Auf ihrer Frühjahrstagung hat die Synode der Evangelisch-reformierten Kirche zum Thema "Armut in Deutschland" Forderungen an die Politik und eine Selbstverpflichtung beschlossen.
Vorrangig solle die Armut in ihrer Entstehung bekämpft werden. Dazu müssten die Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen verbessert werden. Bildung "muss allen Kindern ohne Einschränkungen und ohne Hindernisse etwa durch die Einkommenssituation des Elternhauses ermöglicht werden". Für alle Kinder müsse die völlige Lernmittelfreiheit wieder eingeführt werden, einschließlich der Kosten für den Schulweg. Nur so könnten alle Kinder einen Schulabschluss entsprechend ihrer Fähigkeiten und nicht ihrer sozialen Herkunft erreichen. Um möglichst früh Bildungsbenachteiligungen auszuschließen, müssten kostenlose Krippen- und Kindergartenplätze ab dem ersten Lebensjahr zur Verfügung stehen.
Auch der Forderung nach einem Mindestlohn schließt sich die Synode an: "Auskömmliche Mindestlöhne können dafür hilfreich sein, sofern sie nicht tarifliche Vereinbarungen unterlaufen", heißt es in dem Papier.
Aber auch die Situation der von Armut schon betroffenen nimmt die Erklärung in den Blick: Geringverdienern müsse ermöglicht werden, eine ausreichende gesetzliche und private Altersvorsorge zu sorgen. Außerdem sei die Sozialhilfe den Preissteigerungsraten anzupassen.
Die Kirche selbst legte einen Armutsfonds mit 50.000 Euro an, um innovative Projekte zur Bekämpfung von Armut anzuschieben. Auch von den eigenen Kirchengemeinden forderten die Synodalen, sich des Problems stärker anzunehmen. Das Engagement in den Kindertagesstätten müsse verstärkt werden. Das Thema Armut müsse fester Bestandteil im Konfirmandenunterricht sein. Schüler sollten bei der Einschulung und den Hausaufgaben unterstützt werden. Bedürftige Familien sollten Hilfe bei der Haushaltplanung und warme Mahlzeiten erhalten.
Die Schere zwischen arm und reich klaffe immer weiter auseinander, heißt es in dem Grundsatzpapier mit dem Titel "Diakonie in der Evangelisch-reformierten Kirche - Stark für Arme". Heute besäßen in Deutschland zehn Prozent der reichsten Haushalte mehr als die Hälfte gesamten Vermögens. Täglich müssten sich eine Million Menschen in kostenlosen "Tafeln" mit Lebensmitteln versorgen, weil ihnen das Geld fehle, um sie regulär einzukaufen. Für die reiche deutsche Gesellschaft sei dies "beschämend", sagte Kirchenpräsident Jann Schmidt. Gerade in einem Jahr, in dem zahlreiche Wahlen bevorstehen, sei eine solche Erklärung geeignet, Politikerinnen und Politiker zu ihrer Position zu befragen, so Schmidt.