Psalm 48
„Der in der Israel-Gemeinde gegenwärtige und die Gottesstadt schützende ‚große König’ bewahrt an dem zentralen Weltort die Schöpfung vor dem Einbruch des Chaos, das in Gestalt von Völkerstürmen entfesselt wird. Seine Gerichte verbürgen das Heil der Welt. Die Freude über diese universale Schutz- und Heilsmacht ist in Psalm 48 nicht eschatologisch (zukünftig), sondern kultisch gegenwärtig. Die Letztwirklichkeit der Welt ist dem anbetenden Glauben gleichnishaft in der vollen Diesseitigkeit anschaubar.“ (H.J. Kraus)
Die angemessene Bereimung von Matthias Jorissen ist in der Neuausgabe des Psalters auf vier Strophen konzentriert worden. Die Melodie eignet sich wie manch andere zum wechselseitigen Singen: so können z.B. Männer und Frauen im zeilenweisen Wechsel diesen Psalm singen. Damit kann eine alte, in unseren Gemeinden früher weithin üblich und beliebte Weise des gemeinsamen Gesangs wieder aufgenommen werden. Sie erlaubt es, mehrere Strophen hintereinander zu singen, ohne dass der einzelne „aus der Puste gerät“. Der Psalm kann zum Eingang oder als Predigtlied gesungen werden.
1. Der HERR ist groß und hoch gerühmt, / man bet ihn an, wie sich’s geziemt. / Seht unsers Gottes Stadt erhöhet, / wie hoch sein heilger Berg da stehet. / Zion ist sein Eigentum, / ein erhabner Ort, der Ruhm / und des Landes Freud und Wonne, / ja, der ganzen Erde Sonne, / da hier unser König thronet, / seit der HERR bei Menschen wohnet.
2. In den Palästen zeigt sich Gott / als eine feste Burg in Not. / Man sieht das Volk ganz ruhig sitzen, / ihr König selber wird sie schützen. / Könige mit stolzem Zug, / Heere mit dem schnellsten Flug / wollten unsre Stadt verderben, / Beute sich und Ruhm erwerben. / Ruhig sahen wir sie ziehen, / stehen, staunen, zagen, fliehen.
3. Angst überfiel der Feinde Heer. / Sie zitterten, erschraken sehr. / Dein Wort ließ einen Sturmwind wehen / und ihre Flotte untergehen. / Da wir dann mit Augen sahn, / was man uns schon kundgetan: / Feindes Macht und Wut und Schelten / ist ein Nichts dem Herrn der Welten. / Es besteht trotz alles Spottes / diese Wohnung unsers Gottes.
4. Vernehmt es, Kind und Kindeskind, / wie groß die Taten Gottes sind, / die er dem Land und Volk bewiesen. / Nur er allein werd hoch gepriesen. / Seht, wie herrlich groß ist Gott! / Und der Gott ist unser Gott, / der für uns sein Heil bereitet, / der von Jugend auf uns leitet, / über Tod und Grab regieret / und uns zur Vollendung führet.
Melodie: Genf 1562 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman