THEOLOGIE VON A BIS Z
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(K)eine Chance für den Dialog?
Christen und Muslime in der pluralen Gesellschaft. Bausteine zu kontroversen Themen
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„Es freut mich, wenn diese Thematik auf fundierte und Kontroversen nicht scheuende Weise aufgegriffen und aufgearbeitet wird. Möge dieses Buch eine gute Resonanz finden.“ Peter Steinacker, Kirchenpräsident Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Die innerevangelische Debatte über das christlich-islamische Gespräch erreichte durch die EKD-Handreichung „Klarheit und gute Nachbarschaft“ und die Äußerungen des EKD-Ratsvorsitzenden, Wolfgang Huber, ihren kontroversen theologischen Höhepunkt. Inzwischen äußern sich die Landeskirchen wieder moderater.
Der von den rheinischen Theologen Annette de Fallois und Dirk Siedler und Politologen Jören Klußmann herausgegebene Sammelband bündelt eine Debatte, die rheinische Kirche in den letzten drei Jahren geführt hat. Er dokumentiert einen Diskussionsprozess, den die Synodalbeauftragten der rheinischen und westfälischen Kirche zu den Fragen initiiert haben, die aktuell auf der Agenda des Dialoges ganz oben stehen: Wie wäre eine abrahamische Theologie zu formulieren, die an die theologischen Einsichten des christlich-jüdischen Gesprächs anknüpft? In welchem Verhältnis stehen die Religionsgemeinschaften zum säkularen Rechtsstaat? Gibt es auch eine islamisch-theologische Begründung, die eine säkulare Gesellschaftsform fordert? Wie reagieren Christen und Muslime auf die Herausforderungen durch Islamismus und christlichen Fundamentalismus? Die in dem Band enthaltenen Vorträge wurden auf drei Tagungen in den Jahren 2005 bis 2007 gehalten, die sich der ersten und fünften These der Barmer Theologischen Erklärung orientierten. Damit ist der Ausgangspunkt nicht ein irgendwie geartetes Dialog-Verständnis, sondern ein wesentlicher christlicher Bekenntnistext.
Während die Beiträge von Jürgen Schmude und Ulrich Dehn Grundlagen des Dialogs in Auseinandersetzung der EKD-Handreichung von 2006 diskutieren, entwickeln Bertold Klappert und Horst Kannemann eine an Abraham anknüpfende Hermeneutik des Dialogs, die von den Einsichten des christlich-jüdischen Gesprächs ausgeht und in Hinblick auf den Islam weiterführt. Die islamische Juristin und Theologin Hamideh Mohagheghi setzt sich in zwei Beiträgen mit der Barmer Theologischen Erklärung auseinander: zuerst mit der gesamten Erklärung mit einem Schwerpunkt auf die erste These und dann mit Ausführungen speziell zur fünften These. Weitere islamische Autoren sind Elsayed Elshahed, Behzad Khamehi und Musan Ahmetasevic. Heiner Bielefeldt, Peter Antes und Hans G. Kippenberg diskutieren unter verschiedenen Blickwinkeln das Verhältnis des Islams zum säkularen Rechtsstaat sowie die Bedeutung des Islamismus bzw. Fundamentalismus insbesondere in den USA.
Die Autoren und ihre Beiträge im Einzelnen:
Jürgen Schmude, „Klarheit und gute Nachbarschaft“
Ulrich Dehn, Dialog quo vadis?
Horst Kannemann, Verheißung für den anderen
Manfred Kock, In der Wahrheit bleiben, damit der Dialog gelingt
Hamideh Mohagheghi, Die Barmer Theologische Erklärung. Eine muslimische Betrachtung
Bertold Klappert, Abraham eint und (unter)scheidet
Hamideh Mohagheghi, Die schiitische Sicht des Verhältnisses von Staat und Religionsgemeinschaft
Wolfgang Heyde, Perspektiven des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche aus evangelischer Sicht
Heiner Bielefeldt, Religionspolitik im säkularen Rechtsstaat
Peter Antes, Was ist eigentlich Fundamentalismus bzw. Islamismus?
Elsayed Elshahed, Gibt es eine Theologie des Islamismus?
Hans G. Kippenberg, Christlicher Fundamentalismus in den USA – ein neuer Kreuzzug?
Frank Kürschner-Pelkmann, Christlicher Fundamentalismus in Ländern der Dritten Welt
Reinhard Hempelmann, Sind Evangelikalismus und Fundamentalismus identisch?
Behzad Khamehi, Wechselwirkungen zwischen Orient und Okzident in der Philosophie
Musan Ahmetasevic, Islam in Bosnien und Herzegowina
Kerstin Tomenendal, Imago Turci anno 1683 und seine Auswirkungen auf das Türkenbild in Österreich anno 2005
Die Herausgeber:
Annette de Fallois ist Mitarbeiterin in der Beratungsstelle für christlich-islamische Begegnung der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Evangelischen Kirche von Westfalen in Wuppertal.
Dirk Chr. Siedler, Dr. phil., ist Pfarrer der Evangelischen Gemeinde zu Düren und Synodalbeauftragter für das christlich-islamische Gespräch im Kirchenkreis Jülich.
Jörgen Klußmann, M.A., ist seit 2004 Studienleiter an der Evangelischen Akademie Rheinland.
Eine verbesserte Neuauflage ist in Vorbereitung. Interessenten können ein Exemplar vorbestellen per Email an: post@alektor.de.
Dirk Chr. Siedler/Annette de Fallois/Jörgen Klußmann(Hg.)
(K)eine Chance für den Dialog?
Christen und Muslime in der pluralen Gesellschaft
Bausteine zu kontroversen Themen
Berlin 2007, ISBN 978-3-88425-087-7, € 22,-
Dr. Dirk Chr. Siedler