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„Du darfst ja leben!“
Karl Barth zur Jahreslosung 2008
„Du mußt ja gar nicht, du darfst ja leben! Leben ist ja von Gott geschenkte Freiheit. Leben wollen ist ja das Wollen in dieser Freiheit, in der der Mensch gerade nicht Souverän und gerade nicht einsam ist, sondern Gott als den Schöpfer, Geber und Herrn seines Lebens unter allen Umständen über sich hat. Warum willst du Souverän sein wollen und damit einsam, und dann sicher so oder so lauter Leere um dich her entdecken, dann verzweifeln und zuletzt an Selbstmord denken müssen? Das Alles wäre ja nur für sich, wenn du leben müßtest, wenn Leben nicht von Gott geschenkte Freiheit wäre. Aber damit ist es ja von der Wurzel aus nichts: Gott ist dir gnädig. Was folgt daraus? Daß du einfach davon leben darfst und, weil er Gott ist, auch leben kannst, daß er dir gnädig ist. Daß du es also einfach annehmen darfst: Er ist Souverän und nicht du. Er hat und trägt die Verantwortung für dein Leben und nicht du selbst. Er macht daraus, was er will, nicht, was du wollen zu müssen dir einbildest. Er rechtfertigt, heiligt, rettet und verherrlicht dich: nicht von dir ist das verlangt. Von dir ist gerade nur das verlangt, daß du es dabei sein Bewenden haben lassest. Dann findest du dich von ihm umgeben von allen Seiten, dann kannst du nicht verzweifeln: gerade nicht an dir selbst, nicht an deinem Leben, wie verfehlt und unglücklich oder wie unnütz es sich dir auch darstelle. Es ist – du selbst bist Gott Eigentum und darum sind alle Engel Gottes mit dir.“
aus: Karl Barth, Augenblicke, ausgewählt von Eberhard Busch, Zürich 2001; Karl Barth, Kirchliche Dogmatik: KD III/4, 464f.