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Das Calvin-Jubiläum 1909
Eine Zäsur der Selbstdefinition der Reformierten in Deutschland. Von Hans-Georg Ulrichs, Karlsruhe
„Der erste Anbruch einer Neuschätzung des reformierten Bekenntnisses und Kirchenwesens“[1]
Das Calvin-Jubiläum 1909 als Zäsur der Selbstdefinition der Reformierten in Deutschland
Hans-Georg Ulrichs, Calvin-Jubiläum 1909.pdf
2.
5. „Die Verbindung mit Genf aufrecht erhalten“ – Nach den Feierlichkeiten im Sommer 1909
6. Resümee
7. „Ob es noch nötig sei“ – Unwissenschaftliche Nachschrift und Prospektive 2009
1. Einleitung
Wenn im Jahr 2009 das „Calvinjahr“ begangen wird, dann lohnt sich auch ein Blick zurück auf frühere Jubiläen. Ist 2009 einerseits bemerkenswert, dass Calvin von der EKD als gesamtprotestantischer Institution zu ihrer „Sache“ gemacht wird, so sind doch andererseits viele Motive und Bemühungen ein Jahrhundert vorher bereits sehr ähnlich – beziehungsweise auch ein Jahrhundert danach haben wir heute noch vergleichbare Aufgaben. Eher unbekannt ist, wie wichtig das Calvin-Jubiläum 1909 für die Konfessionskultur der Reformierten in deutschland geworden ist. Mit den folgenden Ausführungen möchte ich darauf hinweisen. Gelegentlich trifft man bei der Lektüre reformierter Klassiker auf Formulierungen wie die Wilhelm Kolfhaus‘, dass es ein „neue[s] Achten auf das Zeugnis der Reformation und namentlich des Genfer Reformators“ gegeben habe.[2] Einiges spricht dafür, dass dieses „neue Achten“ nicht etwa mit der eher eigentümlichen Calvin-Rezeption Karl Barths begann, sondern mit dem Jubiläum 1909, dem 400. Geburtstag Johannes Calvins. Es geht im Folgenden nicht um einen Beitrag zur Theologiegeschichtsschreibung, nämlich der Calvin-Rezeption, sondern um einen Beitrag zur Geschichte der Selbstdefinition der Reformierten im 20. Jahrhundert. Anders als bei den Lutheraner ist es ja bei den Reformierten nicht so leicht zu bestimmen, wer nun „reformiert“ sei. Wer sich „unter“ das Konkordienbuch stellt, ist eben lutherisch. Aber wer ist reformiert? Eine allseits anerkannte Bekenntnisschrift gibt es nicht. So kann man wohl kaum umhin, eine Maximaldefinition für die Reformierten anzunehmen: Reformiert ist eben, wer sich selbst so bezeichnet. Daher kommen im Folgenden Stimmen aus einem breiten Spektrum zu Wort. Damit kann auch illustriert werden, wie die reformierten Gruppierungen am Ende des Kaiserreiches zueinander standen: Waren sie eher auf Kooperation oder auf Konfrontation aus, wer führte zusammen und wer spaltete?[3] Die zu verifizierende These lautet: Die Reformierten haben sich mit und ab dem Calvin-Jubiläum 1909 wieder verstärkt über Johannes Calvin definiert; reformiert ist, wer sich im besonderen Calvin verpflichtet fühlt, dessen Theologie rezipiert und den Aufbau des Kirchtums nach Genfer Anstössen gestaltet. Deshalb wollen wir zunächst einen Blick auf die Reformierten (und ggfs. ihr Calvin-Bild) um die Jahrhundertwende werfen (Kap. 2), dann die Vorbereitungen zum Calvin-Jubiläum ab etwa 1905 (Kap. 3) und das Jubiläum rund um den 10. Juli 1909 (Kap. 4) schildern sowie die Zeit unmittelbar danach (Kap. 5) und schließlich resümieren, ob und wie sich die Selbstdefinition (und das Calvin-Bild) der Reformierten verändert hat (Kap. 6). Dabei spielen weniger die rein fachwissenschaftlichen Publikationen eine Rolle, sondern vielmehr die die kirchliche Öffentlichkeit bestimmenden kirchlichen Presseorgane und die hinter ihnen stehenden kirchlichen Persönlichkeiten.
2. „[Nicht] zu einer über die Leisten des Genfer Theologen geschlagenen Theologie verpflichtet“ (Petrus Georg Bartels) – Die Reformierten in Deutschland um die Jahrhundertwende
Die meisten Reformierten lebten in Unionskirchen, vor allem im Rheinland und in Westfalen. Freilich gab es dort durchaus – und bis heute – geschlossen reformierte Gebiete. Es ist aber kaum zu übersehen, dass die Unionsbildungen im ersten Jahrhundertviertel letztlich auch bewirkten, das reformierte Bekenntnis weithin vergessen zu machen. So blieben von den zu Beginn des Jahrhunderts existierenden acht akademischen Lehranstalten für die Ausbildung der reformierten Pastoren keine einzige mehr übrig[4]. Einen reformierten Lehrstuhl gab es seinerzeit nur in Erlangen. Die Reformierten in der neuen preußischen Provinz Hannover konnten sich erst 1882 neben Lippe-Detmold als eigenständige Landeskirche konstituieren.[5] Neben dieser geographischen Differenzierung gab es unterschiedliche reformierte Traditionen und ihre meist vereinsrechtlichen Manifestationen: so der 1890 gegründete Hugenottenverein[6] und die niedersächsische Konföderation. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts verstärkte sich der Wunsch nach einem gesamtdeutschen Repräsentanten: 1884 wurde dann „Der Reformierte Bund für Deutschland“ – anlässlich eines Zwingli-Gedenkens! – gegründet[7]. Die reformierten Gruppierungen waren demnach sehr jung, zur Jahrhundertwende größtenteils erst 15-20 Jahre alt. Nach eigener Wahrnehmung rang die reformierte Konfession um ihre Existenz; in den öffentlichen, anlässlich der Moderamenssitzungen in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts gehaltenen Vorträgen wurde stets betont, dass das Reformierte weder ausgestorben noch zum Aussterben verurteilt sei.[8] Die entscheidende Rolle, die Existenz reformierter Gemeinden ins kirchliche Bewusstsein und in die kirchliche Öffentlichkeit zu bringen, kam dem Reformierten Bund zu. Als inhaltliches Band wurde vor allem seit dem Jubiläum 1863 der Heidelberger Katechismus behauptet.
Obwohl theologisch durchaus unterschiedlich geprägt, waren die meisten reformierten Gebiete erstaunlich fromm („positiv“): das Siegerland, das Bergische Land, die Grafschaft Bentheim. Anders als etwa in den Niederlanden und in der Schweiz gab es kaum liberale und kritische Theologie. Der historisch-kritischen Theologie dagegen erstanden mit Hermann Friedrich Kohlbrügge, Johannes Wichelhaus, Eduard Böhl und Adolph Zahn erbitterte Feinde im reformierten Lager. Vermutlich ist der Auricher Generalsuperintendent Petrus Georg Bartels, ein Schüler Johann Tobias Becks, durchaus repräsentativ für die deutschen Reformierten: er wird als Vertreter eines vor allem ethisch (und nicht dogmatisch!) orientierten milden Biblizisten angesehen[9]. Ein Calvinist indes ist er nicht gewesen. Von ihm wird der Ausspruch überliefert, dass die Reformierten „weder vor Gott noch vor den Menschen zu einer über die Leisten des Genfer Theologen geschlagenen Theologie verpflichtet“ seien.[10] So kommt es dann auch zu Abgrenzungen; in einem Rundschreiben an die Moderamensmitglieder urteilt Heinrich Calaminus angesichts der niederländischen Denomination der Christlich-Reformierten: „[W]ir haben eine kirchlichere und dogmatisch freiere Richtung.“[11] Es gab jedoch auch einige bewusste Calvinisten, gleichsam „bunte Hunde“ unter den Reformierten: etwa Adolph Zahn, der aus apologetischen und polemischen Gründen eine Sammlung von katholischen und protestantischen Urteilen aus dem 19. Jahrhundert über Calvin und „Studien über Johann Calvin“ herausgab. Offensichtlich fühlte sich Zahn nicht sonderlich im Reformierten Bund aufgehoben, denn er zog sich von dort zurück.
Immerhin erbten die Reformierten des fin de siècle zwei historiographische Großtaten aus dem 19. Jahrhundert: die Reihe „Leben und ausgewählte Schriften der Väter und Begründer der reformirten Kirche“ (Bde I-IX, 1857-1861) und die Herausgabe der Schriften Calvins und Zwinglis im Rahmen des Corpus Reformatorum. Die Publikation der Werke Calvins wurde 1900 vollendet: im Abschlußband erschien die umfassende Bibliographie aus der Feder Alfred Erichsons (CO 59, S. 517-586)[12]. Zu erinnern ist freilich auch an Emile Doumergues Calvin-Biographie, deren Bände ab 1899 erschienen und an E.F.K. Müllers Symbolik, die von ihm verantworteten BSRK und seine Arbeiten an Calvins Auslegungen der Hl. Schrift.
Besonders interessant sind auf Deskription des common sense ausgerichtete, quasi-kanonisierende Lexikonartikel. Einen solchen aus dem Jahr 1905 finden wir in der RE3 vom Moderator Friedrich Heinrich Brandes. Er beschreibt die Reformierten in Deutschland als eine marginalisierte, in der kirchlichen Öffentlichkeit kaum wahrgenommene Gruppe, die aber keineswegs gegen die Union oder die Lutheraner gerichtet sei. Was aber die spezifische „Pflege reformierten Bewußtseins“ war, bleibt in diesem Artikel[13] merkwürdig undefiniert. Offensichtlich waren die theologischen Differenzen innerhalb der Reformierten doch so groß, dass Brandes es vorzog, über die gedeihliche Entwicklung des Bundes zu berichten, statt das Reformiert-Sein inhaltlich zu füllen. In der Tat scheinen die Hauptversammlungen stets sehr gut besucht gewesen zu sein; unterhalb des Daches des Bundes fanden die heterogenen Gruppen und Traditionen der Reformierten zusammen, auch ohne dass ein inhaltlicher Konsens geschaffen werden musste; „der Reformierte Bund [hatte] in seiner Frühzeit [...] den Charakter einer Sammlungsbewegung“[14]. Mit der Selbstdefinition „reformiert“ gehörte man zu einer stigmatisierten Konfession, die deshalb schon aus apologetischen Gründen ihre Einheit beweisen musste. Noch auf der Hauptversammlung 1907 in Odenkirchen beschrieb Calaminus die zurückliegenden Jahre mit den Worten „in den Zeiten der Gründung [1884] Spott und bis heute Argwohn“.[15]
3. „Mittel zu schaffen, um Person und Sache Calvins [...] bekannter zu machen“ (August Lang) – Die Vorbereitung des Calvin-Jubiläums in Deutschland ab 1906
Zweifelsohne war der von „nüchterne[r] pietistische[r] Frömmigkeit geprägte“ E.F.K. Müller[16] in Erlangen der seinerzeit führende theologische Kopf der deutschen Reformierten, er hat „den akademischen Part des deutschen Reformiertentums wahrgenommen und ihm gute Reputation verschafft.“[17] Genauso unangefochten war der Moderator Friedrich Heinrich Brandes kirchenpolitisch bestimmend. Aber schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelangte mehr und mehr der Elberfelder Superintendent Heinrich Calaminus an Brandes‘ Stelle; er übernahm dann auch ab 1911 das Moderatorenamt. Aber von größerer Bedeutung war, dass sich ein anderer sowohl wissenschaftlich als auch im Reformierten Bund profilierte: August Lang. Seine Autobiographie „Herr, weise mir Deinen Weg! Erinnerungen eines 75jährigen“[18] harrt der Veröffentlichung. Sie beschreibt nicht nur seinen eigenen Werdegang, sondern ist auch die erste umfassende Darstellung der Geschichte der reformierten Kirche und Theologie von etwa 1880 bis 1933. August Lang (1867 bis 1945)[19] war Domprediger in Halle und daselbst Privatdozent.[20] In zweiter Ehe war er verheiratet mit einer Tochter Calaminus‘, so dass auch engste Familienbande mithalfen, das Calvin-Gedenken auf den Weg zu bringen.[21]
Nach Langs Erinnerungen begann in Deutschland die Vorbereitung auf das Jubiläumsjahr mit einer Moderamenssitzung am 29. August 1906 in Freudenberg[22], bei der bereits als Veranstaltungsort Barmen, die Veranlassung gemeindlicher Calvinfeiern, die Notwendigkeit einer populären Calvinbiographie und ein noch einzurichtender Calvinfonds „für reformiertes Privatdozentenstipendium“ zur Sprache kamen. Seit 1905 bereiteten sich die Genfer auf das Jubiläum vor. Ebenfalls schon 1905 aber hatte der Stuttgarter Pastor E. Villaret gelegentlich der Hauptversammlung in Herford vorgeschlagen, das Jubiläum auch in Deutschland zu begehen und eine Calvin-Stiftung zu gründen. „[D]ieser Vorschlag fand auch den Beifall des Moderamens, nur war man der Meinung, daß er bis zur nächsten, der 12. Hauptversammlung, die im Jahre 1907 stattzufinden habe, zurück zu stellen sei.“[23] Villaret schrieb dann für die RKZ im Februar 1906 einen längeren Artikel.[24] Aber erst danach auf einer Moderamenssitzung im August 1906 in Freudenberg – so wie von Lang erinnert – und dann mit einem Brief des Präsidenten der „Association du Monument de la Réformation“ in Genf, Prof. Lucien Gautier, an den Moderator Brandes vom 2. Februar 1907[25] machte man sich im Bund Gedanken, dass – da ein eigenes Denkmal nicht sinnvoll sei – in Deutschland das Jubiläum für die konfessionelle Profilierung genutzt werden müsse. So schlug man zusätzlich zur Unterstützung des Genfer Reformationsdenkmal-Projektes eine Calvin-Stiftung „zur Ausbildung von theologischen Dozenten“ vor.[26] Villaret und andere Reformierte fanden aber im Präses des Hugenotten-Vereins Charles Correvon (Frankfurt), der sich für das Genfer Denkmalprojekt engagierte, einen energischen Widerpart.[27] Am 19. April 1907 tagte man in Kassel und etablierte gemäß Correvons Wunsch einen Ausschuss[28], „bei dem ich“ – so Lang – „die treibende Kraft war“. Ihm gehörten nach dem dort beschlossenen Aufruf[29] neben Brandes, E.F.K. Müller und Lang der Berliner Konsistorialrat D. Hermann Dalton, Correvon, der Elberfelder Pfarrer Wilhelm Kolfhaus und der Schatzmeister des Reformierten Bundes Walther A. Siebel (Freudenberg) an. „Dem gewaltigen Zeugen und Verteidiger des Evangeliums, dem vielgepriesenen Ausleger der heiligen Schrift, dem machtvollen Organisator der Theologie und der Kirche verdankt auch die gesamte deutsch-evangelische Christenheit so viel, dass der Gedenktag für sie ein allgemeiner Festtag zu werden verdient.“ Es gelte, „das Andenken des jüngsten unter den vier Heroen der Reformation nach Kräften [zu erneuern].“ Während andere evangelische Kirchen „bereits in lebhafte Vorbereitungen eingetreten“ seien, und in Genf – als der „Grenzstadt an der Pforte der romanisch-katholischen Völker“ – „zwar kein eigentliches Standbild Calvins, aber ein grosses Denkmal der Reformation“[30] geplant sei, hielt man es für wünschenswert, einen Calvin-Fond einzurichten. Denkmal und/oder Stiftung zur Förderung von Studien – diese Frage wurde kontrovers diskutiert, auch mit den Genfern. Letztlich setzte sich Lang durch, der bereits auf der Hauptversammlung in Odenkirchen im September 1907 sagte, dass „der Calvinfonds [...] für uns die Hauptsache, weil ein dringendes Bedürfnis [ist].“[31] Bereits am 3. August 1907 wird dieser Aufruf auszugsweise im Kirchlichen Gesetz- und Verordnungsblatt der Reformierten Landeskirche Hannovers in einer konsistorialen Bekanntmachung wiedergegeben.[32] Wie umstritten beide Unternehmen waren, zeigt, dass Lang noch im September 1908 seinem Schwiegervater nochmals brieflich die Hauptgründe für den Calvinfonds mitteilen musste, damit dieser gerüstet in eine Besprechung gehen konnte: beim Calvinfonds handele es sich darum, „Mittel zu schaffen, um Person und Sache Calvins in Wissenschaft und Kirche bekannter zu machen. Wie wenig ist bisher theologisch für Calvin gethan worden! [...] Noch schlimmer aber steht es mit der populären Verbreitung der Kenntnis Calvins.“[33]
Tatsächlich betrieb August Lang dann bis zum offiziellen Aufruf in der RKZ vom 1. Dezember 1907 Diplomatie, um entscheidende Männer hinter sich zu sammeln. Davon berichtet er zwar nicht in seinen Erinnerungen, dies kann aber belegt werden mit seinem siebenseitigen Brief an den ostfriesischen Fürsten Edzard zu Innhausen und Knyphausen, der nicht nur Vorsitzender der „Gesammtsynode“ der „Evangelisch-reformirten Kirche der Provinz Hannover“ war, sondern auch dem preußischen Herrenhaus vorsaß.[34] Nachdem die 12. Hauptversammlung des reformierten Bundes vom 3. bis 5. September in Odenkirchen am Niederrhein[35] getagt und die Überlegungen zum Calvin-Jubiläum gutgeheißen hatte[36], schrieb Lang am 18. September 1907 einen – selbstredend devoten – Brief an Fürst Edzard: Nachdem Seine Durchlaucht die große Güte gehabt habe, den Aufruf zu unterschreiben, sei „Anfangs des Monats, bei der Tagung des Reformierten Bundes in Odenkirchen, [der Gedanke] zum Beschluß erhoben [worden], Euer Durchlaucht noch um eine weitere wesentliche Förderung des Unternehmens anzugehen. In vollkommener Übereinstimmung mit den übrigen Herren, von denen der immer noch nicht der Öffentlichkeit vorgelegte Aufruf ausgegangen ist, möchte ich Euer Durchlaucht ebenso angelegentlich wie herzlich bitten, das Ehren-Präsidium unseres Komitees anzunehmen [...] wir sind überzeugt, Ihr hochangesehener Name, der in den höchsten und allerhöchsten wie in den breitesten Kreisen einen gleich vortrefflichen Klang besitzt, wird das Unternehmen unvergleichlich fördern, und dem Andenken des teuren Reformators den bedeutsamsten Dienst leisten.“ Mit Edzards Namen an der Spitze würde er „dem Komitee eine nachdrückliche Autorität verleihen, welche seine Aktionsfreiheit erhöhte und vor allem die noch nötigen Verhandlungen mit den Kirchen- und Staats-Behörden ganz wesentlich erleichterte.“ Wie auch im Aufruf bezeichnet es Lang in diesem Brief als eine gesamt-evangelische Dankesschuld, den Genfer Reformator zu ehren, ja, es sei „wohl berechtigt, für 1909 eine der Lutherfeier 1883[37] wenigstens entfernt ähnliche Jubelfeier zu fordern.“ Daher habe man den Aufruf bereits an den „deutsch-evangelischen Kirchenausschuß zur Mitteilung an sämtliche Kirchenregimenter [sic!] sowie dem Minister der geistlichen Angelegenheiten [...] unterbreitet.“ 140 Unterstützerunterschriften seien bereits gesammelt worden, etwa die des Berliner Oberhofpredigers Ernst von Dryander, zahlreicher Generalsuperintendenten und Professoren der Theologie.[38] Einerseits wird immer wieder betont, dass es sich dabei um eine allgemeine evangelische Angelegenheit handele, weshalb auch „die Beziehung zu dem Reformierten Bund [...] dadurch noch ein wenig abgeschwächt werden [soll], daß bei Fabrikant Siebel der Zusatz ‚Schatzmeister des Reformierten Bundes‘ wegfällt“ und Lang sich nicht als Vorstandsmitglied des Reformierten Bundes outet, sondern sich nur als „Geschäftsführer“ des Komitees bezeichnet. So verzichtete man aus kirchenpolitischen Erwägungen auf eine konfessionelle Profilierung in der Öffentlichkeit. Andererseits versucht Lang dem Fürsten die Übernahme dadurch schmackhaft zu machen, dass man nun einmal „Männer gut reformierter Gesinnung und Überzeugung“ brauche. Nicht ungeschickt ist der Hinweis auf den Ehrenpräsidenten des Weltkomitees für das Genfer Denkmalprojekt: „höchsterfreulicherweise der Präsident der Vereinigten Staaten Roosevelt“. Wie im Aufruf erläutert, käme ein deutsches Denkmal nicht in frage, wohl aber erstens die Unterstützung des Genfer Projektes und zweitens die Einrichtung des Calvin-Fonds z.B. zur „1) Prämiierung trefflicher Studien und Arbeiten zur Erforschung wie zur Popularisierung der Gedanken Calvins, 2) Begründung eines Privatdozenten-Stipendiums zur Förderung reformierter Theologie, 3) Unterstützung reformierter Theologie-Studierender oder Kandidaten in unserm hiesigen Konvikt[39] oder im reformierten Kandidaten-Konvikt in Elberfeld u.a.“
Offenbar stimmte der ostfriesische Fürst zu, denn die Druckfahnen des Aufrufes wurden geändert: Edzard wurde als „Ehren-Vorsitzender“, Lang als „Geschäftsführer“ bezeichnet.[40] In der RKZ vom 1. Dezember 1907 wurde der Aufruf endlich veröffentlicht. Mit dem Aufruf wurden die Auseinandersetzungen um Denkmal und/oder Stiftung erledigt, Kritiker des Stiftungsgedanken zeigten sich versöhnt, da im Aufruf die Beteiligung am Genfer Projekt an erster Stelle stand. Auch der Präsident der Genfer Association, der bislang das deutsche Treiben eher nervös beobachtet haben mag, zeigte sich erleichtert.[41] Das selbe muss für Correvon gelten. Tatsächlich ließ aber besonders Lang keinen Zweifel daran, dass trotz „Sympathie und Opferwilligkeit für den Genfer Plan [...] die Förderung einer Calvinstiftung [wichtiger erscheint]“.[42]
Eine weitere beachtenswerte Debatte entstand durch den Mangel einer deutschen Übersetzung der Institutio Calvins. Diese Diskussion wurde von Pastor Wilhelm Rotscheidt (Lehe) mit einem Beitrag für die RKZ anfangs 1907 angestoßen.[43] Er berichtet von seinen Versuchen, einen Verleger zu finden, da er „schon willens [sei], eine solche Übersetzung anzufertigen“. Anzustreben sei eine komplette Übersetzung, kein nochmaliger Auszug, wie es ihn im 19. Jahrhundert gegeben hätte. Um diese Anregung dringlich zu machen, formuliert er sie als einen Antrag an die 12. Hauptversammlung im September 1907 in Odenkirchen. E.F.K. Müller begründet kurz darauf seinen Plan, „die Institutio im Auszug neuübersetzt herauszugeben“.[44] Wilhelm Gustav Goeters, Studieninspektor am reformierten Konvikt in Halle, springt dem Erlanger Lehrer bei, indem er auf die größere Benutzerfreundlichkeit verweist und darauf dringt, dass die Jubiläumsausgabe von dem stammen müsse, der das Calvinsche Bibel-Kommentarwerk so außerordentlich zügig und solide herausgab, E.F.K. Müller. „Hier ist die Bürgschaft für gute meisterhafte Arbeit“. Auch sei in jeden Fall der Verlag, also der Neukirchener, beizubehalten.[45] Schließlich pflichtet auch Wilhelm Kolfhaus dem Müllerschen Plan einer gekürzten Ausgabe bei.[46] Gelegentlich der Odenkirchener Hauptversammlung gibt E.F.K. Müller einen Bericht über die Planungen zu einer gekürzten Neuübersetzung, „die von der Buchhandlung des Erziehungsvereins in Neukirchen werde herausgegeben werden. Schatzmeister Siebel beantragte, es möge der Bund eine Summe bis zu 700 Mark aus der Hauptkasse bewilligen [...] ein Antrag, der denn auch einstimmig angenommen wurde.“[47] Müllers Institutio-Übersetzung wird für Mai 1909 angezeigt, kann aber erst nach den Jubel-Feiern in der zweiten Hälfte des November 1909 ausgeliefert werden.[48]
Die vielleicht nachhaltigste Frucht des Calvin-Jubiläums stellt die ursprünglich zweibändige Edition von Briefen Calvin dar, die Rudolf Schwarz veranstaltete. Während des Jahres 1909 wurden zahlreiche Briefe in der RKZ abgedruckt. Schwarz‘ Briefauswahl, „die längst ersehnte Korrektur zu Kampschultes Werk“[49], war „recht eigentlich die Festüberraschung“, mit der es möglich war, den „großen Unbekannten, der Calvin bislang doch war, ans helle Licht des Tages zu ziehen“.[50] Der Berner Kirchenhistoriker Paul Wernle, der dem Schwarz‘schen Werk ein Geleitwort beigab, stellte fest: „[W]ir haben Calvin überhaupt bisher nicht gekannt“.[51] Wenige Jahre vor dem Calvin-Jubiläum zum 400. Todesjahr wurde das Schwarz‘sche Werk 1961 in drei Bänden im Neukirchener Verlag neu herausgegeben. Otto Weber urteilte im Geleitwort, daß diese Briefauswahl „in jenem Gedenkjahr [1909] zum bei weitem Wertvollsten [gehörte], das überhaupt ans Licht trat.“
Zurück zu den Vorbereitungen des Jubiläumsjahres 1909: Bei einer Moderamenssitzung am 15./16. Juni 1908 in Frankfurt am Main (im christlichen Hospiz Baseler Hof, wo 26 Jahre später Karl Barth den Text der Barmer Theologischen Erklärung redigierte!) wurden die letzten Beschlüsse im Hinblick auf das Jubiläum gemeinsam mit dem deutschen Komitee für das Calvin-Jubiläum gefasst[52]. Überall – so führte Lang gelegentlich der Sitzung aus – entstünden zwecks Unterstützung des Genfer Denkmalprojekts Komitees, außer in Holland, dort sei „wenig Neigung unter Kuyper“. Auch Lang war alles andere als ein begeisterter Anhänger des Denkmalbaus. „[W]ir Deutschen haben dabei das Gefühl, es müsse noch etwas anderes geschehen. Die Calvinstudien sind sehr zurückgeblieben [...] um dieser Aufgabe willen ist der Calvinfonds zu bilden.“ Nun kommt es darauf an, auch die Öffentlichkeit zu interessieren und zu mobilisieren: „Die Ministerien sind um die Anordnung der Schulfeiern zu bitten, auch die Universitäten (theol[ogische] Fakultäten) um Mitfeier anzugehen“; dabei wird eingewandt, dass man aber „lieber die Historiker als die Theologen in vielen Fällen hört.“ „Die Zeitungen sind zu versorgen“. Der Evangelische Bund wird ans Mitmachen erinnert; später veröffentlicht dieser „Flugschriften“.[53]
Leider war Fürst Edzard am 16. Januar 1908 verstorben. Brandes gewann ein halbes Jahr später für diese Aufgabe Fürst Georg zu Schaumburg-Lippe; ihm gab man die Bezeichnung „Protektor“.[54]
Unzählige Aktivitäten belegen die generalstabsmäßige Vorbereitung des Calvin-Jahres 1909: regelmäßige Berichterstattung über das Calvin-Komitee oder über die kommende Feier insgesamt in der RKZ Jahrgang 1908 und dann natürlich im Jahrgang 1909, Rundschreiben an Presbyterien, um Gedenkveranstaltungen in den Gemeinden anzuregen[55], Eingaben an Synoden[56] und an staatliche Behörden, Schulfeiern zu veranstalten[57]. Der Reformierte Bund trug nicht nur dafür Sorge, dass neben der RKZ auch zahlreiche Sonntagsblätter Serien über Calvin und den Calvinismus im Frühjahr und Sommer 1909 (s.u.) brachten, sondern man ließ durch sein Engagement das Jubiläum zu einem „Multimedia“-Ereignis damaliger Zeit werden: neben unzähligen Heftlein mit populären Darstellungen Calvins[58] gab es eine Lichtbildreihe zum Ausleihen[59], eine Kantate[60], ein Kunstbild des Münchner Malers Karl Bauer[61] (das Martin Rade besonders hervorhob[62]), Postkartensammlungen[63], Gedichtsammlungen[64], später 1910 eine Calvin-Münze, die vom Consistorium der französischen Kirche in Berlin geprägt wurde und die ein Bildnis auch von Wilhelm II, „der seinen Schild über die durch eine weibliche Figur mit Kind dargestellte französische Colonie hält“[65], zeigt. All das sollte bewirken, dass die „große[.] Schar derer“ kleiner würde, „die auf Befragen nichts anderes über Calvin zu berichten wissen als daß er den lästernden ‚Servet verbrannt‘ und die ‚grausame Lehre von der Prädestination‘ aufgestellt habe“.[66]
Lang urteilte im Rückblick: „Wie viel Mühe, Briefe, Reisen und Verhandlungen hatte es gekostet, solch einen Aufruf [zum Calvin-Jubiläum 1909] zustande zu bringen! Wie viel Mühe weiter, ihn zu verbreiten, ihn an etwa 400 Zeitungen und Zeitschriften, an die Kirchenregierungen, Konsistorien und theologischen Fakultäten Deutschlands zu versenden!“[67] Lang wurde aber für all diese Mühen reichlich entlohnt.
[1] So August Lang in seiner Autobiographie: Herr, weise mir Deinen Weg! Erinnerungen eines 75jährigen (ms.), S. 41. Zu Lang und seinen Erinnerungen s.u. – Dieser Aufsatz ist zuerst mit anderem Untertitel erschienen in: Reformierte Retrospektiven. Vorträge der zweiten Emder Tagung zur Geschichte des reformierten Protestantismus (EBzrP 4), Wuppertal 2001, S. 231-265. Der Beitrag wurde leicht gekürzt, nicht jedoch aktualisiert.
[2] Wilhelm Kolfhaus, Christusgemeinschaft bei Johannes Calvin. Neukirchen 1939 (BGLRK III), S. 12.
[3] Das Verhältnis der reformierten Gruppierungen zueinander während der Weimarer Republik, gleichsam als Vorspiel zum reformierten Kirchenkampf, schildert Herwart Vorländer, Aufbruch und Krise. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Reformierten vor dem Kirchenkampf. Neukirchen 1974 (BGLRK XXXVII), Kap. 1: Das Erwachen des reformierten Bewußtseins, S. 11-50. Für die Zeit des Kirchenkampfes vgl. Sigrid Lekebusch, Die Reformierten im Kirchenkampf. Das Ringen des Reformierten Bundes, des Coetus reformierter Prediger und der reformierten Landeskirche Hannover um den reformierten Weg in der Reichskirche. Köln 1994 (SVRKG 113).
[4] Vgl. Friedrich Heinrich Brandes, Art. Reformierter Bund. In: RE3 XVI (1905), S. 521f, hier: S. 522.
[5] Vgl. Elwin Lomberg/Gerhard Nordholt/Alfred Rauhaus (Bearbb.), Die Evangelisch-reformierte Kirche in Nordwestdeutschland. Beiträge zu ihrer Geschichte und Gegenwart. Weener 1982.
[6] Vgl. Jochen Desel/Walter Mogk (Hgg.), 100 Jahre Deutscher Hugenotten-Verein 1890-1990. Geschichte, Personen, Dokumente, Bilder. Bad Karlshafen 1990 (Tagungsschriften des DHV 10).
[7] Vgl. J.F. Gerhard Goeters, Vorgeschichte, Entstehung und erstes Halbjahrhundert des Reformierten Bundes. In: Joachim Guhrt (Hg.), 100 Jahre Reformierter Bund. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart. Bad Bentheim 1984, S. 12-37.
[8] Vgl. die Protokolle der Tagungen des Moderamens 1894-1910 (Landeskirchliches Archiv Detmold, Dep. Archiv Reformierter Bund, Nr. 109).
[9] Vgl. Hans-Georg Ulrichs, Art. Bartels, Petrus Georg . In: Biographisches Lexikon für Ostfriesland, hg. von Martin Tielke, Band II, Aurich 1997, S. 30-33; ders., Art. Bartels, Petrus Georg. In: BBKL XV. Ergänzungen II (1999), Sp. 86-93.
[10] Petrus [Georg] Bartels, Der Heidelberger Katechismus und die Praedestinationslehre. Ein Beitrag zur Geschichte des Eindringens des Kalvinismus in die deutschen reformierten Kirchen. Hameln 1931, Vorwort.
[11] Brief Calaminus‘ an Moderamensmitglieder 12. April 1902 (Landeskirchliches Archiv Detmold, Dep. Archiv Reformierter Bund, Nr. 55).
[12] Auch als Einzelpublikation: A. Erichson, Bibliographia Calviniana. Berlin 1900 (ND Nieuwkoop 1960).
[13] Friedrich Heinrich Brandes, Art. Reformierter Bund. In: RE3 XVI (1905), S. 521f.
[14] J.F.G. Goeters, Vorgeschichte, aaO., S. 25.
[15] RKZ 30 (1907), S. 410.
[16] Vgl. Matthias Freudenberg, Art. Müller, Ernst Friedrich Karl. In: BBKL XIV. Ergänzungen I (1998), Sp. 1285-1298, hier: Sp. 1287; Karl E. Haas, Die Evangelisch-Reformierte Kirche in Bayern. Ihr Wesen und ihre Geschichte. 2. erweitertes Tausend, Neustadt/Aisch 1982, S. 69: E.F.K. Müller sei „von unschätzbarer Bedeutung für die theologische Besinnung der Reformierten um die Jahrhundertwende auf ihren Lehrmeister Calvin und die reformierten Bekenntnisschriften [gewesen]. Erlangen war damals neben Halle (August Lang) Quellort reformierter Theologie bis zur Zeit Karl Barths.“ Vgl. aaO., S. 246f.
[17] J.F. Gerhard Goeters, Vorgeschichte, aaO., S. 27f.
[18] Das Manuskript in zahlreichen Kladden wurde transkribiert durch Langs Enkel Jürgen Reuter (früher Halle, jetzt Naumburg). Bei ihm liegen die Rechte. Ich bin P.i.R. Reuter sehr dankbar, dass er mir Einblick in die Erinnerungen seines Großvaters gewährt.
[19] Vgl. Klaus-Gunther Wesseling, Art. Lang, August. In: BBKL IV (1992), S. 1077f.
[20] Über Langs Wirken als Moderator des Reformierten Bundes von 1919 bis 1934 vgl. den Aufsatz von Jürgen Reuter in diesem Band.
[21] Das ging gar soweit, dass der Schwiegervater das Buch des Schwiegersohnes über Calvin rezensierte. In: RKZ 32 (1909), S. 189.
[22] Zur Sitzung in Freudenberg vgl. Protokollbuch, aaO., Nr. 104.
[23] RKZ 28 (1905), S. 298.
[24] Villaret, Calvindenkmal oder Calvinstiftung. In: RKZ 29 (1906), S. 41-43. Vgl. auch aaO., S. 382. – Lang hat offensichtlich das Vorpreschen Villarets verdrängt (auf dem Hintergrund seiner eigenen überragenden Rolle?). Villaret legt eine bemerkenswerte Beurteilung vor: Calvin „hat das Evangelium aus der nationalen Gebundenheit, in der es sowohl bei Zwingli als auch bei Luther auftrat, befreit, und zu einer universalistischen Religion ausgestaltet, die den romanischen wie den germanischen, den ungarischen wie den slawischen Völkern gleich annehmbar war.“ AaO., S. 41. Villaret polemisiert gegen das „überflüssige[.] Denkmal“ und plädiert für eine Calvinstiftung zur Unterstützung bedürftiger Reformierter, in Deutschland und im Ausland. Im Jahrgang 30 (1907) der RKZ wurde ausführlich pro und contra Denkmal argumentiert. – Ebenfalls früh, schon im September 1905, war der Hugenottenverein (dem Villaret angehörte?) auf seiner Generalversammlung in Bückeburg mit dem Jubiläum beschäftigt gewesen, wie man auch in Genf wusste, vgl. RKZ 30 (1907), S. 57, S. 98f.
[25] RKZ 30 (1907), S. 57: „Wir haben vor kurzem durch die Zeitungen [sic!] erfahren, daß der Reformierte Bund, indem er beschloß, bei Anlaß des 400. Geburtstags Calvins einen Fonds zu gründen, von der Errichtung eines Denkmals abgesehen hat. Um so mehr hoffen wir, daß der Bund und seine Anhänger unser Vorhaben willkommen heißen werden“.
[26] Vgl. RKZ 30 (1907), S. 57.
[27] RKZ 30 (1907), S. 98f. Correvon zeiht die Deutschen ihres „angeborenen Hang[s] zum Partikularismus“. Correvon unterhielt persönliche Beziehungen nach Genf; ob er die Genfer gelegentlich mit Informationen aus der deutschen Diskussion versorgte? Zu Correvon vgl. Barbara Dölemeyer in: 100 Jahre Deutscher Hugenotten-Verein, S. 195-199.
[28] Vgl. RKZ 30 (1907), S. 142.
[29] Als zeitgenössisches Flugblatt in den landeskirchlichen Archiven Leer und Detmold. Vgl. RKZ 30 (1907), 377f.
[30] Im Original „Denkmal der Reformation“ fett und zentriert gesetzt.
[31] RKZ 30 (1907), S. 357.
[32] Kirchliches Gesetz- und Verordnungsblatt für die evangelisch-reformierte Kirche der Provinz Hannover, Nr. 69 vom 21. August 1907, S. 371. – Ob der Schreibfehler beim Namen des Moderators des Reformierten Bundes (Brandis) darauf hinweisen könnte, dass die Verbindung von Aurich nach Bückeburg bzw. Wuppertal noch nicht sehr gut waren?
[33] Brief Langs an Calaminus vom 16.9.1908 (Landeskirchliches Archiv Detmold, Dep. Archiv Reformierter Bund, Nr. 76).
[34] Vgl. Walter Deeters, Art. Innhausen und Knyphausen, Edzard. In: Biographisches Lexikon für Ostfriesland, hg. von Martin Tielke, Band I, Aurich 1993, S. 202f. Leider wird hier Edzards kirchliche Rolle nicht gewürdigt, dabei stand er neben P.G. Bartels für die jahrzehntelange Kontinuität in der reformierten Landeskirche. Übrigens nutzte Lang den Brief abschließend, um einige Fragen seiner Berufungsaussichten bei Edzard zu erwägen; offensichtlich verfügte der ostfriesische Fürst durchaus über Einfluss in preußischen Ministerien.
[35] F.H. Brandes, Die zwölfte Tagung des Reformierten Bundes für Deutschland in Odenkirchen. In: RKZ 30 (1907), S. 324ff. – Vgl. auch Calaminus‘ in Odenkirchen gehaltenen „Bericht über die Angelegenheiten des Reformirten Bundes für die Zeit vom 30. August 1905 bis 5. September 1907“. In: RKZ 30 (1907), S. 410-412.
[36] „[...] wie denn überhaupt die ganze Tagung in Odenkirchen schon im Zeichen der Calvinfeier stand, was auch in dem mit des Reformators Bild geschmückten Programm zutage trat.“ AaO., S. 324.
[37] Der Vergleichspunkt ist also nicht die bescheidene Zwingli-Feier 1884, gelegentlich der der Reformierte Bund gegründet wurde. Auch in der Öffentlichkeit wird immer wieder vor 1909 auf das Lutherjahr 1883 hingewiesen. Vgl. auch Brief Langs an Calaminus 16.9.1908, aaO.: „Wie viel ist seit 1883 [...] für Luther geschehen! [...] Wir wären froh, wenn das Jubiläum Calvins nur etwas entfernt Ähnliches für Calvin zur Folge hätte.“ Da bräuchte es aber eine gut funktionierende Organisation. Eine Relativierung des behaupteten gesamtkirchlichen Sinnes stellt aber Langs Forderung dar, dass auf keinen Fall der Berliner EOK beim Fonds mitreden dürfe. Von Gedanken an eine „Gründung eines ref[ormierten] Konvikts in Erlangen u. dgl. muß natürlich geschwiegen werden“.
[38] Wenige Monate später muss sich Lang entschuldigen, dass „der eine oder andere Name übersehen ist.“ In: RKZ 31 (1908), S. 34.
[39] Zur Geschichte des Reformierten Conviktes an der Kleinen Klausstraße vgl. die Festschrift von 1930 „Das reformierte Studien-Konvikt in Halle“.
[40] Beide Druckfassungen finden sich im landeskirchlichen Archiv der ErK, die Korrektur trägt einen Stempel vom 16. Oktober 1907.
[41] Vgl. Brief L. Gautier an Lang vom 11. Dezember 1907. In: RKZ 31 (1908), S. 34.
[42] RKZ 31 (1908), S. 203.
[43] Wilhelm Rotscheidt, Auch ein Calvin-Denkmal. In: RKZ 30 (1907), S. 84f.
[44] RKZ 30 (1907), S. 98.
[45] Wilhelm Gustav Goeters, Die deutsche Ausgabe von Calvin’s Institutio. In: RKZ 30 (1907), S. 131f. – Zu diesem heute leider fast unbekannten reformierten Kirchenhistoriker vgl. den Art. des Vf. In: RGG4 III (2000).
[46] Wilhelm Kolfhaus, Zur Übersetzung der Institutio. In: RKZ 30 (1907), S. 148f.
[47] RKZ 30 (1907), S. 357.
[48] RKZ 32 (1909), S. 375. – Vgl. die Einleitung von E.F.K. Müller, „der sich gern als dankbaren Schüler Calvins bekennt“, in der ersten Auflage 1909 und die Vorbemerkung zur zweiten Auflage 1928.
[49] So Wilhelm Hadorn in: RKZ 32 (1909), S. 219.
[50] RKZ 32 (1909), S. 169.
[51] Ebd.
[52] Vgl. Protokollbuch des Moderamens (Landeskirchliches Archiv Detmold, Dep. Archiv Reformierter Bund; gedruckte Einladung vom 27.4.1908 und Tagesordnung, 109). Dort findet sich ein sehr instruktiver Brief des theologischen Nestors der Reformierten, E.F.K. Müller aus Erlangen vom 12.6.1908 an Brandes, in dem er sich besonders für die „rechtzeitig“ zu erscheinende „Kleinlitteratur“ einsetzt. Er gibt eine Anregung weiter, „daß die Tagespresse aller Richtungen einige Wochen vor dem 10. Juli mit Stoff zu versorgen wäre [...] Ähnlich wären die Sonntagsblätter zu versorgen [...] und der Erfolg würde sein, daß unser gesamtes Volk wenigstens etwas von Calvin hörte.“
[53] Karl Mirbt, Johannes Calvin. Rede. 1909 (Flugschriften des Evangelischen Bundes, Nr. 272); Carl Heinrich Cornhill, Zu Johannes Calvins Gedächtnis. Rede. 1909 (Flugschriften des Evangelischen Bundes, Nr. 273); August Lang, Die weltgeschichtliche Bedeutung Calvins. In: Kirchliche Korrespondenz des Evangelischen Bundes 23 (1909), Nr. 7.
[54] RKZ 31 (1908), S. 245.
[55] Landeskirchliches Archiv Detmold, Dep. Archiv Reformierter Bund, Nr. 76. Laut RKZ 31 (1908), S. 370 ging das Schreiben an 330 Presbyterien.
[56] Z.B. von Pastor Winkelmann (Hohenlimburg) an die westfälische Provinzialsynode. In: RKZ 31 (1908), S. 316; von Calaminus und 25 Genossen an die rheinische Provinzialsynode. In: aaO., S. 333. Der Inhalt des Beschlusses (kirchliche Feier und fakultative Kollekte für den Fonds) der sächsischen Provinzialsynode in: aaO., S. 371.
[57] Vgl. z.B. Antrag von Wilhelm Rothscheidt namens des „Predigervereins der reformierten Gemeinden im vormaligen Herzogtum Bremen“ an das Moderamen vom 2.6.1908 (Landeskirchliches Archiv Detmold, Dep. Archiv Reformierter Bund, Nr. 109).
[58] Vgl. Wilhelm Niesel, Calvin-Bibliographie 1901-1959. München 1961 (im folgenden: Niesel-Bibliographie), Nrr. 325-432 und weitere. Ein zeitgenössisches Verzeichnis von Schriften von und über Calvin, in: RKZ 32 (1909), S. 129f. Die Calvin-Kleinliteratur, vom Reformierten Bund erwünscht und gefördert, wurde von der Gruppe um Fritz Horn in Bausch und Bogen verdammt, weil darin der Versuch gemacht werde, Calvin zu modernisieren; dagegen seien allein Calvins Schriftauslegungen empfehlenswert, vgl. Korrespondenzblatt der Freunde des Heidelberger Katechismus 7 (1909), S. 125f. (vorhanden in: Bücherei der ev.-ref. Gemeinde Elberfeld, jetzt Superintendentur Elberfeld, historische Bibliothek, Z 31).
[59] Vgl. Giesebert Stokmann, Auch ein Calvin-Denkmal. In: RKZ 32 (1909), S. 82. – Der Emder Pfarrer und Kreisschulinspektor Stokmann (1855-1926) publizierte mehrere Bücher; während seines Pfarramtes wurde die kunsthistorisch interessante Jugendstil-Kirche in Emden-Borssum erbaut. 1916 ging Stokmann krankheitsbedingt in den Ruhestand und unterrichtete an der Barmer Missionsschule. Sein Vikarsschüler Harmannus Obendiek gab posthum eine Ethik von ihm heraus: Ringe recht! Eine evangelische Ethik als Anweisung zum christlichen Leben, Schwerin 1928. – Eine kleine biographische Studie über diesen Vertreter des reformierten Protestantismus vor Barth ist ein Desiderat.
[60] RKZ 32 (1909), S. 26. Es handelt sich um eine Kantate über Psalm 100 (von Cornelius Becker) des Stettiner Schloßorganisten Ulrich Hildebrandt. Vgl. aaO., S. 239.
[61] Das Bild kam auf Veranlassung von Pastor Rodenhauser (Norden), der dann auch im Juli Delegierter in Genf war, zustande, wie er selbst berichtet: Eine hochwillkommene Gabe zum Calvin-Jubiläum. In: RKZ 32 (1909), S. 202, vgl. auch Reformiertes Wochenblatt [Elberfeld] 54 (1909), S. 212-214. – Der Maler Karl Bauer darf nicht mit dem reformierten Kirchenhistoriker gleichen Namens, an den Vf. erinnert hat (Karl Bauer [1874-1939]. Ein vergessener reformierter Kirchenhistoriker. In: RKZ 140 [1999], S. 86-92. Vgl. auch ders., Art. Bauer, Karl Christof Gustav Adolf. In: BBKL XVI. Ergänzungen III [1999], Sp. 58-65), verwechselt werden. – Vgl. auch Emile Doumergue, Iconographie Calvinienne, Lausanne 1909 (276 S.). In Genf wurde eine kleine bebilderte Festschrift vertrieben: Jubilé de 1909 Jean Calvin 1509-1564. Douze Estampes de H. van Muyden, Texte de H. Denkinger, édité par la Compagnie des Pasteurs de l’Église de Genève. Genf 1909.
[62] ChW 23 (1909), Nr. 28 vom 8. Juli 1909, Sp. 671.
[63] Erschienen im Verlag des reformierten Schriftenvereins, G. Dieterich, Elberfeld.
[64] Wilhelm Rothscheidt, Johann Calvin im Spiegel der Dichtung. Lehe 1909 (Niesel-Bibliographie Nr. 303), vgl. RKZ 32
©Hans-Georg Ulrichs, Karlsruhe
Als Reformator Genfs und "größter Schüler Luthers" erneuerte Calvin neben der Lehre auch die Praxis des Glaubens - eine Biografie.