Stadtansichten
Grafik- und Kartensammlung
„Bei den Grafiken sind viele ererbte Stücke dabei, aber die habe ich auch gerne haben wollen, weil Emden war ja meine Stadt. Und auch das Emden dann völlig zerstört war. Die Dinge müssen erhalten bleiben […] 1944 wurde das Rathaus zerstört. Damals hatte man immer gesagt, kannst in den Bunker gehen, kannst aber auch ins Rathaus gehen, da passiert […] nichts, da hält der liebe Gott die Hand drüber. Und dann war tatsächlich – in der komischen 6ten Septembernacht – auch das Rathaus kaputt. Das sehe ich noch, das vergesse ich nie wieder, das habe ich immer noch vor Augen: da war ein alter Mann der war sicher schon so um die 70 […] der hatte eine alte Arbeiterjacke an und der weinte; da kam dieser Mann rein (in den Bunker) und stand da so und unter Tränen: „Wir haben unser Rathaus verloren“. Da haben die Leute richtig mitgeweint: „Das hat doch nun ein paar hundert Jahre gestanden, das kann doch nun nicht weg sein!“ Und als sich das dann beruhigt hat, also […] es nicht mehr brannte, da war die ganze Stadt platt, alles war platt, auch das Rathaus stand nur noch wie ein hohler Zahn, kein Turm mehr, alles weg, alles weg, nur noch ein Trümmerhaufen.“
[Aus: Heike Sawodny, Ein Sammler und seine Leidenschaft, Emden 2008]
EMUDA VULGO EMBDEN | Kolorierter Kupferstich aus „Civitates Orbis Terrarum“, Bd. II von Georg Braun und Franz Hogenberg, Köln ca. 1595.
In der Neuauflage des Städteatlas von Braun/Hogenberg wurde die Kupferplatte mit dem Grundriss der Stadt Emden aktualisiert. Während in der Erstausgabe von 1575 das neue Emder Rathaus noch fehlte, wurde es im zweiten Zustand ergänzt. Neu ist hier auch die Silhouette des Dorfes Nesse auf der der Stadt vorgelagerten Insel. Am einfachsten lässt sich jedoch diese zweite Ausgabe anhand der Personengruppe unten rechts bestimmen, da die Frau in altfriesischer Tracht (rechts) erst 1576 ergänzt wurde.
Stadtplan von 1576
Am Anfang der umfangreichen Karten- und Grafiksammlung von Bernhard Brahms stand der Kauf eines Stadtplans von Braun & Hogenberg aus dem Jahre 1576, den er in der Buchhandlung von Burkhard Krebs in Emden erwarb:
„Wir bekamen nach der Währungsreform ja 40 Mark damals. Und von diesen 40 Mark habe ich mir diese Karte gekauft. Das durften meine Eltern gar nicht wissen. Die lag in so einer Papprolle bei mir unter dem Bett, und meine Mutter saß jeden Abend da und stopfte meine Sachen. Aber mir war [die Karte] ja lieber als eine Hose. Und dann hatte ich eigentlich nur diese Karte und […] die Ostfriesland-Karte, wo die beiden Figuren da am Rand stehen [Frisia Orientalis von Johannes Florianus]. Die Karten wollte ich gerne haben und damit war es eigentlich genug. Die habe ich richtig versteckt vor meinen Eltern. Und das hat dann zwei, drei Jahre gedauert – ich konnte ja gut Englisch – dann habe ich mir durch Englischunterricht ein paar Mark verdient und die habe ich dann immer angelegt. Die Sachen habe ich mir dann von dem Englischunterricht angeschafft.“
[Aus: Heike Sawodny, Ein Sammler und seine Leidenschaft, Emden 2008]
Das Rathaus zu Emden | Kolorierter Holzstich von B. Strassberger, verlegt von Otto Spamer, Leipzig und Berlin 1885
Diese Ansicht vom Emder Rathaus wurde dem Band „Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland“ entnommen, der als Teilband 12 der Reihe „Unser Deutsches Land und Volk“ erschien. Die Vorlage für den Stich zeigt nicht den damals aktuellen Stand, zumal der nördliche Ratsdelft zu dem Zeitpunkt schon lange verfüllt und zum Stadtgarten umfunktioniert worden war.
Am Delft | Farbige Zeichnung von Ludwig Redenius-Hesse
Vorzeichnung eines Motivs, das sich im Emder Stadttableau wiederfindet.
Das Rathaus | Farbige Zeichnung von Ludwig Redenius-Hesse
Vorzeichnung eines Motivs, das sich im Emder Stadttableau wiederfindet.
„Du Reif von Eisen fest, Du heilig Unterpfand. Das mit dem deutschen Meer vermählt das deutsche Land“ | Stahlstich aus der Illustrierten Zeitung vom 26.7.1856, Nr. 682, S. 57
Bei der Abbildung war es weniger die Absicht des Künstlers ein authentisches Abbild vom Festzug darzustellen, sondern vielmehr ein Stimmungsbild einer prunkvollen und geschichtsträchtigen Feier zu vermitteln. Der Spruch möchte die wichtige Rolle des Emder Hafens vermitteln, die dieser für die Wirtschaft in Deutschland hatte. Mit der Anbindung Emdens ans Schienennetz wurde erst ein Gütertransfer auch in ferne Ländern ermöglicht.
Die Anlagen der Hamburg-Amerika-Linie im Außenhafen | Stahlstich
Bereits 1855 waren die ersten Auswanderer von Emden aus mit der Schonerbrigg „Antje Brons“ in die neue Welt gesegelt. In den Jahren 1912/13 kam es zu Gesprächen zwischen der Stadt Emden und Hapag und Lloyd, die dazu führten, dass Linien nach New York, Ostasien, Südamerika und Australien eingerichtet wurden. Die Anlagen stammen aus dieser Zeit. Der erste Weltkrieg sollte jedoch die damit verbundenen Hoffnungen zunichtemachen.
EMBDEN | Kupferstich von Daniel Meisner, Frankfurt a.M. 1638
Diese Ansicht wurde als eine von insgesamt 800 Darstellungen in das zweibändige Werk „Politisches Schatzkästlein“ aufgenommen, das erstmals 1625 von Daniel Meisner (1585-1625) herausgegeben wurde. Nach seinem Tod wurden die Platten nach Nürnberg verkauft, wo sie 1638 als Vorlage für die zweite Auflage dienten. Verändert wurde die Abfolge der Kupferstiche, hin und wieder auch ein Stadtwappen ergänzt, wie im vorliegenden Falle.
EMUDA VULGO EMBDEN | Kolorierte Radierung von Francesco Valegio, Venedig 1598
Francesco Valegio (1560–1611) brachte seine „Sammlung der sehenswertesten Städte in der Welt“ in dem seinerzeit beliebten Taschenformat heraus. Schon der Titel verweist auf die Vorlage von Braun und Hogenberg von 1576.
DE STAD EN HAVEN VAN EMBDEN VAN BINNEN, MET HET STADHUIS EN DE BEURS | Kolorierter Kupferstich aus dem Verlag von F. Bohn, 1808
Nach einer Vorlage von Gottfried Arnold Lehmann (1766–1819) fertigten R. Vinkeles und D. Vrydag den vorliegenden Kupferstich, der 1808 im Verlag von F. Bohn erschien. Lehmann war gebürtiger Leeraner und lebte als Kupferstecher in Amsterdam, Hamburg und Berlin. 1805 gab er drei großformatige Kupferstiche mit Motiven aus seiner Heimat heraus, u. a. auch das hier vorliegende Motiv. Es zeigt den nördlichen Teil des Ratsdelfts, wo es damals offensichtlich eine Pferdetränke gab. Auch ein der Polizeiwache ähnliches Gebäude zur Linken des Rathauses dürfte schon wenig später verschwunden sein, da es auf Fotografien oder älteren Darstellungen nicht mehr auftaucht.
EMBDEN | Kupferstich von Lodovico Guicciardini (1521–1589) nach Bertius aus Omnivm Belgii, sive inferioris Germaniae, regionum descriptio, 1616
Das 517 Seiten starke Buch, dem dieser Kupferstich entnommen wurde, enthält 105 Karten und Stadtansichten, hauptsächlich von Belgien, den Niederlanden und vom Norden Frankreichs. Dass Emden enthalten ist, zeigt, wie selbstverständlich die Stadt dem niederländischen Kulturkreis zugeordnet wurde.
Es handelt sich um eine typische Panoramaansicht Emdens von der Insel Nesserland aus gesehen. Dass Wohnungen in Emden seinerzeit begehrter waren als in dem inzwischen innerhalb der Emder Stadtmauern gelegenen Klein-Faldern, wird nicht zuletzt an der Geschosshöhe der Häuser deutlich.
Der Delft in Emden | Kolorierter Holzstich von Adolf Cloß nach einer Vorlage von Gustav Schönleber, in: Edmund Hoefer: Küstenfahrten an der Nord- und Ostsee, Stuttgart 1881, S. 10
Mit dieser Ansicht des nördlichen Ratsdelfts hat Gustav Schönleber (1851–1917) eine sehr stimmungsvolle Szene bei Vollmond eingefangen, die als Holzstich von Adolf Cloß (1864–1938) in einer illustrierten Zeitschrift veröffentlicht wurde. Der süddeutsche Maler Schönleber unterrichtete an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. Zu seinen Schülern gehörte u. a. auch Friedrich Kallmorgen.
Bei Ebbe ist die Emder Rathausbrücke von ihrer Nordseite zu sehen. Wenig später schon wurde dieser Teil des Ratsdelftes mit Erde verfüllt und zu einem Stadtgarten umgestaltet.
Gekauft wurde der Holzstich von Bernhard Brahms in einem Antiquariat in den 80er Jahren in Göttingen.
DIE GROSSE REFORMIERTE KIRCHE IN EMDEN | Kolorierter Stahlstich von Emil Höfer, Darmstadt 1854
Der Stahlstecher Emil Höfer (1815–1850) war ebenfalls für den Verleger Lange in Darmstadt tätig und übertrug diese schöne Darstellung Ludwig Rohbocks von der Großen Kirche in Stahl. Ems und Dollart hat man vom Emder Friedhof aus sicherlich zu dem Zeitpunkt nicht mehr sehen können. Möglicherweise lag Rohbock eine ältere Darstellung vor. Einen recht imposanten Eindruck macht der mittelalterliche Turm der Großen Kirche, der aufgrund seiner Baufälligkeit 1855 abgetragen werden musste.