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Die Begegnung mit dem Anderen als Chance
Marktplatzgespräch in Detmold
Dr. Marc Breuer (Professor für Soziologie an der Katholischen Hochschule Paderborn), Andreas Mattke (Landespfarrer für Kirche und Schule) und Cemil Sahinöz (Autor, Soziologe und Vorsitzender der Islamischen Gemeinden Bielefeld) diskutierten über das Gespräch der Religionen und die Herausforderungen der Zukunft.
Denn schon jetzt, das zeigte Bildungsreferentin Monika Korbach einleitend auf, stelle die „Konfession der Konfessionslosen“ mit rund 29 Millionen Menschen die größte Gruppe in Deutschland dar. 23 Millionen seien römisch-katholisch, 21 Millionen in einer der Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Der Bedeutungsverlust von Religionen in breiten Teilen der Bevölkerung sei eine Entwicklung seit dem 19. Jahrhundert, die allerdings erst seit den 1970er Jahren in der Breite sichtbar sei, erläuterte Marc Breuer: „In den meisten Fällen verlieren die Menschen schlicht den Bezug zur Kirche und praktizieren ihre Religion nicht mehr“, erklärte er. Freikirchen seien derweil eine Minderheit. „Sie tun viel dafür, sichtbar zu sein, umfassen aber nur zwei Prozent der Bevölkerung.“ Die Zahl der Menschen muslimischen Glaubens werde auf 4,5 Millionen geschätzt. „Das ist deutlich weniger, als in der öffentlichen Diskussion oftmals vermutet wird“, sagte Landespfarrer Dieter Bökemeier. Eine politische Minderheit, die aber leider sehr laut sei, versuche fälschlicherweise einen Konflikt zwischen dem „christlichen Abendland“ und muslimischen Zuwanderern zu schüren.
Damit wurde deutlich: Religion und Bildung sind wechselseitig voneinander abhängig. „Konflikte entstehen zumeist dort, wo Menschen die Religion nicht kennen“, verdeutlichte etwa Cemil Sahinöz, der von einer langen Tradition des Islams in Deutschland spätestens seit dem 17. Jahrhundert berichtete. Die Begegnung mit dem Anderen sei für ihn eine Möglichkeit, auch sich selbst besser kennenzulernen. Andreas Mattke stellte fest: „Wer nicht bereit ist, auf den anderen zuzugehen, beschneidet seinen Erkenntnisgewinn.“ Der Landespfarrer für Kirche und Schule sieht Schulen, in denen Glaubenswelten aufeinanderstoßen, als Ort, an dem ein fruchtbarer Dialog zwischen Identitätsbildung und Pluralitätsfähigkeit realisiert werden kann. Dabei plädiert er für das Modell eines konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts, der Gemeinsamkeiten stärke, aber auch Unterschieden gerecht werde.
Quelle: Lippische Landeskirche