Im Herbst 2020 war es die Aktion Maria 2.0, die ihre Kritik an den „männerbündischen Machtstrukturen“ der katholischen Kirche in allen Medien ausbreiten konnte. Kein Journalist wies darauf hin, dass mit der Reformation wesentliche Forderungen der katholischen Frauen bereits vor über 500 Jahren umgesetzt wurden und seither im Protestantismus selbstverständlich sind.
Inzwischen haben die Reformierten im Jahr 2021 ganz diskret das 450. Jubiläum ihrer Emder Synode gefeiert, ohne dass die deutsche Medienlandschaft stark davon Notiz genommen hätte. Als wäre der „synodale Weg“ eine Neuerfindung der deutschen Katholiken, berichten hingegen Zeitungen, Funk und Fernsehen mit sichtlicher Schadenfreude in aller Breite über die Selbstzerfleischung des deutschen Katholizismus auf ihrer dritten „Synodalversammlung“. Die Abschaffung des Zölibats, die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, die Priesterweihe von Frauen und eine Erneuerung der Sexualmoral zählen zu den Forderungen, die am Samstag von der Synodalversammlung in Frankfurt erhoben wurden.
Verbunden mit einer scharfen Kritik an der mangelnden Aufarbeitung von Kindesmissbrauchfällen und der Forderung nach einem Abbau von Machtstrukturen in der katholischen Kirche haben 215 Männer und Frauen ein „Reformprojekt zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland“ verabschiedet. Mit den verbindlichen Beschlüssen einer reformierten – oder unierten – Synode haben diese „Handlungstexte“ und Empfehlungen an die Hierarchie nichts zu tun, denn noch immer haben in der katholischen Kirche der Papst und seine Kardinäle das letzte Wort.
An dieser Stelle würde ich ein deutliches und medienwirksames Wort unserer evangelischen Kirchenleitenden erwarten, das daran erinnert, weshalb es eben ganz und gar nicht egal ist, ob man katholisch oder evangelisch ist.