II. Tagung zur Konfessionskultur des Reformiertentums
Politisch-rechtliche Kultur
Tagung
Das frühneuzeitliche Verhältnis von Politik und Recht zur christlichen Religion im Allgemeinen und ihren konfessionsspezifischen Ausprägungen im Besonderen ist der Ausgangspunkt für die Tagung „Konfession, Recht, Politik“. Sie ist eingebettet in ein Kooperationsprojekt „Konfessionskultur des Reformiertentums im Nord- und Ostseeraum“ zwischen Johannes a Lasco Bibliothek und Leibniz-Institut für Europäische Geschichte Mainz. Im Zentrum des Projekts steht die Frage, ob sich angesichts der Pluralität des frühneuzeitlichen Reformiertentums ein spezifisches Profil reformierter Konfessionskultur bestimmen lässt. Diesem übergeordneten Anliegen wird entlang zentraler Interaktionsfelder nachgegangen, auf denen mögliche konfessionelle Prägungen erwartet werden. Erklärtes Ziel der Tagung ist es daher, Interdependenzen zwischen Politik, Recht und Konfession in der Frühen Neuzeit exemplarisch zu beleuchten und dabei nach konfessionsspezifischen Prägungen zu fragen.
Im Rahmen der Tagung werden drei Themenfelder näher in den Blick genommen: I. Die Frage nach konfessionsspezifischen Rechtskulturen, II. Interkonfessionelle Dynamiken in Recht und Politik, III. Politisch-rechtliche Einhegungsmechanismen konfessioneller Konkurrenz.
Im ersten Themenblock wird nach konfessionellen Spezifika im Rahmen der Bestimmung des Verhältnisses zwischen Politik und Recht sowie konfessionell geprägter Religion gefragt, um so die Verflechtung von politischen und rechtlichen Phänomenen im interdisziplinären Diskurs um frühneuzeitliche Konfessionskulturen verorten: Waren die jeweiligen konfessionellen Sozialisationen und Wahrnehmungsmuster prägend für frühneuzeitliche Rechts-praktiken? Äußert sich Konfessionskultur überhaupt im Bereich von Recht und Politik, und macht es daher Sinn, jene Felder dem Begriff „Konfessionskultur“ zuzuordnen?
Im zweiten Block sollen interkonfessionelle Dynamiken vergleichend analysiert werden, die Akteure und Institutionen unterschiedlicher konfessioneller Prägung miteinander in Austausch brachten: Lassen sich unbenommen der im Block I eventuell herausgearbeiteten Spezifika konfessionsübergreifende, -kooperative Phänomene feststellen, die Rückwirkungen auf konfessionelle Selbst- und Fremdwahrnehmungen einerseits und die Gestaltung normativer Regelungen andererseits zeitigten? Im dritten und abschließenden Block geht es um politisch-rechtlich Einhegungen konfessioneller Konkurrenzen: Welcher Mechanismen und Argumentationsfiguren bedienten sich rechtliche Regelungen angesichts konfessioneller Konkurrenzen? Unter welchen Bedingungen wirkten jene Mechanismen und Argumentationsfiguren einhegend?
Öffentliche Vorträge
Irene Dingel | Gestaltung durch Konfessionalität? Wechselwirkungen an den Schnittstellen von Bekenntnis, Recht und Politik in ausgewählten Perspektiven
Christoph Strohm (Heidelberg) | Der Beitrag des ius publicum zur Einhegung konfessionell aufgeladener Konflikte