THEOLOGIE VON A BIS Z
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Synode und Bekenntnis von Westminster (1643–1649)
Das presbyterianische Hauptbekenntnis
Die Abtei
Über die Gründung der Westminster-Abtei liefen mehrere zum Teil legendäre Berichte um, deren übereinstimmender Kern eine sehr frühe, vielleicht schon zur römischen Besatzungszeit (vor 410) bestehende, dem Apostelfürsten Petrus geweihte Kirche vermuten läßt. Ein Kloster ist erst für 785 sicher bezeugt. Der angelsächsische König Eduard der Bekenner (1042-66) erbaute eine große Kirche nach dem Vorbild von Jumièges (Normandie), die Wilhelm der Eroberer 1066 als seine Krönungskirche erwählte.
Seitdem spielt sie eine beherrschende Rolle als britische Hofkirche und als Symbol der anglikanischen Verbindung von Thron und Altar. Die bedeutenden Äbte steigerten ihren Rang nicht nur durch die Pflege des Klosters, das lange Zeit als die führende Benediktinerabtei des Landes galt, sondern auch durch die völlige Exemtion von der Jurisdiktion des Londoner Bischofs (1220). Sie erhielten außerdem das Recht, die Mitra zu tragen.
Bis 1348 betrug die Zahl der Mönche 60, im 15. Jh. 50, im 16. Jh. 40, Heinrich III. errichtete 1245-69 den Neubau der Kirche, der noch heute steht. Im Zuge der kirchlichen Umgestaltung wurde das Kloster 1550 aufgelöst und die Kirche zur Kathedrale Londons mit einem Dean (nach dem Bischof) an der Spitze erhoben.
Synode und Konfession
Es war symbolisch und provokativ, daß in ihr am 1.7.1643 die Westminster-Synode (Westminster Assembly of Divines) zusammentrat, die in England den reformierten (presbyterianischen) Glauben zur Herrschaft zu bringen suchte. Die eigentlichen Tagungen (bis 25.3.1652) fanden meistens in der daneben gelegenen Wohnung des Deans, und zwar im sogenannten Jerusalem Chamber, statt.
In einer gemeinsamen Sitzung mit dem Parlament (House of Commons) schloß die Synode am 25.9.1643 den feierlichen Bund (Solemn League and Covenant) zwischen der soeben noch durch Lauds Kirchenpolitik bedrückten schottischen Nation und der englischen ab. Dadurch gerieten die presbyterianischen Grundsätze und Erfahrungen Schottlands in die beherrschende Rolle und wandelten die ursprünglich zur Reform der anglikanischen Kirche unter Bewahrung ihres Grundcharakters berufene Westminster-Synode zur presbyterianischen Kirchenversammlung ab.
Sie zog damit den grundsätzlichen Widerstand der überzeugten Anglikaner auf sich und vertiefte die vorhandenen Gegensätze. Die Trennung zwischen Anglikanern und Presbyterianern wurde durch sie endgültig. Ihr eigentliches Problem lag nicht mehr dort, sondern im Verhältnis zu den (radikalen) Independenten, bei denen entschiedener Biblizismus und religiöser Individualismus noch miteinander kämpften. In harten Verhandlungen setzte sie einen maßvollen, durchdachten Presbyterianismus durch, der seine Schwerpunkte in der Selbständigkeit der (mit göttlicher Würde ausgestatteten) Kirche wie in der Abendmahlszucht hatte, jedoch nach englischem Herkommen eine stärkere Mitwirkung der politischen Körperschaften an der Kirchenordnung vorsah als in Schottland (The Form of Government to be used in the Church of England and Ireland, 1645/48).
An die Stelle des anglikanischen Book of ð Common Prayer trat eine presbyterianische Agende, die Schriftlesung und Predigt in den Mittelpunkt des Gottesdienstes rückte (Directory for the Public Worship of God throughout the three Kingdoms of England, Scotland and Ireland, 1645). Grundlage des Gemeindegesangs wurde die von der Synode revidierte metrische Psalmenübersetzung von Francis Rous. - Das wichtigste Ergebnis der Beratungen war das Glaubensbekenntnis (W. Confession, 1644/47).
In ihm kam die calvinistische Lehre auf der Grundlage der Föderaltheologie entschieden und überlegt zum Ausdruck (31 Artikel; klare heilstheologische Gliederung, Ablehnung von Amyrauts Universalismus hypotheticus). Es wurde 1647 in Schottland, in England nach einigen umkämpften Abänderungen erst 1660 in Kraft gesetzt, wo es noch im selben Jahre durch die Restauration des Anglikanismus seine Geltung verlor. Seitdem ist es (neben dem Heidelberger Katechismus) das ref. (presbyterianische) Hauptbekenntnis.
Außerdem arbeitete die Synode 1647/48 auf der Grundlage von Usshers »Body of Divinity«, Perkins' »Exposition of the Lord's Prayer« und Wollebs »Compendium theologiae« 2 Katechismen aus (Larger Catechism, wenig einflußreich; Shorter Catechism [The Grounds and Principles of Religion], weit verbreitet). Im ganzen darf die Westminster-Synode als wesentliches ref. (presbyterianisches) Selbstbildnis gelten.
Römisch-katholisches Erzbistum
Das römisch-katholische Erzbistum Westminster wurde bei der Wiederherstellung der katholischen Hierarchie in England am 29.9.1850 gegründet und umfaßte ursprünglich ganz England und Wales mit 12 (später 15) Suffraganbistümern; durch Abtrennung der Erzbistümer Birmingham und Liverpool (1911) sowie Cardiff (1916) wurde die Kirchenprovinz auf 4 Suffragane (Northampton, Nottingham, Portsmouth, Southwark) beschränkt.
Der Erzbischof von Westminster ist der führende Bischof der englischen katholischen Kirche. Bisherige Erzbischöfe: N. Wiseman (1850-65), H. E. Manning (1865-92), Herbert Vaughan (1892-1903), Francis Bourne (1903-35). Arthur Hinsley (1935-43), Bernard Griffin (1943-56), William Godfrey (seit 1957).
Literatur:
- R. WIDMORE, Enquiry of W. Abbey, 1743 - DERS., Hist. of W. A., 1751
- J. P. NEALE- E. W. BRAYLEY, W. A., 1818-23
- J. A. ROBINSON, Notes and Documents relating to W. A., 4 Bde, 1909-11
- H. F. WESTLAKE, W. A., 2 Bde, 1923
- DERS., The Story of W. A., 1924
- W. R. LETHABY, W. A. Re-examined, 1925
- J. PERKINS, W. A. Its Worship and Ornaments, 3 Bde, 1938-52
- A. FOX, W. A., 1951 - ODCC 1449 f.
- W. M. HETHERINGTON, Hist. of the W. Assembly of Divines, (1878) 18894
- A. F. MITCHELL, The W. Assembly, its Hist. and Standards, (1883) 18972
- W. CARRUTHERS, The Shorter Catechism of the W. Divines... with Historical Account and Bibliography, 1897
- BSRK 542-652 - W. BEVERIDGE, A Short Hist. of the W. Assembly, 1904
- B. B. WARFIELD, The W. Assembly and its Work (Princeton Theol. Review 1908, 177-210. 353-391)
- RE XXI, 176 ff.
- S. W. CARRUTHERS, The W. Confession of Faith, 1938 (m. krit. Edition d. Textes)
- DERS., The Everyday Work of the W. Assembly, 1943 - EKL III, 1798 f.
- LThK X, 845 f. - EC XII, 1635 f. - AnnPont 1961, 526.
aus: Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Auflage, Bd. 1, S. 37 ff. (c) J.C.B. Mohr (Paul Siebeck)
Mit freundlicher genehmigung des Verlages veröffentlicht. Bitte beachte Sie die Internetseiten der 4. Auflage der RGG: http://www.mohr.de/rgg4.html
M. Schmidt