Ostfriesisches Silber
Zu der kleinen Sammlung von ostfriesischem Kleinsilber gehören u.a. 19 Riechdosen, zahlreiche Besteckteile, aber auch eine Spardose sowie ein Geldbeutel mit Perlenstickerei. Die kleine Sammlung stammt zum Teil aus dem ererbten Familienbesitz. In der Hauptsache handelt es sich dabei um Arbeiten von Leeraner und Emder Gold- und Silberschmieden.
Riechdosen bzw. Rukeldoeskes enthielten einen kleinen Schwamm, der mit sogenanntem „Ungelswater“ getränkt war. Sie wurden bei Ohnmachtsanfällen und Kopfschmerzen eingesetzt und begleiteten die Besitzerin beim sonntäglichen Kirchgang. Die Formgebung ist sehr vielfältig. Sehr gebräuchlich war die Ei-Form oder auch feingearbeitete Dosen mit runder, rechteckiger, quadratischer oder achteckiger Grundform. Es finden sich aber auch Exemplare in Form eines Buches, einer Hutschachtel oder eines kleinen Gebäudes. Der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt.
Geldbeutel | Silber; MZ Siefke Dirksen, Emden.
Der für Ostfriesland typische Geldbeutel mit einem Taschenbügel aus Silberfiligran gehörte zum Sonntagsstaat von vornehmen Frauen im 18. und 19. Jahrhundert. Der wesentlich größere Beutel hing dabei an einem Gürtelhaken. Der vorliegende und mit Perlen bestickte Beutel diente der Großmutter, Harmke Brahms, geb. Geyken, zur Aufbewahrung von Kollektengeld. Möglicher-weise erbte sie den Beutel zusammen mit der Zuckerzange, da beide von dem Emder Silberschmied Siefke Dirksen vor 1839 gefertigt wurden.
Riechdose mit Deckel in Muschelform | 750er Silber; ohne MZ, ohne BZ. H: 2,7 cm; B: 3,3 cm; T: 2,6 cm
Die Riechdose stammt ebenfalls aus dem Nachlass der Großmutter. Das Herz auf der Vorderseite wurde mit einer Punktgravur beschriftet, und zwar mit den Buchstaben „LMS“ und dem Jahr 1844.
Zuckerzange | 800er Silber; MZ Siefke Dirksen, Emden.
Die Zuckerzange in Scherenform wurde in der Werkstatt von Siefke Dirksen in der Emder Brückstraße hergestellt. 1839 allerdings siedelte sich der Silberschmied als Goldschmied in Bremen an, um 1848 schließlich nach Amerika auszuwandern. Sein Sohn Gerrit gründete 1890 die „Dirksen Silver Filigree Company“, die einige Zeit sehr erfolgreich ostfriesisches Silberfiligran in den Vereinigten Staaten produzierte. Die Filigranarbeit besteht zum Teil aus kodiertem Draht. Die Greifer in Muschelform sind typisch für Zuckerzangen aus der Herstellung von Siefke Dirksen. Die Filigranzange war ein Geschenk anlässlich der Hochzeit der Großeltern im Jahre 1880. Die gravierten Initialen „G.H.“ stehen für Harmke Geyken.
Riechdose mit sechseckiger Grundform | 750er Silber; Gerriet (Gerrit) Siefkes Dirksen, Emden (1844–1850)
H: 3,2 cm; B: 3,9 cm; T: 2,6 cm
Riechdose mit sechseckiger Grundform | 800er Silber; F. Reusch & Söhne/ Johann Ernst Hermann Spliedt, Itzehoe (1888 – 1900)
H: 3,8 cm; B: 4,4 cm; T: 2,0 cm
Korb | Silber; ohne MZ, Esens.
Dieses kleine Vitrinenobjekt aus Silber-filigran wurde in Esens gefertigt, was die Stadtmarke verrät. Solche Stücke waren aber auch außerhalb Ostfrieslands sehr verbreitet.
Maritimer Esslöffel | 835er Silber.
Dieser reich verzierte Löffel zeigt am Ende des Stiels ein Segelschiff. Er wurde nach 1888 in Deutschland gefertigt.
Teesieb mit Abtropfschale |
800er bzw. 925er Silber.
Das Teesieb aus 800er Silber ist mit Sicherheit älter als die Abtropfschale, die der Gold- und Silberschmied Vierfuss in Leer in 925er Silber gefertigt hat. Vermutlich wurde die Schale nachträglich ergänzt, um das Sieb zu komplettieren.