Psalm 9
Psalm 9 gehört mit Psalm 10 zu einem Psalm zusammen. Es ist ein „Akrostichon“, ein Lied, dessen Versanfänge alphabetisch geordnet sind. Ein Mensch, der aus großer Not errettet wurde, erzählt den Mitmenschen die Ruhmestaten Gottes und preist ihn im Tempel zu Jerusalem. Er spricht aber nicht allein von seiner eigenen Erfahrung, sondern von der Macht Gottes über das weltweite Geschehen und über die Völker. Damit wird das Danklied lehrhaft ausgeweitet.
Der leicht singbare Psalm trägt eine besondere Bedeutung: er ist in der Reformationszeit von reformierten Christen gesungen worden, als sie mit dem Schinderkarren zum Scheiterhaufen gefahren wurden, um dort wegen ihres Glaubens verbrannt zu werden. In dieser äußersten Situation gewinnen die Worte des Psalms noch ein anderes Gewicht. Der Psalm kann jederzeit im Gottesdienst gesungen werden, wenn das dankbare Lob Gottes laut werden soll.
1. Von ganzem Herzen dank ich dir, / o HERR, wie gnädig warst du mir! / Ich will zum Trost bedrängter Seelen / die Wunder deiner Huld erzählen.
2. Du, mein Erlöser, sollst allein / mein Jubel, meine Ehre sein. / Dir, dir soll meine Harfe klingen, / froh will ich deinen Ruhm besingen.
3. Der HERR herrscht ewig, hoch erhöht / in seiner Macht und Majestät. / Sein Richterstuhl steht unerschüttert, / und alle Welt vor ihm erzittert.
4. Er richtet einst zu seiner Zeit / den Erdkreis in Gerechtigkeit. / Die Völker wird er recht regieren / und sie in seinen Frieden führen.
5. Der HERR wird eine Zuflucht sein, / des wird sich der Gerechte freun. / In Not wird Gott ihm Heil bereiten, / auf guten Wegen ihn geleiten.
6. Ja, dir vertrauet, wer dich kennt, / wer dich bei deinem Namen nennt, / du lässest nimmermehr verzagen, / die, HERR, nach deiner Gnade fragen.
7. Es lobe, wer auf Erden wohnt, / den König, der in Zion thront. / Auch bei den Völkern, ja, bei allen / soll seiner Taten Lob erschallen.
8. Die elend sind, vergisst er nicht, / gibt den Bedrängten Zuversicht; / er achtet auf ihr ängstlich Flehen, / lässt keinen trostlos von sich gehen.
9. Sieh, wie mein Feind mich drückt, mir droht. / Ach sei mir gnädig in der Not! / HERR, du kannst mich zu neuem Leben / im Tor des Todes noch erheben.
10. Dann tu ich laut mit Herz und Mund / dein Lob in Zions Mauern kund / und will mich in den frohen Reihen / mit den Erlösten ewig freuen! Melodie: Straßburg-Genf 1542 / Lyon 1547 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman