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Das Ultimo-Frühstück in Rinteln
Wenn am Ende des Monats das Geld knapp wird ...
Ein Frühstück für Bedürftige hat die reformierte Gemeinde Rinteln im März 2006 ins Leben gerufen.
Das Ultimo-Frühstück wird jeweils am letzten Mittwoch des Monats angeboten – wenn das Geld knapp wird. Daher der Name: Ultimo.
Das Projekt in Kürze:
Termin und Ort: Das Frühstück wird jeden letzten Mittwoch des Monats von 9 bis 11 Uhr im Gemeindesaal angeboten. Um 8.45 Uhr findet eine Andacht in der Kirche statt.
Mitarbeiterkreis: 15 Personen (8 aus der reformierten Gemeinde, 7 aus anderen Gemeinden).
Für das jeweilige Frühstück deckt das Küsterehepaar am Vortag die Tische, zum Frühstück selber sind jeweils zwei MitarbeiterInnen eingeteilt.
Besucher des Frühstücks: 60-80 Personen: Empfänger von Hartz IV, Alleinerziehende, Familien mit geringem Einkommen, Rentner.
Praktische Durchführung: Die Teilnahme am Frühstück ist kostenlos. Brot und Brötchen werden von einer Bäckerei gespendet und morgens von einer Mitarbeiterin abgeholt. Lebensmittel werden am Vortag von einem Mitarbeiter eingekauft: Kaffee, Tee, Kakao, Saft, Butter, Käse, Wurst, Marmelade, Honig, gekochte Eier, Mett, Obst. Die MitarbeiterInnen sorgen oft für Extras wie z.B. Kuchen. Der Tisch für das Büfett sowie die Gruppentische sind dekoriert - ein wenig Hotelatmosphäre ist gewollt.
Reste der Lebensmittel werden entweder an die Teilnehmer verteilt oder zur benachbarten Tafel gebracht. Regelmäßig sind bei dem Frühstück der Pastor, ein Arzt, ein Rechtsanwalt oder ein Sozialarbeiter anwesend. Sie stehen für Einzelgespräche bereit, für medizinische und juristische Beratung, informieren über Behördengänge.
Finanzierung:durch die Diakoniekasse der Gemeinde sowie Spenden und Kollekten. Da Sach- und Geldspenden einzelner relativ hoch sind, ist der finanzielle Aufwand für die Gemeinde gering.
Einladung/Werbung: Bei den Kirchen, bei der "Rintelner Tafel" und im "Haus der Diakonie" hängen die Termine aus. Die lokale Presse weist auf das Frühstück hin.
Geschichte: Die Idee für dieses Frühstück entstand im November 2005 auf einer Gemeindeversammlung. Die Gemeinde entschloss sich, ihre diakonische Arbeit stärker zu profilieren angesichts der größer werdenden wirtschaftlichen Not durch Hartz IV. In der Nachbarschaft der Jakobi Kirche hat die "Rintelner Tafel" ihre Ausgabestelle für Lebensmittel. Täglich wartet vor ihrer Tür eine größere Menschenmenge. Die zunehmende Armut ist augenfällig.
Wir erkundigten uns nach Erfahrungen anderer Gemeinden (Hannover, Nürnberg) nach Projekten, die mit dem Namen "Tafel" verbunden sind, und luden Interessierte zu einem Vorbereitungstreffen ein. An diesem nahmen 20 Personen teil - aus allen Rintelner Gemeinden, der Diakonie, des Deutschen Roten Kreuzes und der Rintelner Tafel. Bei diesem Treffen fiel die Entscheidung für den monatlichen Rhythmus. Ein Grundprogramm für das Frühstück wurde aufgestellt.
Erfahrungen: Im Vorfeld bestanden im Mitarbeiterkreis Ängste: Was ist, wenn an den Tischen die Schnapsflaschen hervorgeholt werden, eine Zigarette nach der anderen angesteckt wird, gar andere Drogen konsumiert werden, einzelne Teilnehmer aggressiv werden ... Die ängstlich Skeptischen wurden eines Besseren belehrt: Die Teilnehmer sind sehr freundlich und höflich untereinander und den Mitarbeitenden gegenüber. Wenn es gegen 11 Uhr Zeit ist, den Raum zu verlassen, schauen viele noch kurz in der Küche vorbei – für ein Dankeschön. Bei den ersten Terminen nahmen nur 7-9 Personen teil. Seitdem nimmt die Teilnehmerzahl kontinuierlich zu und hat sich mittlerweile vervielfacht. Einige Mitarbeiter überlegen, ob das Angebot erweitert werden sollte, z.B. auf einen zweiwöchigen Rhythmus.
Das Ultimo-Frühstück ist eine besondere Mahlzeit am Morgen: Hier findet sich schon einmal ein Brotaufstrich, den sich die allein lebende Rentnerin nicht kaufen würde, hier darf dem ersten Frühstücksei ein zweites folgen und: Hier nähren nicht nur Speise und Trank. Einsame finden Gesprächspartner, neue Kontakte - eine Atmosphäre zum Wohlfühlen.
Ein persönlicher Eindruck: In einer Reportage über das Ultimo-Frühstück schrieb Cornelia Kurth am 3. April 2007 in der Schaumburger Zeitung: "... Da ist zum Beispiel der Rentern A., der fast immer mit seinem alten Freund auftauchte, aber bereits letztes Mal alleine kam und diesmal auch wieder ohne Begleitung erscheint. Der Freund ist krank, steht gar nicht mehr auf und will auch partout nicht zum Arzt gehen, wohl auch deshalb, weil er die Kosten fürchtet. Rentner A. kümmert sich um ihn, kocht das Essen und macht sich natürlich Sorgen. Die anderen am Tisch hören sich die Geschichte an und Pastor Heiko Buitkamp sagt: ‚Na, ich werde mal bei Deinem Freund vorbeigehen und sehen, was los ist.‘ Das tut gut.
Nicht immer geht es in den Gesprächen an den verschiedenen Tischen um Probleme. Es sind ganz normale Plaudereien, bei denen oft gelacht wird ... "
Heiko Buitkamp
Bundesweit laden viele der rund 800 lokalen Tafeln Bürgerinnen und Bürger ihrer Städte und Gemeinden zu den unterschiedlichsten Aktionen ein. An einigen der Tafeln beteiligen sich auch die Regionalen Diakonischen Werke oder Kirchengemeinden.