60 Jahre Staat Israel
Kirche und Israel seit der Gründung des Staates 1948
Die Vollversammlung der Vereinten Nationen fasste am 29. November 1947 einen Beschluss, der die Errichtung eines jüdischen Staates im Lande Israel forderte. Ein halbes Jahr später, am 14. Mai 1948, wurde das britische Mandat über Palästina beendet und der Staat Israel errichtet.
Die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel, verkündet am 14. Mai 1948 (5. Ijar 5708), begründet die Staatsgründung nicht theologisch, erinnert aber an die Entstehung des jüdischen Volkes im Land Israel. Die Unabhängigkeitserklärung beginnt mit den Worten:
„Im Lande Israel entstand das jüdische Volk. Hier prägte sich sein geistiges, religiöses und politisches Wesen. Hier lebte es frei und unabhängig. Hier schuf es eine nationale und universelle Kultur und schenkte der Welt des Ewige Buch der Bücher.
Durch Gewalt vertrieben, blieb das jüdische Volk auch in der Verbannung seiner Heimat in Treue verbunden. Nie wich seine Hoffnung. Nie verstummt sein Gebet um Heimkehr und Freiheit.
Beseelt von der Kraft der Geschichte und Überlieferung, suchten Juden aller Generationen in ihrem alten Lande wieder Fuß zu fassen …“ (Die Unabhängigkeitserklärung vom 14. Mai 1948 im vollständigen Wortlaut.)
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- Karl Barths Tauflehre unter dem Eindruck des 6-Tage-Krieges
- Auswirkungen des theologischen und kirchlichen Bemühens um eine Erneuerung des Verhältnisses von Kirche und Israel auf die politische Diplomatie in Deutschland (Tobias Kriener)
- an die „fragliche Wahrheit und Vernunft der biblischen Landtheologie“ in der Dogmatik von Friedrich-Wilhelm Marquardt
- an die möglicherweise „größte Herausforderung“ für christliche Theologie:
das Thema des Landes zu bedenken, so der Alttestamentler Frank Crüsemann
- die Sicht jüdischer zeitgenössischer Bundestheologie auf Zionismus und das Land Israel.
Barbara Schenck
EKD. Die Situation im Nahen Osten ist gegenwärtig sowohl aufgrund der politisch instabilen Lage in vielen Staaten wie auch durch den sich zuspitzenden Konflikt zwischen Iran und Israel besonders spannungsgeladen. Gerade viele Christinnen und Christen fragen angesichts dieser Entwicklungen nicht nur nach politischen Lösungswegen, sondern auch nach einem angemessenen Verständnis des Staates Israel und damit verbunden nach einer theologisch verantworteten und zeitgemäßen Deutung biblischer Landverheißungen.
Vortrag bei der Tagung ''Sechzig Jahre Staat Israel'' in der Evangelischen Akademie Bad Boll, 12. Juli 2008
Ein besseres Verständnis der Land-Frage in Bibel, Theologie und im aktuellen israelisch-palästinensischen Konflikt ist eines der zentralen Resultate der internationalen Konferenz zum Konzept des "verheißenen Landes" vom 10. bis 14. September in Bern.
Angesichts der Gründung des Staates Israel vor 60 Jahren weist die Evangelisch-reformierte Kirche auf die besondere Beziehung von Christentum und Judentum hin. „Die Staatsgründung am 14. Mai 1948, die sich jetzt zum 60. Mal jährt, ist eine gute Gelegenheit, uns dieser Beziehung zu vergewissern“, so Kirchenpräsident Jann Schmidt. Es gebe aus christlicher Sicht eine besondere politische und theologische Verantwortung den Juden gegenüber.
Die Ausstellung zeigt 29 Motive aus der Geschichte Israels, wie sie auf der mehrere Meter hohen Menora des Bildhauers Benno Elkan vor der Knesset in Jerusalem abgebildet sind. Die Motive werden durch kurze Texte erläutert. Die Ausstellung ist ausleihbar. Eine Medienmappe für Schule und Gemeinde begleitet und vertieft das Lernen mit den Bildern der Ausstellung.
Der rheinische Synodalbeschluss von 1980 „zur Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden“ war ein Meilenstein auf dem Weg, theologisch das Verhältnis von Kirche und Israel zu bedenken – unter Einschluss des Staates Israel. Mit der Frage, ob die „Errichtung des Staates Israel“ ein „Zeichen der Treue Gottes“ sei, wie der Synodalbeschluss formuliert, beginnt Klaus Wengst, Inhaber des Lehrstuhls für Neues Testament und Judentumskunde an der Ruhr Universität Bochum, seine „theologische Annäherung an ein schwieriges Thema“.
In diesem Jahr fallen 8. Mai als Tag der Befreiung und der 3. Ijar als 60. Unabhängigkeitstag Israels zusammen. Aus diesem Anlass lädt der Beauftragte für jüdisch-christliche Begegnungen der Lippischen Landeskirche, Pfarrer Maik Fleck zu einem Leseabend in die Theologische Bibliothek ein. Gelesen werden unter anderem Texte von Ruth Almog.
Das jüdische Glaubensbekenntnis als christlicher Predigttext. Eine Predigthilfe zum "Höre Israel". Von Evelina Volkmann, Stuttgart
Auf Initiative des Intersynodalen Arbeitskreises Christen und Juden in Köln wurde eine Ausstellung erstellt, die 60 Jahre Staat Israel dokumentiert und über jüdisches Leben in Deutschland informiert. Die Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert und kann über den Arbeitskreis ausgeliehen werden.
Eine acht Meter hohe Betonmauer schlängelt sich durchs „Heilige Land“, trennt Israelis und Palästinenser: „Schutzwall“ oder „Sperranlage“, eine Notwendigkeit für ein terrorfreies Nebeneinander oder zusätzliche Last auf dem Weg zum Frieden? Eine Fotoausstellung dokumentiert Graffiti entlang der Mauer im Westjordanland.
Ein Fortbildungsangebot der EKD für Pfarrer/innen, Religionslehrer/innen, Pastoralreferent/innen und andere Interessierte.
David Novak, jüdischer Philosoph in Toronto, Kanada, reflektiert die biblischen Landverheißungen im Sinne traditioneller rabbinischer Auslegung und moderner Philosophie.
Thesen auf dem Weg zu einer Hermeneutik, "die weder unsere Heiligen Schriften, noch die völkerrechtliche Grundlage der Legitimität des Staates Israel desavouiert".
Als "Schüler" Marquardts beleuchtet Kriener dessen Auslegung der biblischen Landverheißung in Bezug auf den heutigen Staat Israel. Er kritisiert das Ausblenden realpolitischer Fakten des 20. Jahrhunderts. Diese seien mit der biblischen Landnahme im Einzelnen nicht zu vergleichen. Kriener selbst plädiert für eine „konsequent uneschatologische Sicht Israels inmitten der Juden in aller Welt und inmitten der Völker der Welt“, die auch das „Heimatrecht“ der Palästinenser umfasse. Zu dieser Sicht habe Marquardt selbst in seiner den Eschatologie-Bänden folgenden „Utopie“ (1997) die Tür geöffnet.
In Kritik an der Politik des Staates Israel klingen immer wieder, oftmals subtil, antisemitische Vorurteile an. So ist der Hinweis auf den angeblich „dominierenden Einfluss“ der „jüdischen Lobby“ auf die US-amerikanische Politik eine Variante der antisemitischen Rede von der „jüdischen Weltverschwörung“; und in der Beurteilung einer israelischen Militäraktion als Schlag einer "Vergeltungsreligion" wiederholt sich eine antijudaistische Auslegung des alttestamentlichen Aug’ um Auge, Zahn um Zahn.
In dem Anspruch des jüdischen Volkes auf das Land Israel sieht der Alttestamentler Frank Crüsemann die möglicherweise größte Herausforderung für christliche Theologie dieser Tage. Er benennt drei Problemfelder einer christlich-theologischen Beurteilung des Staates Israel und erinnert an drei Aspekte, die für weitere kirchliche Stellungnahmen zum jüdischen Staat zu bedenken sind.
Das Verhältnis Israels zu seinem Land ist kaum bedacht in christlicher Dogmatik. Anders bei Friedrich-Wilhelm Marquardt: Der evangelische Theologe lädt in seiner Eschatologie dazu ein, das jüdische Volk und seinen Staat als "neue Tatsache" wahrzunehmen.
Das politische Ereignis der Existenz Israels bewirkte eine Umkehr im theologischen Denken über das Verhältnis von Kirche und Israel.
Eine Dokumentation von Auszügen aus kirchlichen Beschlüssen und theologischen Stellungnahmen.
"Jetzt können wirs in der Zeitung lesen: Gott hält seine Verheißung.“ - So Karl Barth unter dem Eindruck des militärischen Sieges Israels im Sechtstagekrieg.