Psalm 18
„Die Hauptlinien dieses Dankliedes des Königs sind: Gott erhört von der Stätte seiner Gegenwart aus den Notschrei des Bedrängten; in die äußerste Tiefe beugt sich die höchste Himmelsmacht Gottes herab; aus dem Unterliegen hilft Gott nicht nur zum Sieg, sondern zur wunderbaren Erhöhung. In diesem Geschehen richtet sich das Augenmerk auf die Gestalt des Königs: er ist der Leidende. Schließlich ist darauf hinzuweisen, dass Ps 18 Spuren einer Benutzung durch die alttestamentliche Gemeinde erkennen lässt. Der schlichte Beter tritt später in die Sphäre königlicher Aussagen ein und stellt sich damit auf den Boden unverrückbarer Heilstatsachen, die in seiner Not als gültig aufgenommen werden.“ (H.J. Kraus).
Der Psalm ist für das EG neu bereimt worden. Dabei erfolgte eine Zusammenfassung des sehr wortreichen Psalms in sechs Strophen. Die bekannteste Stelle des Psalms: „mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“ (V. 30) ist in Str.4 aufgenommen. V. 2 des biblischen Psalms war die Vorlage für die erste Strophe von Lied 397.
1. HERR, meine Stärke, dich will ich erheben, / mein Fels, mein Hort, der Zuflucht mir gegeben. / Mein Schirmer und mein Schild warst du, o Gott, / bei dir fand Rettung ich in meiner Not. / Als hoch mein Haupt des Todes Flut bedecket, / die Ströme des Verderbens mich erschrecket, / in meiner Not schrie ich, o HERR, zu dir, / da hörtest du und wandtest dich zu mir.
2. Die Erde bebte und die Berge wankten, / erzitterten vor seinem Zorn und schwankten. / Ja, Rauch und Feuer gingen von ihm aus. / Mit Finsternis und großen Sturmes Braus / erschien der HERR, vor seinem Schelten flohen / die Fluten, die sein Schöpfungswerk bedrohen. / Aus tiefen Wassern zog mich seine Hand, / dass Rettung ich vor meinen Hassern fand.
3. Der HERR hat mir getan nach meinen Taten. / Ich wandelte den Weg, den er geraten. / Von meinem Gott fiel ich nicht treulos ab. / Sein heilig Recht ich stets vor Augen hab. / Du, HERR, beweist den Treuen deine Treue, / dass deine Huld die Lauteren erfreue. / Den Armen hilfst du. Hochmut stürzet schnell. / Du bist mein Licht, du machst mein Dunkel hell.
4. Mit dir kann ich der Feinde Schar bezwingen, / mit meinem Gott auch über Mauern springen. / Vollkommen ist sein Weg, sein Wort ist wahr. / Er ist ein Schild, schützt mich in der Gefahr. / Denn wer ist Gott, wenn nicht der HERR alleine? / Und welche Macht erhält so wie die seine? / Er gürtete mit Kraft mich allezeit. / Er führte mich zum Sieg in jedem Streit.
5. Er macht mich schnell und führt mich auf die Höhen. / Er machte mich geschickt und ließ mich sehen, / wie seine Huld auf weiten Raum mich stellt / und seine Kraft die Feinde niederfällt. / Sie konnten nicht vor meiner Hand bestehen. / Ich ließ wie Staub im Winde sie verwehen. / Dein Beistand hat Errettung mir gebracht / von ihrer Wut und großen Übermacht.
6. Du setztest mich zu vieler Völker König / und machtest mir die Fürsten untertänig, / hobst mich empor durch deine starke Hand. / Ich preise dich, bei dem ich Rettung fand. / Dich, HERR mein Heil, will ewiglich ich loben. / Dein Name sei für immer hoch erhoben. / Ja, Hilfe ward stets Davids Haus zuteil. / Durch deine Huld fand dein Gesalbter Heil.
Melodie: 1543 / Genf 1551 / Text: Alfred Rauhaus 1990
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman