Vor den etwa 100 Gästen in der katholischen Kirche Heilig Kreuz in Detmold entfaltete Noack einen eindrücklichen Bogen an Erfahrungen und Erkenntnissen. Zu den Erfolgsgeschichten zähle das Stasi- Unterlagengesetz: „Das Gesetz hat vielen Menschen geholfen, mit der Vergangenheit umzugehen“. Für die Kirchen sei die Erkenntnis ein Schock gewesen: auch wir sind betroffen. Die kritische Aufarbeitung hinsichtlich der Stasi-Verstrickung von Mitarbeitenden habe Enttäuschungen hinterlassen, „wenn die Leute sich nicht selbst offenbart haben. Das ist ein großer Kummer“. Zur Vergebung gehöre das Schuldbekenntnis.
„Keine Erfolgsgeschichte“ sei die juristische Aufarbeitung des DDR-Unrechts gewesen. Die rechtlichen Vorgänge der Wiedervereinigung, unter anderem die Mauerschützenprozesse gegen einfache Soldaten und die Nichtverfolgung von Stasi-Straftaten, hätten es den Menschen erschwert, den Rechtsstaat gern zu akzeptieren und ihn als wirkliche Errungenschaft zu begreifen.
Und wer in der DDR Opfer geworden sei, wer zum Beispiel in seinen Bildungschancen gehindert wurde, weil er kein Abitur machen oder studieren durfte, „der wird Opfer bleiben, denn das kann man nicht wieder gut machen. Das ändert auch kein SED- Unrechtsbereinigungsgesetz.“
Trotz aller Schwierigkeiten: die Menschen aus dem Osten seien heute angekommen im Westen. Man könne getrost in die Zukunft blicken. Als ein Beispiel führt Axel Noack die Kirchengemeinden an: „Sie haben ein neues Selbstbewusstsein. Sie sind es früher gewohnt gewesen, alles selbst zu regeln, das ist heute ein Segen. In den letzten 20 Jahren sind so viele neue Glocken gegossen worden wie früher in 150 Jahren.“