Bekenntnisse

Nach reformiertem Verständnis ist der Glaube immer wieder neu herausgefordert zu sagen, was Sache ist.

"Ich schäme mich des Evangeliums nicht" (Röm 1,16), schreibt der Apostel Paulus. Offen und frei, öffentlich und ungezwungen spricht der Glaubende von Gott, von Jesus Christus und vom Heiligen Geist. Gott hat Gutes an mir getan, bekennen Christen und preisen seinen Namen. Mit ihrem Bekenntnis stehen Christen zu dem, was ihnen selbst im Glauben widerfahren ist. Im Bekenntnis sagen sie vor aller Welt, was sie im Glauben erkannt haben. Ihr Bekennen wird zum wahren Bekennen, wenn den Worten Taten folgen.

Bekennen in der Bibel: Antwort und Lobpreis

"Jesus fragte sie: Wer sagt denn ihr, dass ich sei? Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel" (Mt 16,15-17). Petrus nennt, was ein biblisches Bekenntnis zu einem christlichen macht: dass in ihm Jesus Christus bekannt wird. Dabei geht dem menschlichen Bekennen das Wort Gottes voraus: Das von Petrus ausgesprochene Bekenntnis zu Christus hat der Vater im Himmel offenbart (Mt 16,17). Und Christus seinerseits bekennt sich zu uns, bevor wir uns zu ihm bekennen. Als mündiger Mensch antwortet der Christ im Bekenntnis auf die ihm widerfahrene Wohltat Gottes in Jesus Christus. "Das Bekenntnis zu dieser Wohltat ist Lobpreis" (Eberhard Busch). Die Freude gibt den Ton des Bekennens an.

Im Alten Testament bekennt Israel mit dem "Höre Israel", dem Schma: "Höre Israel, der Herr, unser Gott, der Herr ist einer (einzig)! Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele und deinem ganzen Vermögen ...". Und so rühmen weiterhin Juden in der Synagoge unserer Tage mit den Worten des "Höre Israel" die unvergleichliche Hoheit des göttlichen Namens. Das Schma im jüdischen Gottesdienst ist eine Lesung aus der Bibel (5.Mose 6,4-9; 11,13-21; 4.Mose 15,37-41) - als Bekennen in Gebet und Lobpreis.

Bekennen in der Kirche: das gemeinsame Bekenntnis

Auch als Einzelner bekennt ein Christ als Teil einer Gemeinschaft, als Glied der Kirche. Das verbindliche gemeinsame Bekennen wird in einer schriftlichen Fassung festgelegt. Das in den westlichen (im Unterschied zu den orthodoxen) Kirchen noch heute am meisten gesprochene Bekenntnis ist das Apostolische Glaubensbekenntnis. Das aus frühchristlichen Texten zusammengesetzten Apostolikum bekennen evangelische und katholische Christen gemeinsam. Auf ihm bauen bedeutende reformierte Dogmatiken auf: Zwinglis Fidei Ratio (1530), Calvins Institutio (1559), Barths Credo (1935) und seine Dogmatik im Grundriss (1947).

Bekenntnis im Alltag: Lebensbekenntnis

Bekennen geschieht im Gottesdienst, z.B. im Sprechen des Apostolischen Glaubensbekenntnisses bei einer Taufe. Das Bekennen reicht aber weit über den Raum der Kirche hinaus in die Welt hinein. Die Glaubenden nehmen mit klaren Worten Stellung zu weltlichen Dingen. Dabei darf das Bekennen nicht in der Sprache der Kirche "stecken bleiben", sondern muss auch übersetzt werden in die jeweils "gebotene politische Stellungnahme" (Karl Barth). Und diesen Worten folgen Taten, denn: "Was hülfe es dem Menschen, wenn er in kräftigster Sprache reden und bekennen würde und hätte die Liebe nicht? Bekenntnis ist Lebensbekenntnis. Wer glaubt, der ist aufgerufen, mit seiner Person zu bezahlen, ‚payer de sa personne‘. Das ist der Nagel, an dem alles aufzuhängen ist."

Literatur

Karl Barth, Dogmatik im Grundriss, Zürich 1947

Eberhard Busch, Credo. Das Apostolische Glaubensbekenntnis, Göttingen 2003

Danke, Michael Beintker!

Heute gibt es einen besonderen Anlass, einem unserer reformierten Lehrer Dank zu sagen. Michael Beintker, Direktor des Seminars für Reformierte Theologie in Münster, hält heute (16.7.2015) seine Abschiedsvorlesung.
Reformiert-info verdankt Michael Beintker u.a. eine kurze Auslegung zum Apostolischen Glaubensbekenntnis - im Video:

Bekennen in der Friedensfrage

Eine Erinnerung an die Reformierte Friedenserklärung 1982. Von Prof. Dr. Rolf Wischnath
Das "Nein ohne jedes Ja" zu Massenvernichtungswaffen, zu dem sich das Moderamen des Reformierten Bundes 1982 bekannte, wurde zum Slogan der Friedensbewegung. Im Rückblick wirkt es mit ihrem Ausruf eines Bekentnnisstandes (status confessionis) der Sprache nach "als ein Dokument von gestern".

Welche Bekenntnisse haben die Reformierten?

Ein Überblick über die wichtigsten Schriften
Weltweit gibt es zahlreiche unterschiedliche reformierte Bekenntnisschriften. An ihrem jeweiligen Ort, in der Sprache ihrer Zeit bekennen Reformierte ihren Glauben. Das reformierte Bekenntnis kennt keinen Stillstand.
Die Barmer Theologische Erklärung von 1934 markiert die Geburtsstunde der Bekennenden Kirche in Deutschland. Sie ist eine klare Absage an die falsche Lehre der Deutschen Christen.

Die Erklärung von Accra

Eine Glaubensverpflichtung im Jahr 2004
Auf der 24. Generalversammlung des Reformierten Weltbundes in Accra, Ghana vom 30. Juli bis 13. August 2004 wurde ein "Bekenntnis des Glaubens im Angesicht von wirtschaftlicher Ungerechtigkeit und ökologischer Zerstörung" beschlossen. Der Text zum Nachlesen.

Die Bedeutung des Bekennens

Warum sind den Reformierten ihre Bekenntnisse so wichtig?
Während die meisten lutherischen Kirchen mit einem einzigen Bekenntnis (der Confessio Augustana) auskommen ist die reformierte Kirchengeschichte voll von Bekenntnistexten - bis heute!

Das Erste Helvetische oder Zweite Basler Bekenntnis (1536)

Gemeinsame Schrift der reformierten deutschsprachigen Eidgenossenschaft
Das Erste Helvetische Bekenntnis oder Confessio Helvetica Prior, auch Zweites Basler Bekenntnis genannt, aus dem Jahre 1536 war rund 30 Jahre das wichtigste Bekenntnis der deutsch-schweizerischen Reformation.

Der Basler Katechismus - der sog. ''Kinderbericht''

Ein ''Vor-Heidelberger-Katechismus'' von Johannes Oekolampad - online im PDF
''Frag. Wer iſt ein todtſchläger? Antwort. Wer ein nydig oder zornmüetig hertz hat / vnnd raachgirig.''

Lebensfreude und die Suche nach Gerechtigkeit

Zur Generalsynode der URCSA, Südafrika
Informationen aus erster Hand: Interview mit Verena Hoff-Nordbeck und Helge Johr
Am 10. Juli 1559 starb der französische König Heinrich II. Trotz der Verfolgung und Hinrichtung evangelischer Christinnen und Christen unter seiner Herrschaft trafen sich 1559 72 Protestanten in Paris zu einer geheimen Landessynode.
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