Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt?“1 so singen wir in diesen Adventstagen und zu Weihnachten verkünden wir: „Welt ging verloren, Christ ist geboren: Freue, freue dich, o Christenheit!“2. Seit etwa tausend Jahren teilen Christen und mit ihnen ein Großteil der Menschheit die Zeit in Jahre vor Christi Geburt und Jahre nach Christi Geburt ein. Mit Jesus von Nazareth hat ein neues Zeitalter begonnen. Darin sind sich zumindest alle Christen einig: Mit Gottes Erscheinen in Christus erfolgte für die ganze Welt und alle Menschen die Zeitenwende.
Die Botschaft des Engels im Weihnachtsevangelium ruft den „Frieden auf Erden“ aus. Diese Zeitenwende ist untrennbar verbunden mit dem Blick nach vorne, mit der prophetischen Vision einer versöhnten und friedlichen Welt, in der Nationen nicht mehr kämpfen und Menschen nicht mehr das Kriegshandwerk lernen werden.3 Diese Zeitenwende ist auf die Zukunft ausgerichtet.
Am 27. Februar 2022 verkündete der Bundeskanzler: „Wir erleben eine Zeitenwende. Und das bedeutet: Die Welt danach ist nicht mehr dieselbe wie die Welt davor.“ Im Unterschied zur biblischen Aussicht auf eine Zukunft ohne Waffen und Krieg beinhaltet die Bundestagsrede von der Zeitenwende eine Rückkehr in die von Abschreckungslogik und kaltem Krieg geprägte Vergangenheit. Wie sich Putins Kriegsziele an Träumen eines längst vergangenen Imperiums orientieren, gleiten wir in die dunkle Vergangenheit einer zweigeteilten Welt zurück.
Möge uns die Weihnachtsbotschaft an die Zeitenwende erinnern, die eine friedvolle Zukunft eröffnet und dem Kriegshandwerk ein Ende setzt.
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1 Aus Strophe 4 von EG 7 „O Heiland, reiß die Himmel auf“
2 Aus Strophe 1 von EG 44 „O du fröhliche“
3 Micha 4, Vers 3; Jesaja 2, Vers 4