Dieter Bökemeier, Pfarrer für Flucht und Migration der Lippischen Landeskirche, ordnete in seiner Predigt das biblische Fluchwort der Zeit nach der Flucht aus Ägypten zu. Man habe sich vor der Besiedlung des neuen Landes gefragt, wie dieses zum Segen für alle werden könne. Angesichts aktueller Herausforderung würden wir heute fragen: „Wie sollen wir umgehen mit einer globalisierten Welt, sozialen Ungerechtigkeiten, Geflüchteten und der zunehmenden Vielfalt im Land?“ Das Gesetz Gottes, das die Schwachen schütze und Recht und Gerechtigkeit für alle gewährleiste, flankiere den Weg. Mose sei überzeugt gewesen: „Wenn das Volk dieses Recht ehrt, wird das neue Land zum Segen. Der Umgang mit den Fremden entscheidet mit über Segen oder Fluch.“
In Deutschland sei das Recht des Fremdlings immer stärker beschnitten worden Eine ängstliche Politik habe auf flüchtlingskritische Stimmen reagiert und schon im Oktober 2015 begonnen, das Asylrecht zu verschlechtern, zwei Monate nach Merkels „Wir schaffen das!“ Mit jeder weiteren Verschärfung werde auch der gesellschaftliche Ton rauer. Hetze werde salonfähig, Grenzen des Anstandes seien niedergerissen und Ungeister der Vergangenheit erwacht. Auch sitze eine radikalnationale Partei jetzt im Landes- und Bundesparlament. Dieter Bökemeier: „Wo Flüchtlingsrechte abgebaut werden, besteht die Gefahr der Vergiftung der gesamten Gesellschaft.“
Das „Ökumenische Forum“ entstand 1993 als Reaktion auf den Asylkompromiss, der das Grundrecht auf Asyl massiv einschränkte. Gäste auf dem bunten Sofa sprachen über ihr Engagement und ihre Eindrücke. Dr. Ulrich Möller, früherer Pfarrer für Mission und Ökumene, erinnerte an die Gründungsjahre des Forums, in denen Asylbewerber ohne juristische und humanitäre Unterstützung wenig Chancen gehabt hätten, ihr Recht zu bekommen. Das Forum sei eine Anlaufstelle, die ehrenamtlichen Helfern Kraft, geistliche Impulse und juristischen Rat gebe. Man hätte nie gedacht, dass die Flüchtlingsfrage 25 Jahre später noch brisant sein würde. Mitglieder des Forums berichteten von ihren Erfahrungen, so wie Barbara Wolff, die ehrenamtlich eine Verfahrensberatung im Diakonischen Werk anbot oder Pfarrer i.R. Erhard Goeken, der vom ersten Kirchenasyl in Lippe 1992 in der ev.-ref. Kirchengemeinde in Hiddesen erzählte. Weitere Stimmen kamen zu Wort, unter anderem Annika Fideleo, die sich in Lage in der Flüchtlingsarbeit engagiert oder die Syrerin Eptihal Fares, die 2014 nach Lage kam. Sprachprobleme und Behördengänge seine eine große Herausforderung gewesen. Nach einem Sprachkurs arbeitet sie heute ehrenamtlich beim Kinderschutzbund.