deutsche „Nahung“.
In der Nahung kommt der ferne Gott auf den Menschen zu und der Mensch zu Gott, wie im Heiligkeitsgesetz gesagt: „Ihr sollt heilig werden, denn heilig bin ich, euer Gott“ (Levitikus / 3. Mose 19,2).
„Nahung“ ist eine echte Alternative zum verbrämten Opfer, das unser Denken mit Schuld, Sündenbock, unschuldig vergossenem Blut behaftet.
Der Altar des Tempels in Jerusalem ist längst zerbrochen, an seine Stelle sind die „Straßen und Marktplätze der Welt“ getreten (Jakob Neusner). Das Opfer ist „spiritualisiert“, so Gerhard von Rad. An seine Stelle getreten sind Beten, Lernen der Tora und Handeln nach der Weisung Gottes, so die rabbinische Tradition.
„Spiritualität des Opfers“ nennt Alexander Deeg das, eine „Gestaltung des Glaubens“, die nicht eine rein geistige Handlung ist.
Sagen wir Nahung statt Opfer beim Lesen der Bibel, treten wir ein in den Raum der Heiligung, aktiv wie Marta im Haushalten und gelassen wir Maria beim Lauschen auf Jesu Worte.
Ein besonderes Verdienst kommt dabei dem Verb „nahen“ zu. Es durchbricht theologische Klischees von dem, was typisch jüdisch oder typisch christlich sei:
Im Alten Testament hält das Wort fest: an erster Stelle erfolgt die Erwählung Gottes, dann folgt das Nahen des Menschen:
„Wohl dem, den du erwählt und nahen lässt“ - Psalm 65,5.
Im Neuen Testament hingegen folgt Gottes Zuwendung dem Werk des Menschen:
„Naht euch Gott, und er wird sich euch nahen!“ - Jakobus 4,8
Literatur
Deeg, Alexander: Opfer als 'Nahung'. Ein jüdisch-christliches Gespräch zur Spiritualität des Opfers.
In: Werner H. Ritter (Hrsg.): Erlösung ohne Opfer?
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2003, S. 113-145.
Barbara Schenck, 26. Februar 2016
Liste der Worte aus pixel.theologie
(Stand 26. Februar 2016)