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Karfreitag im Licht der Auferstehung
Karl Barth predigt Karfreitag
Karfreitagspredigt am 26. März 1948, Große Kirche Debrecen, Ungarn
„Liebe Gemeinde! Wir sind hier versammelt, um die Karfreitagsbotschaft zu hören: die Kunde vom Leiden und Tod unseres Herrn Jesu Christi. Laßt es mich sofort sagen: diese Kunde ist keine Schreckenskunde und keine Trauerkunde. Wir stehen nicht unter dem Kreuz Christi wie damals seine Jünger und jene Frauen. Denn der dort und damals Gekreuzigte ist am dritten Tag wieder auferstanden von den Toten.
Darin ist es offenbar geworden, daß sein Leiden und sein Tod Heil und Leben für uns alle sind. Wenn man die Karfreitagsbotschaft rech versteht, so sagt sie nichts Anderes als die Weihnachtsbotschaft: ‚Siehe, Ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird’ [Lk. 2, 10]. Selig sind die, die dazu bestimmt sind, diese Botschaft hören und annehmen zu dürfen! …“
Aus: Karl Barth, Predigt zu Matthäus 5, 5 (1948), in: ders., Predigten 1935-1952, hrsg. von Hartmut Spieker und Hinrich Stoevesandt (Gesamtausgabe Abt. I), Zürich 1996, 388-391, hier 388.
Wer war der, der am Karfreitag verurteilt, gekreuzigt, gestorben und begraben worden ist?
„… Die Auferstehung Jesu Christi von den Toten und also Gottes Herrlichkeit für uns, das ist Gottes erfüllte Absicht mit uns. Was wüßten wir kleinen Menschen von Gottes Absicht, wenn er sie nicht erfüllt und als solche erfüllte Absicht uns vor Augen gestellt hätte? Das ist’s, was in Jesu Christi Auferstehung geschehen ist.
Laßt es uns noch einmal bedenken, wer der war, der am Karfreitag verurteilt, gekreuzigt, gestorben und begraben worden ist! Das war ja nicht nur jener eine Mensch Jesus, der Prophet von Galiläa, sondern mit ihm und in seiner Person waren es wir alle. Wir alle sind dort verurteilt, gekreuzigt, gestorben und begraben, wir alle, die wir vor Gott ungerecht sind, die wir dem Tode verfallen sind, deren Sünde aber Gott auf diesen Einen geladen hat und deren Strafe er in seinem Tode hat erleiden müssen.
Liebe Freunde, mit uns ist am Karfreitag Schluß gemacht worden, der Schluß, das Ende, ohne das wir nicht vor Gott stehen und nicht Gottes Bundesgenossen und seine lieben Kinder [Eph 5,1] sein würden. Wenn wir diese Karfreitagsbotschaft heute noch einmal bedenken, dann verstehen wir, wer da am Ostertag von den Toten auferstanden und zum göttlichen Leben erhöht worden ist: nicht nur Gottes ewiger Sohn, sondern in seiner Person wiederum wir alle, welche Gott in ihm, in seiner Person, freundlich ansehen, welche Gott in ihm befreien und lebendig machen und ewig retten will …“
Aus: Karl Barth, Predigt zu 2. Timotheus 2, 8 (Ostern 1943), in: ders., Predigten 1935-1952, hrsg. von Hartmut Spieker und Hinrich Stoevesandt (Gesamtausgabe Abt. I), Zürich 1996, 264-271, hier 268.